Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
Vom Netzwerk:
begann lange
Gespräche mit Bernhard über den wahren Sinn einer Ehe zu führen, und dabei ließ
sie diskret durchblicken, daß Bettina in dieser Hinsicht offenbar ein Mißgriff
gewesen war. Dieser Gedankenaustausch, der zuerst auf hoher geistiger Ebene in
Bernhards Studio stattgefunden hatte, wurde nach einigen Wochen in Lisas
Wohnung und sehr bald darauf hauptsächlich in ihr Bett verlegt.
    Als Bettina dahinterkam, zeigte
sich Bernhard keineswegs zerknirscht. Im Gegenteil: Er schob ihr die Schuld an
dieser Entwicklung in die Schuhe. Hätte Bettina nicht so überaus kapriziöse Ansprüche
gestellt, wäre das alles nicht passiert. Ständig Blumen und Komplimente und
derartigen Klimbim von einem Mann erwarten! Wo kämen wir denn da hin! Ein Mann
will sich in der Ehe die Krawatte lockern und nicht Purzelbäume schlagen. Es
gab Auseinandersetzungen und Tränen, und Bernhard wurde immer unausstehlicher.
    Eines Tages erschien Lisa, die
sich seit Monaten nicht mehr hatte blicken lassen, und sagte zu Bettina: »Ich
komme zu dir als deine echte Freundin.«
    Bettina ließ sie nicht
weitersprechen. Sie bot ihr in aller Freundschaft Ohrfeigen an und warf sie aus
der Wohnung, nicht ohne ihr ein paar häßliche Worte mit auf den Weg zu geben.
Als Bernhard sie deshalb am nächsten Tag zur Rede stellte und ihr
undiszipliniertes Verhalten vorwarf, sagte sie ihm, er solle zum Teufel gehen,
aber vorher würde sie Lisa noch mit einem Küchenmesser umbringen. Das war weder
fein noch diplomatisch, aber es kam von Herzen, und Bettina fühlte sich danach
außerordentlich erleichtert. Außerdem klärte es die Situation, denn Bernhard
sagte, Lisa sei ein Mädchen mit echter Herzensbildung, und Bettina benähme sich
wie ein Marktweib.
    Bettina würgte an dieser Pille
eine ganze Nacht, aber schließlich schluckte sie sie und begriff, daß Bernhard
sie loshaben wollte.
    Kurz darauf stieß sie bei der
Zeitungslektüre auf den groß aufgezogenen Wettbewerb. Sie würde das Leben neu
anpacken, vielleicht würde sie eine berühmte Filmschauspielerin werden.
Schließlich war sie noch jung und hatte ein Anrecht auf Glück, vor allem ein
Anrecht darauf, zu lieben und geliebt zu werden.
     
    Am Abend traf Bettina sich mit
Jean zu der verabredeten Stunde am Pincio. Sie flog ihm entgegen. Jean schenkte
ihr einen seiner scheuen, nur angedeuteten Küsse. Bettina hatte ein heißes Bad
genommen und fühlte sich frisch. Sie hatte in der Wanne über vieles nachgedacht
und war sich endgültig klar darüber geworden, daß ihr in dem weltfremden,
zurückhaltenden Jean Moulin die große Liebe ihres Lebens begegnet war.
    »Ich hatte ein tolles Erlebnis!
Ich muß es dir erzählen«, sprudelte sie hervor. »Stell dir vor, ich hatte heute
früh einen höchst merkwürdigen Besuch. Ein Verrückter oder ein Gangster, es ist
noch nicht ganz ‘raus. Und ich werde beschattet. Das Männchen dort drüben mit
den rotgeränderten Kaninchenaugen, siehst du ihn? Nein, die Augen kannst du gar
nicht sehen, denn er trägt ja jetzt eine dunkle Brille. Diese komische Kreatur
soll nämlich angeblich ein Detektiv sein.«
    Jean verstand kein Wort, und
Bettina mußte ihm die Sache erklären.
    »Stell dir vor: Du erwachst
verkatert, und da steht ein Mann vor dir und will eine Million Lire von dir
haben. Grotesk.«
    »Du hättest dich auf gar kein
Gespräch mit ihm einlassen dürfen. Wie kann ein Mann einfach in dein Zimmer
eindringen? Warum hattest du nicht zugeschlossen. Warum hast du ihn nicht
sofort ‘rausgeworfen?« In seine verträumten Augen kam plötzlich ein harter
Glanz.
    Endlich erwacht mein kleiner
Träumer, er wird eifersüchtig, dachte Bettina glückselig. »Und weißt du, was er
mir vorgemacht hat? Er habe Fingerabdrücke von mir in seinem Zimmer gefunden!
Ich sehe mich schon in dem Album der Interpol meinen Einzug halten.«
    »Ich finde das unglaublich! Du
darfst dir das nicht gefallen lassen. Du mußt deinen Konsul um Schutz bitten.«
    Der gute Junge ereiferte sich.
Er war ganz blaß geworden und legte seinen Arm um Bettina. Zum erstenmal spürte
sie, daß er ein richtiger Mann war, ein Schutz.
    »Du warst doch nicht etwa in
seinem Zimmer?« Seine Augen hatten jetzt endgültig die alte Verträumtheit
verloren.
    »Wieso? Wofür hältst du mich?
Für eine Hoteldiebin?«
    Sie setzten sich auf eine Bank.
Bettina legte den Kopf zurück. Sie spürte die Abendsonne wie eine Liebkosung
auf ihrem Gesicht.
    »Würdest du mich auch mögen,
wenn ich tatsächlich eine Diebin

Weitere Kostenlose Bücher