Ein Herz voll Liebe
sind. Dafür, dass Sie mir einen Tritt verpassen, wenn ich mich gehen lasse und mich Ihnen und allen anderen gegenüber rüde verhalte.”
Sie servierte perfekt gebratene Eier und setzte sich dann ihm gegenüber an den Tisch. „Ich habe großes Verständnis dafür, was Sie zur Zeit durchmachen, Deke”, sagte sie. „Aber irgendwann ist es genug. Ihren Kummer und Ihre Verzweiflung an anderen Menschen auszulassen, ist nicht der richt ige Weg, damit umzugehen.”
Er sah auf und blickte Mollie eindringlich an, während er schweigend weiteraß, bis der gesamte Teller leer war. „Ja”, meinte er schließlich. „Vermutlich verstehen Sie mich wirklich.”
Deke bemerkte erstaunt, dass er alles aufgegessen hatte. Sein Magen war immer noch vom Whiskeykonsum gereizt, doch es wurde langsam besser. Wenn er sich nicht aufregte, würde es seinem Magen vielleicht auch gelingen, sich wieder zu beruhigen.
„Ich hatte leider keine Zeit, irgend etwas einzupacken, da Sie so verzweifelt klangen”, informierte ihn Mollie. „Deswegen muss ich nachher irgendwann noch einmal nach Hause, um …”
„Nein”, sagte er prompt. Er sah, dass sie überrascht aufblickte und fügte leise hinzu: „Sie dürfen das Baby nicht allein lassen. Es könnte doch sein, dass sie aufwacht, bevor Sie wieder hier sind.”
Mollie lächelte. „Sie brauchen keine Angst vor ihr zu haben. Ich zeige Ihnen gern, was Sie machen müssen …”
„Nein! Sie bleiben hier. Ich fahre hinüber und hole Ihre Sachen.”
Sie erkannte, dass es ihm Ernst war, und überdachte sein Angebot. Was sie bisher wusste, war, dass er die Ranch seit Patsys Beerdigung nicht mehr verlassen, sondern sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte. Sie konnte keinen Grund dafür entdecken, dass er heute Morgen aus seiner Höhle gekommen war und einen Aufruhr in der Küche verursacht hatte, doch sie war froh, dass er sich dazu aufgerafft hatte, überhaupt etwas zu unternehmen.
Sie nickte. „Na gut. Ich rufe Megan an und bitte sie, ein paar Sachen für mich zusammenzupacken.”
Ein Geräusch aus einem Nachbarzimmer ließ sie beide aufhorchen. Mollie blickte zu Deke und sah, dass er mit panischem Schrecken in Richtung Flur starrte. „Ich weiß absolut nichts über Babys”, sagte er. „Gehen Sie zu ihr und sehen Sie nach dem Rechten. Ich fahre zu Ihnen nach Hause und hole Ihre Sachen, okay?” Er stand auf und verharrte einen Moment, als ob es ihm immer noch schwerfiele, rasche Bewegungen auszuführen. „Ich bin bald wieder da.”
Mollie sah ihn über den Hof zu einem langgestreckten Gebäude laufen, in dem ein Transporter mit offener Ladefläche parkte. Dann ließ Jolene einen Schrei ertönen, der Mollie an ihre Aufgabe erinnerte.
Jolene würde Deke helfen, seinen Schmerz zu überwinden, wenn er es nur zuließ. Mollie eilte hinüber ins Kinderzimmer.
„Hallo, meine Kleine”, begrüßte Mollie sanft das Baby, als sie an die Wiege trat. „Sieht so aus, als wären nur wir beide übrig geblieben. Zumindest für die nächsten Tage. Jetzt wollen wir uns erst mal miteinander bekannt machen.”
Mollie hatte sich anhand des Zeitplans, den die Nachbarinnen am Kühlschrank aufgehängt hatten, bereits über Jolenes Tagesablauf informiert. Sie wusste, wann das Baby gefüttert werden musste, und hatte ein Fläschchen vorbereitet. Das einzige, was sie momentan zu tun brauchte, war, die Windeln zu wechseln und ihren kleinen Pflegling kennenzulernen.
Jolene beobachtete sie mit großen, ernsthaften Augen. Mollie hätte nie gedacht, dass ein so winziges Baby soviel wahrnahm. Das flaumige hellblonde Haar bildete über der Stirn eine witzige kleine Tolle. Mollie strich der Kleinen mit einer Hand zart über das Köpfchen, doch sobald sie die Hand fortnahm, stand die Tolle wieder ab.
„Na schön, Süße. Scheint, als ob dein Haar genau das macht, was es will. Ob das Schlüsse auf deinen Charakter zulässt? Irgend etwas sagt mir, dass du bestimmt genauso stur und eigenwillig bist wie dein Daddy. Du hast Glück, dass ich mich nur ein paar Tage mit dir herumplagen muss.”
Kurze Zeit später saugte Jolene gierig am Schnuller eines Fläschchens, der viel zu groß für ihren kleinen Schmollmund schien. Ihre kleinen Fäuste und die geschlossenen Augen verrieten höchste Konzentration.
Jolene auf dem Arm, verließ Mollie das Kinderzimmer und begab sich zum Telefon, um Megan anzurufen. Gleich darauf erklärte sie der Schwester, dass Deke herübergefahren käme, um ihre Sachen zu holen.
„Ich
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