Ein Haus zum Traumen
Dadurch ist es irgendwie mehr als nur ein Haus. Es ist eher eine Legende, oder? Ich weiß noch genau, als es passierte. Ich war gerade schwanger mit meinem mittleren Kind – erst im zweiten Monat oder so, und mir war es jeden Morgen übel. Ich hatte mich gerade übergeben, und Tom versuchte Marianna – unserer Ältesten – ihr Frühstück zu geben. Sie war damals knapp zwei, und überall klebte Haferbrei. Meine direkte Nachbarin – Abby Fox, erinnerst du dich noch an sie, Patty?«
»Ja. Wenn sie irgendwo Klatsch witterte, setzte sie alles daran, es zu erfahren.«
»Sie wusste immer alles als Erste, und auch das hier war keine Ausnahme. Sie kam herüber und erzählte es uns. Ich brach in Tränen aus. Die Hormone wahrscheinlich. Mir wurde wieder schlecht, und ich weiß noch, dass Tom nicht mehr ein noch aus wusste, weil er sich neben dem Baby auch noch um mich kümmern musste. Es war ein schrecklicher Tag. Entschuldigung.« Sie schüttelte sich. »Ich weiß gar nicht, warum ich jetzt davon angefangen habe.«
»Das liegt am Haus«, erklärte Patty. »Komm, Cilla, zieh dich um und komm mit uns. Der Regen und der trübe Tag machen uns ganz traurig. Wir lassen ein Nein nicht gelten.«
Vermutlich ließ sie sich überreden, weil sie drei gegen eine waren und weil Cathys Erinnerungen sie tatsächlich traurig gemacht hatten. Und dann stellte sie überrascht fest, dass sie es genoss, in den Läden in der Mall zu stöbern, sich ei -nen schmalzigen Liebesfilm anzuschauen, Margaritas zu trin -ken und einen Caesar Salad mit gegrilltem Hühnchen zu essen.
Auf der Damentoilette stand Angie neben ihr am Waschbecken, zupfte an ihren Haaren und legte frischen Lipgloss auf. »Na ja, es ist zwar nicht der Rodeo Drive, mit Premiere und Dinner im angesagtesten Restaurant, aber es war ein schö ner Tag, oder?«
»Ich hatte Spaß. Und am Rodeo Drive bin ich sowieso nur selten ausgegangen.«
»Also, ich würde es genießen, wenn ich da leben würde. Selbst wenn ich mir nur Schaufenster anschauen und träumen könnte. Fehlt dir das Leben da wirklich nicht?«
»Nein, wirklich nicht. Ich – Entschuldigung«, sagte sie, als ihr Handy klingelte. Cilla zog es aus der Tasche, drückte das Gespräch aber weg, als sie die Nummer ihrer Mutter auf dem Display erkannte.
»Du kannst ruhig drangehen. Ich gehe schon mal vor.«
»Nein. Der Anruf hätte mir garantiert die Laune verdorben. Verbringst du eigentlich oft einen verregneten Samstag mit dei ner Mutter?«
»Ja, schon. Ich bin gerne mit ihr zusammen. Wir haben immer versucht, uns einen gemeinsamen Tag zu reservieren, und seit ich auf dem College bin, bemühen wir uns noch mehr. Manchmal haben wir Freundinnen dabei, manchmal sind wir aber auch alleine.«
»Du kannst dich glücklich schätzen.«
Angie legte eine Hand auf Cillas Arm. »Ich weiß ja, dass sie nicht deine Mutter ist, aber ich weiß auch, dass sie wirklich gerne deine Freundin sein möchte.«
»Sie ist meine Freundin. Wir kennen uns nur nicht sehr gut.«
»Noch nicht?«
»Noch nicht«, stimmte Cilla zu, und Angie lächelte sie an.
Als Cilla nach Hause kam, hörte sie ihren Anrufbeantworter ab. Zwei Anrufe von Ford, stellte sie fest – vermutlich genau in der Zeit, als sie ihr Handy im Kino ausgeschaltet hatte – und einer von ihrer Mutter.
Sie spielte den von ihrer Mutter ab. Es war die übliche Leier, von kalter Verachtung bis hin zu wütenden Vorwürfen, mit einem kurzen tränenreichen Beben dazwischen.
Cilla löschte sie und hörte sich dann Fords erste Nachricht an.
»Hey. Meine Mutter hat Spaghetti und Fleischklößchen gemacht und mich gefragt, ob ich essen kommen und eine Freundin mitbringen will. Du hast die Tür nicht aufgemacht, und jetzt gehst du auch nicht ans Telefon. Also frage ich mich, ob ich mir Sorgen machen, mich um meinen eigenen Kram kümmern oder wahnsinnig eifersüchtig sein soll, weil du mit einer Sahneschnitte namens Antonio durchgebrannt bist. Ruf mich auf jeden Fall an, damit ich es weiß.«
Sie hörte sich auch die zweite Nachricht an. »Ignorier die Nachricht von eben. Mein Vater hat deinen Vater getroffen, also viel Spaß mit den Mädels. Ah, das war der Ausdruck deines Vaters. Die Mädels. Du wirst köstliche Hackbällchen verpassen.«
»Gott, du bist so süß«, murmelte Cilla. »Und wenn ich nicht so müde wäre, würde ich auf der Stelle zu dir marschieren und dich anspringen.«
Gähnend ging sie mit zwei Einkaufstüten die Treppe hinauf. Oben erwartete sie ein echtes Bett, fiel
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