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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Stimme.
Ich wollte nur hören, wie es dir geht. Ruf bitte zurück
. Verdammt. Er wunderte sich wohl, weshalb ich mich nicht gemeldet hatte.
    |97| Dumond hielt inne, die Hand über dem Telefon. »Brauchen Sie es jetzt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Thomas war ohnehin bei der Arbeit. Mir war auch nicht danach, mit ihm zu reden. Dumond nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.
    Während ich Paul dabei half, die Haare auszuspülen und sich anzuziehen, hörte ich mit, wie Dumond einer Mitarbeiterin Anweisungen erteilte. Dann sprach er auf Französisch mit jemandem namens Claude, rief bei einem Arzt an und bestand ruhig, aber bestimmt auf einem Termin. Dann schien er mit der Polizei in Ottawa zu telefonieren. Zuletzt führte er ein Gespräch auf Französisch, zuerst schnell und emotional, dann langsamer und in beruhigendem Ton. Er hängte gerade ein, als wir aus dem Badezimmer kamen.
    »Sein Kindermädchen Elise« sagte er mit einem Blick auf Paul. »Sie hat sich um ihn gekümmert, seit er ein Baby war. Als ich von Montreal weggezogen bin, ist sie als meine Haushälterin mitgekommen. Jetzt kann sie wieder Kindermädchen sein.« Ich fragte mich unwillkürlich, ob ihn eine romantische Beziehung mit dem Kindermädchen verband; so etwas war nicht ungewöhnlich.
    Paul gab mir den Kamm, den ich ihm gekauft hatte, und ich fuhr damit durch seine nassen Haare. Ich bemerkte, wie Dumond das T-Shirt mit dem verwaschenen Aufdruck und die Jeans mit den Grasflecken musterte. »Die Sachen sind von Mike junior«, sagte ich ein bisschen entschuldigend. »Dem Sohn von Baker und Mike.«
    Er nickte. »
Paul
,
mon p’tit
, möchtest du Zach nicht mal deine Spielsachen zeigen? Er will sie bestimmt gerne sehen. Wir kommen gleich nach.« Paul nickte und ging die Treppe hinunter, wobei er sich am Geländer festhielt, wie ich es ihm gezeigt hatte.
    Dumond sah ihm nach und dann zu mir. »Ich möchte heute zurück nach Ottawa fahren.«
    |98| Ich nickte. Natürlich. Paul würde mit seinem Vater nach Kanada heimkehren. Mein Leben würde weitergehen, nur ohne das kleine Kind, das ich vor einer Woche noch nicht einmal gekannt hatte. »Werden Sie hier zur Polizei gehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das mache ich morgen früh in Ottawa. Die Entführung war ja in Kanada.«
    »Aber die Sache mit der Fähre ist in New York passiert.« Vermutlich verlief die Staatsgrenze mitten durch den See.
    »Mir wäre es lieber, wenn die kanadische Polizei alles koordinierte. Sie können mit den Beamten in Montreal zusammenarbeiten, mit Paul Französisch sprechen, und wir wären im eigenen Land. Für Paul ist es besser, wenn er nach Hause kommt.«
    Er stand auf. Ich spürte, wie mich ein Rasiermesser aus ihrem Leben herausschnitt. Paul würde sich an die Frau erinnern, die ihn gerettet hatte, doch für seinen Vater war ich nur eine flüchtige Episode. Ein Gefühl, das mir nicht unbekannt war.
    »Ich würde gerne heute Morgen etwas zum Anziehen kaufen, für Paul und mich selbst.« Er deutete lächelnd auf den Jogginganzug, und ich musste unwillkürlich zurücklächeln. Natürlich würde er nicht gern in einem geliehenen Jogginganzug über die Grenze fahren. Oder im verknitterten Armani von gestern.
    Im Wohnzimmer stellte Zach sich gerade dumm und ließ sich von Paul erklären, wie der Bagger funktionierte.
    »Man dreht also an dieser Kurbel?«
    »
Non, non, non «
, rief Paul und zeigte Zach energisch, wie man die Ladeschaufel auf und ab bewegte.
    Dumond räusperte sich. »Paul, wir müssen einkaufen gehen.«
    »Einkaufen?
Pourquoi?
«
    »Du brauchst neue Anziehsachen, mein Sohn. Und ich auch. Können Sie mir ein Geschäft empfehlen?«, fragte er mich.
    »Bei Gap an der Main Street bekommen Sie vermutlich alles, |99| was Sie brauchen. Sonst gibt es da auch noch andere Bekleidungsgeschäfte.«
    »Müssen Sie arbeiten oder können Sie mitkommen?«
    »Hm, nein, ich habe gerade nichts Dringendes zu tun. Eine Sekunde.« Ich lief nach oben, um Socken und Schuhe anzuziehen.

|100| 16
    Zu Fuß ist man schnell bei Gap an der Main Street. Unterwegs zeigte ich den beiden die Eisschnelllaufbahn, auf der Eric Heiden 1980 fünf Goldmedaillen gewann, und die Arena, in der das U S-Eishockeyteam den Wundersieg über die Sowjets errang und später die Goldmedaille holte. Dumond nickte höflich. Vielleicht wusste er das schon oder konnte sich nicht sonderlich für Eisstadien erwärmen, in denen vor langer Zeit etwas mäßig Aufregendes passiert war.
    Im Geschäft wählte Dumond rasch

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