Ein Herzschlag bis zum Tod
dass ich es tun musste, oder war froh, dass es überhaupt Fortschritte in den Ermittlungen gab.
Auf der Rückfahrt zu Thomas hielt ich bei McDonald’s, um auf die Toilette zu gehen, und als ich wieder ins Auto stieg, dämmerte es mir: Die Männer hatten regelmäßig Happy Meals für Paul gekauft. Vielleicht würde ein Angestellter sie wiedererkennen oder sich an den Wagen erinnern, falls sie im Drive-in gewesen waren. Bei Dwight hatte es schließlich auch funktioniert. Allerdings gab es in dieser Gegend mehrere McDonald’s-Filialen, |296| in denen viele Leute arbeiteten. Die Besitzer würden sich sicher nicht freuen, wenn ich hereinmarschierte und allen Mitarbeitern mein Plakat zeigen wollte. Dann müsste ich Erklärungen abgeben, auf die ich gut verzichten konnte.
Vielleicht hatte die Polizei in Burlington selbst schon daran gedacht, vielleicht aber auch nicht. Ich könnte Alyssa bitten, sich zu erkundigen, doch Jamesons Stimme hätte vermutlich mehr Gewicht. Als ich zu Hause war, schickte ich ihm eine E-Mail und bat ihn, bei der örtlichen Polizei nachzufragen, ob sie die Bilder der Entführer bei McDonald’s herumgezeigt hatten.
Außerdem postete ich eine weitere Anzeige bei Craigslist, in der ich mich nach einem Mann erkundigte, der einen Voyager fuhr und regelmäßig Happy Meals gekauft hatte.
Jameson antwortete:
Wir arbeiten dran.
Aus irgendeinem Grund musste ich lächeln.
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Am nächsten Morgen klingelte mein Handy. Alyssa erklärte, die Polizei habe einen defekten Van sichergestellt, den man im Norden des Staats New York nahe der winzigen Ortschaft Chazy abgestellt hatte. Er stimmte mit Dwights Beschreibung überein und war auf einen falschen Namen und eine falsche Adresse zugelassen.
»Was bringt uns der Fund des Wagens?«, wollte ich wissen.
»Spurensicherung«, sagte sie. »Sie wären überrascht, wie viele Hinweise die in einem leeren Wagen finden können. Mit ihrer Hilfe kann man später nachweisen, dass die Täter den Wagen benutzt haben.«
Ich stellte mir vor, dass die Entführer gefasst wären und Paul damit in Sicherheit. Und wie meine Schuldgefühle verschwinden würden.
Alyssa wollte am nächsten Abend durch die Kneipen ziehen, um Informationen zu sammeln, und ich erklärte mich bereit, sie zu begleiten. Eigentlich war das nicht mein Ding, aber ich würde mich einfach an ihre Fersen heften.
Wir trafen uns in der Nähe einer Kneipe. Alyssa wirkte völlig verwandelt, obwohl sie gar nicht viel an ihrem Aussehen geändert hatte. Sie trug ihr Haar offen und war stärker geschminkt als sonst, dazu hatte sie Jeans und ein Top ausgewählt, das ein wenig eingelaufen aussah. Sie wirkte sinnlich und ein kleines bisschen ordinär.
Es funktionierte – und zwar augenblicklich. Die Augen der Männer leuchteten auf, als wir zur Tür hereinkamen. Keine zwei Minuten später schlenderten zwei von ihnen zu uns herüber |298| und sagten wie in einem schlechten Film: »Ladies, dürfen wir euch einen Drink spendieren?«
Genau wie bei meinem Gespräch mit Gina lief es schon fast zu reibungslos. Die Männer tranken Bier, ich trank Cola light, und Alyssa erwähnte ganz beiläufig die geheimnisvollen Frankokanadier, von denen einer möglicherweise Jacques hieß. Das war mein Stichwort, um das Plakat herauszuholen. Die Männer waren sehr hilfsbereit und führten uns zu ihren Freunden, damit wir ihnen auch die Bilder zeigen konnten. Niemand hatte die beiden gesehen oder von ihnen gehört, und nach ein paar Drinks und einigen Runden Pool-Billard verabschiedeten wir uns von unseren zunehmend angesäuselten neuen Freunden. Ab in die nächste Kneipe, wo ein ähnliches Szenario ablief. Ich stellte fest, dass ich gar nicht so übel Billard spielte.
In der dritten Kneipe wechselte ich von Cola zu Wein, um später nicht schlaflos im Bett zu liegen. Eine Frau aus der Runde, in der wir standen, warf einen kritischen Blick auf die Bilder.
»Ich glaube, den hab ich schon mal gesehen. Klar, der sieht aus wie der Typ, mit dem meine Freundin Tammi ein paarmal verabredet war.«
Alyssa und ich schauten uns an.
»Meinst du, wir könnten mit ihr reden?«, fragte ich.
Die Frau schüttelte den Kopf. »Tammi ist weggezogen, und ich weiß nicht, wie ich sie erreichen kann. Sie hat schon damals nicht in einer eigenen Wohnung, sondern bei Freunden gewohnt.«
»Wie hieß der Typ?«
Erneutes Kopfschütteln. »Den Namen hat sie nie erwähnt. Ich habe sie nur ein paarmal zusammen gesehen; hab nicht wirklich mit ihnen
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