Ein heißer Job Kommissar Morry
schoß nur einmal.
Sie tat es ruhig und kaltblütig.
Recznick schrie auf und brach in die Knie. Julia blieb stehen. Unbeweglich. „Ich hoffe, das hat Sie kuriert", sagte sie.
22
Alan Heflin verbrachte mehrere Stunden im Polizeipräsidium. Mit großer Sorgfalt und Konzentration durchblätterte er die Verbrecheralben, die man ihm vorlegte, aber er fand unter den Fotos nicht die Gesichter, die er suchte.
„Das ist alles, was Sie haben?" fragte er am Ende der Aktion.
„Hm", machte der Sergeant. „Nichts gefunden?"
„Sie sind nicht dabei."
„Vielleicht sind die Burschen noch nicht vorbestraft“, meinte der Sergeant. „Oder sie haben bisher in einem anderen Staat gearbeitet."
Heflin nickte und starrte aus dem Fenster. Diese Geschichte hatte fatale Ähnlichkeit mit seinen Wunschvorstellungen, ein Held zu sein. Sobald er die Dinge in seinen Griff zu bekommen versuchte, lösten sie sich auf in Nichts. Trotzdem. Er war entschlossen, den Fall zu klären. Sollten die anderen ruhig darüber lächeln. Er würde es ihnen schon zeigen.
Ich habe Zeit, dachte er. Das ist mein größtes Plus. Wenn es sein muß, komme ich mit meinen Ersparnissen mindestens zwei Jahre hin. Ja, ich habe Zeit. Mehr als die Polizei. Die Beamten sind überlastet. Sie müssen sich mit Dutzenden von schwierigen Fällen herumschlagen. Aber ich kann mich auf diesen einen konzentrieren!
Die Gangster werden irgendwann mal einen Fehler machen. Wahrscheinlich haben sie ihn schon gemacht. Ich muß nur dahinterkommen, worin dieser Fehler besteht.
Alan wußte, daß er bei seinem Unternehmen nicht mit dem Zufall rechnen konnte. Oder mit seinem Glück. Das hatte ihn leider schon bei dem Überfall im Stich gelassen. Wenn er zum Erfolg kommen wollte, mußte er dafür arbeiten. Konsequent, wie ein ausgebildeter Detektiv. Schön, er war kein geschulter Kriminalist, er verstand nichts von Tiefenpsychologie und Fingerabdrücken, aber er hatte seinen klaren Verstand, und darauf kam es an.
Polizeiarbeit ist in erster Linie eine Sache der Logik und der Denkfähigkeit, sagte er sich. Ich muß es schaffen, die Gangster zur Strecke zu bringen!
„Wollen Sie noch einen Becher Kaffee?" fragte der Sergeant.
„Nein, danke", erwiderte Alan und erhob sich. „Ich muß jetzt gehen."
Als er auf der Straße stand, setzte er seine Überlegungen fort. Diesmal gab er ihnen konkrete Formen. Der hauptsächliche Ansatzpunkt war die Tatsache, daß die Verbrecher die Maschine des Transportwägens präpariert und durch die Aufstellung eines gestohlenen Umleitungsschildes den Fahrweg geändert hatten. Alan wußte auch, daß der Brotwagen, den dem Wagen gearbeitet hatte, und er war davon unterrichtet, daß die polizeiliche Vernehmung des Mechanikers ergebnislos geblieben war. Allan wußte auch, daß der Brotwagen, den die Gangster zum Abtransport des Geldes benutzt hatten, zwei Tage vor der Tat in Brooklyn gestohlen worden war.
Niemand hatte den Brotwagen nach dem Unfall gesehen; kein Mensch hatte den Mann beobachtet, der das Umleitungsschild aufgestellt hatte. Es sah beinahe so aus, als hätten die Gangster eine perfekte Arbeit geleistet. Aber die Arbeit war nicht so glatt abgelaufen, wie sie das gehofft hatten. Einer von ihnen war schwer verletzt worden, vielleicht sogar tot. Er brauchte entweder ärztliche Pflege, oder die Gangster mußten seine Leiche verschwinden lassen. Ein Mann verschwindet nicht einfach. Er hat Angehörige, die seine plötzliche Abwesenheit bemerkten, oder eine Zimmervermieterin, die bei der Polizei eine Vermißtenmeldung aufgibt.
Nun ja, aber all diese Erwägungen brachten ihm keinen Gewinn. Davon konnte höchstens die Polizei profitieren. Er mußte sich an andere Anhaltspunkte klammern. An den Mechaniker zum Beispiel. Heflin kannte diesen Edwards nur flüchtig; in der Werkstatt hatten sie gelegentlich ein paar Worte miteinander gewechselt. Alan winkte ein Taxi heran. Der Wagen brachte ihn zur Werkstatt von Mr. Tompkins.
Alan hatte nicht vor, mit Edwards zu sprechen. By Jove, nein. Er wußte, daß das nichts einbringen würde. Aber es gab noch ein paar andere Leute in der Werkstatt, die er kannte. Den kleinen Freddy zum Beispiel. Freddy war gar kein richtiger Mechaniker, er machte nur nebensächliche Arbeiten wie Ölwechsel, Abschmieren und Wagenwäschen. Aber er war ein heller, freundlicher Bursche, und Alan hatte nie mit dem Trinkgeld gegeizt, weil er wußte, daß Freddy sich stets Mühe gab, alles gut und richtig zu machen. Alan traf
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