Ein Haus zum Traumen
mit Lampen ausgestattet werden. Danach machte sie sich ein riesiges Sandwich.
Sie aß alleine auf der Veranda und stellte sich vor, wie es aussehen würde, wenn alle Sträucher und Stauden im Garten blühten. Unter die große Platane würde sie eine Steinbank stellen, und alle Wege und Terrassen wären neu gepflastert. Die Weiden am Teich, der rote Ahorn, die Schönheit der Magnolien.
Nicht verflucht, dachte sie und rieb sich leicht das Knie, das ein bisschen steif war und wehtat. Zu lange ignoriert und vernachlässigt, aber nicht verflucht, auch wenn der verbitterte alte Mann es behauptete.
Sie würde ein Vogelhaus aufstellen und Futterhäuschen für die Kolibris. Und die Vögel würden kommen. Den Staudengarten würde sie selber anlegen – nachdem sie herausgefunden hatte, was hier am besten gedieh –, und damit würde sie noch mehr Vögel und Schmetterlinge anziehen und zugleich Blumen für die Vase haben.
Sie würde sich einen Hund kaufen, dem sie Stöckchen werfen konnte, der Eichhörnchen und Kaninchen jagte, und den sie ausschimpfen würde, wenn er Löcher im Garten buddelte. Vielleicht würde sie sich sogar einen so charmant hässlichen Hund suchen, wie Spock es war.
Sie würde Partys feiern, mit Lampions in den Bäumen und Musik, und die Leute würden durch das Haus und über den Rasen laufen, und alles mit ihren Stimmen füllen.
Und sie würde jeden Morgen in ihrem eigenen Haus aufwachen.
Sie blickte auf den Pappteller auf ihrem Schoß und rieb sich erschreckt über die Wangen, als sie die Tränen tropfen sah. »O Gott, was ist das? Was ist das denn?«
Sie saß auf der ramponierten Veranda mit Blick auf den überwucherten Garten, ganz alleine, während die Sonne hinter den Bergen unterging. Und sie schluchzte vor sich hin. Ab und zu musste es wohl mal sein.
Hunde, Leute, bunte Lichter? Es war doch viel wahrscheinlicher, dass sie scheiterte. Nein, das Haus war nicht verflucht. Es hatte ein gutes Gerüst, gute Muskeln. Aber war sie vielleicht verflucht? Was hatte sie denn jemals geleistet? Was hatte sie jemals zu Ende gebracht? Sie würde auch hier versagen. Im Scheitern war sie am besten.
»Hör auf. Hör mit diesem Scheiß auf.«
Entschlossen unterdrückte sie ihr Schluchzen und stand auf. Sie packte den Pappteller und das halb aufgegessene Sandwich, ging rein und warf sie in den Abfalleimer. Dann atmete sie tief durch und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als sie sich wieder besser fühlte, ging sie nach oben und holte die Ausgabe von Gatsby .
Sie trug sie über die Straße und klopfte an Fords Tür.
»Du kommst gerade recht«, sagte er, als er die Tür öffnete. Spock raste freudig auf Cilla zu und drückte sich an ihr Bein. »Ich wollte mir gerade eine ganze Liste von Vorwänden ausdenken, warum ich zu dir kommen könnte.«
Sie trat ein und reichte ihm das Buch. »Du hast gesagt, du würdest sie für mich aufbewahren.«
»Klar. Die Briefe?«
Weil der Hund sie so liebevoll aus seinen hervorstehenden Augen anschaute, hockte sie sich hin und kraulte ihn ein bisschen. »Ich bin nicht so gut drauf, und ich möchte sie lieber nicht im Haus haben.«
»Okay.«
»Würdest du sie gelegentlich mal lesen, wenn du Zeit hast? Ich würde gerne wissen, was du davon hältst.«
»Ja, gerne. Dann brauche ich wenigstens den täglichen Kampf zwischen Neugier und Integrität nicht mehr auszufechten. Ich lege sie in mein Atelier. Möchtest du kurz heraufkommen? Ich möchte dir ein paar Skizzen zeigen, die dir bestimmt gefallen.«
»Ja.« Sie fühlte sich ruhelos. Und sie hatte ein bisschen Kopfschmerzen. Besser, sie blieb in Bewegung. »Ja, warum nicht.«
»Willst du ein Bier, einen Wein?«
»Nein, nein. Nichts.« Alkohol war nach so einer Heulattacke nicht gerade die beste Idee.
»Wo ist Steve? Ich meine, ich hätte vor einer Weile sein Motorrad gehört.«
»Er ist ausgegangen. Er sagte, er bräuchte ein bisschen Action, vielleicht würde er mit den anderen Handwerkern Billard spielen gehen oder so. Ich glaube, er hat ein Auge auf eine der Gärtnerinnen geworfen. Sie heißt Shanna.«
»Shanna und ich kennen uns schon lange. Nicht so, wie du glaubst«, fügte er rasch hinzu. »Wir waren schon als Kinder befreundet. Ich, sie, Bri und Matt.«
»Nett. Nett, so alte Freunde zu haben. Oh. Wow.«
Er hatte eine ganze Menge neuer Skizzen. Action-Posen, dachte sie. Mitten im Sprung, mitten im Schritt, mitten in der Drehung. Und in allen Bewegungen sah sie – und ihr Gesicht war nicht zu verkennen
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