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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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geredet.«
    Alyssa stellte noch ein paar Fragen und ließ sich von der Frau Tammis Namen und die ihrer Freunde aufschreiben. Als wir die Kneipe verließen und zum Auto gingen, war mir schwindlig |299| von Rauch, Cola und Wein. Nicht gerade die ideale Kombination.
    »Verdammt, Mädel, das ist harte Arbeit.«
    Alyssa lachte. »Klar, und man weiß auch nie, ob etwas dabei herauskommt. Ich rufe einige dieser Leute an. Vielleicht wissen sie etwas über Tammi oder den Typen. Dann leite ich es an die Polizei weiter.«
    Als ich Thomas’ Wohnung betrat, schnüffelte Tiger missbilligend an mir herum. Ich hatte versprochen, Jameson anzurufen, sobald ich etwas herausgefunden hatte, aber das hier war wohl nicht wichtig genug. Also schickte ich ihm eine E-Mail . Dann stellte ich mich lange unter die Dusche. Immerhin kam Bewegung in die Sache.
    Das Wochenende verstrich, Alyssa fand nichts heraus, und auch die Polizei schien keine Fortschritte zu machen. Ich suchte beharrlich nach der zweiten Wohnung, hängte meine kleinen Plakate auf und aktualisierte die Anzeige auf Craigslist. Ich ging zu einem weiteren Treffen des Französischclubs, diesmal ohne Thomas. Keine Spuren, aber es tat gut, unter Menschen zu kommen. Marguerite war ohne Vince gekommen, der eine Fakultätssitzung hatte. Sie war lebhaft und freundlich und begrüßte alle, die den Raum betraten, während sie gleichzeitig mit mir plauderte. Sie besaß ein Talent dafür, sich kleine Eigenheiten der Leute zu merken und diese in die Konversation einzuflechten.
    Ich musste den ebenso ungeschickten wie unerwarteten Annäherungsversuch eines Studenten abwehren. Darauf war ich gar nicht scharf, auch wenn es meinem Ego guttat. Ich bastelte eine nette Geschichte daraus und mailte sie an Alyssa, doch das Ende war eher pessimistisch:
Ich weiß, es ist vermutlich nur ein vorübergehender Rückschlag, nachdem es so gut lief. Aber ich bin wirklich frustriert.
    Sie musste am Computer sitzen oder mit einem Smartphone unterwegs sein, denn ihre Antwort traf kurz darauf ein:
Nicht
|300|
verzweifeln! Denk dran, es ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration. Und all die anderen Klischees. Bleib dran!
    Sie hatte recht, aber die Sache wurde langsam ermüdend. Ich hatte schon so lange hier herumgeschnüffelt und Thomas’ Gastfreundschaft in Anspruch genommen, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Thomas war liebenswert und großzügig, aber er musste nach vorn blicken. Auch wenn er sich daran gewöhnt zu haben schien, dass wir kein Paar mehr waren, war es gewiss nicht vorteilhaft, dass seine Ex-Freundin bei ihm wohnte. Wenn er jemanden kennenlernte, würden Fragen kommen:
Wer ist denn das in deiner Wohnung? Ach, nur eine Frau, mit der ich mal zusammen war. Sie wohnt jetzt vorübergehend bei mir.
Vielleicht sollte ich Alyssa fragen, ob ich bei ihr schlafen könnte, falls es ihre journalistische Objektivität nicht beeinflusste.
    Als ich abends mit Tiger draußen war, rief Philippe mich auf dem Handy an. Die Buchprüfung war fast vorbei, und alles deutete auf Claude als den Schuldigen hin. Ich war nicht sonderlich überrascht, obwohl das plumpe Vorgehen nicht zu ihm passte. Vielleicht war er davon ausgegangen, dass Philippe zu beschäftigt oder in Trauer versunken war, um zu merken, dass jemand die Bücher frisierte. Was ja beinahe auch funktioniert hätte.
    »Sei vorsichtig«, sagte Philippe zum Schluss.
Vorsichtig vorsichtig vorsichtig.
Ich war mein ganzes Leben lang vorsichtig gewesen. Und was hatte es mir genützt?
    Plötzlich sehnte ich mich verzweifelt danach, mich jemandem anzuvertrauen und einzugestehen, dass ich fürchtete, meine ganzen Bemühungen könnten vergeblich sein, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich weiter vorgehen sollte. Ich spielte mit dem Gedanken, Baker anzurufen, wollte sie aber nicht damit belasten. Ich hätte gerne mit Simon darüber gesprochen, aber es ging nicht, diesmal nicht.
    |301| Und ich konnte auch Thomas’ distanzierte Höflichkeit nicht ertragen. Ich konnte nicht vorgeben, an einer anspruchsvollen Fernsehsendung interessiert zu sein; ich konnte keine gepflegte, bedeutungslose Konversation machen. Also ging ich weiter. Das einzige Kino in der Nähe zeigte einen Film mit Kenneth Branagh, und den wollte ich auch nicht sehen. Ich rief bei Alyssa an, aber sie war nicht zu Hause.
    Ich holte Jamesons Karte aus dem Portemonnaie, auf deren Rückseite er in dicker schwarzer Schrift seine Privatnummer

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