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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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gesunken zu sein, war sie jetzt warm zugedeckt.
    Und allein.
    Ein Teil von ihr wollte sich dem Tag nicht stellen, wollte die Erinnerungen gar nicht erst aufsteigen lassen, sondern sich ein fach nur wieder vom Regen in den Schlaf wiegen lassen.
    Aber dazu bist du schon zu weit gekommen, sagte sich Cilla. Du kannst jetzt nicht einfach aussteigen. Stell dich den Tatsachen und handele.
    Mühsam stand sie auf. Dann sah sie den Kaffee.
    Ihr isolierter Reisebecher stand auf dem Nachttisch. Daran lehnte einer ihrer Notizblocks, auf dem sie akkurat und wenig schmeichelhaft so dargestellt war, wie sie jetzt aussah. Mit zerzausten Haaren, verquollenen Augen, zerknittert und mit finsterer Miene. Darunter stand in kühnen Blockbuchstaben:
    ICH BIN KAFFEE!!
    TRINK MICH!
    (UND DANN DREH DIE SEITE UM)
    »Komischer Typ«, brummelte sie. Sie legte die Kladde auf das Bett und griff zum Becher. Der Kaffee darin war zwar nur lauwarm, aber er war stark und süß. Genau das, was ihr der Arzt verschrieben hatte. Sie saß da und ließ sich langsam vom Koffein aufwecken.
    Dann blätterte sie die Seite im Notizbuch um.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie Grund zum Lachen haben würde, dass irgendetwas den Nebel der Depression durchdringen und ihr ein überraschtes Schmunzeln entlocken würde.
    Er hatte sie lebhaft, mit großen Augen, übertriebenen Brüsten und schwellendem Bizeps gezeichnet, mit wehenden Haaren und breitem, selbstbewussten Lächeln. Den Kaffeebecher, aus dem ein Dampfwölkchen aufstieg, hielt sie fest in der Hand.
    »Ja, du bist ein komischer Typ.«
    Sie legte den Notizblock beiseite und machte sich auf die Su che nach ihm.
    Als sie die Schlafzimmertür öffnete, hörte sie das Klirren bereits. Glas – nein, kaputte Fliesen, dachte sie – gegen Plastik. Sie ging zum großen Schlafzimmer, öffnete die Tür und trat an die Badezimmertür.
    Er hatte sich Arbeitshandschuhe übergestreift und einen kleinen Spaten und mehrere Eimer mit hinaufgebracht. Zwei davon waren bereits voller Fliesenscherben. Heute Morgen war der Anblick der Zerstörung fast noch schwerer zu ertragen als gestern Abend.
    »Du verlierst deinen Status als Langschläfer.«
    Er warf eine weitere Schaufel voll Scherben in den Eimer und richtete sich auf, um sie anzuschauen. »Du hast mich wahr scheinlich für alle Zeit verdorben. Wie schmeckt der Kaffee?«
    »Danke, gut. Du musst das nicht machen, Ford.«
    »Vom Bauen verstehe ich nichts, aber jede Menge vom Aufräumen.«
    »Wir werden wesentlich mehr brauchen als Eimer und Schau fel.«
    »Ja, das ist mir klar. Aber ich habe mir gedacht, dass ich eigentlich schon anfangen könnte aufzuräumen, bevor es mich zu sehr … sagen wir mal, belebt, an einem verregneten Sonntagmorgen mit dir im Bett zu liegen.«
    »Nennst du das so?«
    Er nickte ernst. »Ja, in Gesellschaft.«
    Sie nickte und trat näher, um die Risse und Brüche in ihrer Glasmauer zu betrachten. Sie hatte sie so schön gefunden, wenn das Licht hindurchfiel. Sie hatte sich vorgestellt, wie es auf den Chromarmaturen wie flüssiges Silber glänzen würde. Ihre elegante Oase, und ja, vielleicht ein persönlicher Gruß an Hollywood.
    Die Wurzeln ihrer Wurzeln.
    »Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Ich weiß ehrlich noch nicht, ob ich das alles wieder aufbauen will, ob ich die Kraft habe, diesen Krieg zu führen, den mir irgendjemand erklärt hat. Ich bin doch nicht hierhergekommen, um Krieg zu führen. Ich wollte etwas aufbauen, für mich und für sie. Aber wenn das Fundament bricht, dann stürzt immer wieder alles ein.«
    »Es ist nicht von selbst eingestürzt, Cilla, es ist zerstört worden. Das ist ein Unterschied.« Er verstand, dass sie damit ebenso sehr sich selbst wie dieses Zimmer meinte. Deshalb legte er den Kopf schräg und musterte sie eingehend. »Ich sehe keine Risse.«
    »Sie war ein Junkie, eine Alkoholikerin. Vielleicht hat man sie dazu gemacht, ausgebeutet, missbraucht. Ich weiß, wie das ist. Vielleicht nicht so gut wie sie, aber ich habe zumindest eine Ahnung, wie es für sie gewesen sein mag. Ich hätte ja woanders ein Haus umbauen können, aber ich habe mich ganz bewusst für diesen Ort hier entschieden. Es hat etwas mit ihr zu tun. Und es hat mit diesem Ort zu tun. Ich muss mir beweisen, was ich wert bin. All das hängt damit zusammen.«
    »Es sind gute Gründe.« Er zuckte mit den Schultern. »Du bleibst also, räumst hier auf. Baust weiter. Nach deinen Bedingungen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung, wie

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