Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
Vom Netzwerk:
Anziehen gekauft, und nach Hause kommen musste ich auch irgendwie. Ich zog mich an, während er auf dem Flur wartete. Mir tat jede Bewegung weh.
    Es war unangenehm, die zerrissene Radlerhose wieder anzuziehen, doch das T-Shirt überdeckte immerhin die kaputten |231| Stellen. Ich warf das alte T-Shirt und die Handschuhe weg. Den Helm behielt ich; manche Firmen tauschen sie bei solchen Beschädigungen um. Dann tappte ich auf Socken aus dem Zimmer, die Fahrradschuhe und den Helm in der Plastiktüte. Die Krankenschwester hielt mir die Entlassungspapiere hin, erteilte mir letzte Anweisungen und gab mir Verbandszeug und eine antibiotische Salbe mit.
    Vor Jamesons Auto blieb ich stehen. »Mein Fahrrad. Ich brauche mein Fahrrad.«
    »Das habe ich im Kofferraum. Sie haben sich solche Sorgen deswegen gemacht, dass jemand es ins Krankenhaus gebracht hat.«
    Gelobt seien die guten Samariter. Ansehen wollte ich es mir jetzt lieber nicht. Ich lehnte mich im Sitz zurück und hielt die Augen die ganze Zeit geschlossen.
    Jameson bestand darauf, mich ins Haus zu bringen. Elise war vollkommen außer sich, als sie uns erblickte, und ich wünschte, ich hätte sie telefonisch vorgewarnt. »Es sieht viel schlimmer aus, als es ist. Ich hatte einen kleinen Fahrradunfall. Nur ein paar Kratzer.« Ich wandte mich an Jameson: »Mein Fahrrad   …«
    Er nickte. »Ich hole es.«
    »Es wäre toll, wenn Sie es in die Garage stellen könnten. Ich gehe jetzt in die Badewanne. Elise, Sie müssen Paul abholen. Sagen Sie einfach, ich hätte einen kleinen Unfall gehabt, aber es ginge mir gut.« Sie nickte. Mir muss wohl schwindlig geworden sein, denn Jameson ergriff meinen Arm, wobei er die verletzten Stellen behutsam mied.
    »Sie haben sich schließlich den Kopf angeschlagen«, meinte er milde, führte mich in mein Zimmer und wandte sich zur Tür. Dann sagte ich spontan: »Warten Sie mal.«
    Vielleicht hätte ich gründlicher darüber nachdenken sollen, aber mein Instinkt führte mich dazu: Ich tastete in der Kommodenschublade, in der ich Madeleines E-Mails versteckt |232| hatte. Er sah argwöhnisch zu. Dann hielt ich ihm die Blätter hin.
    Er las die ersten Worte und schaute mich scharf an.
    »Es sind ihre. Madeleines.« Sein Blick gefiel mir nicht. Ich sprach mit belegter Stimme weiter. »Ich habe ihren E-Mail -Account in Philippes Computer entdeckt und sie versehentlich abgerufen. Die ganz unten, das sind welche   … die ich   … von ihrer E-Mail -Adresse abgeschickt habe.«
    »Sie haben in ihrem Namen E-Mails geschickt«, wiederholte er ausdruckslos.
    »Ja, ich habe mich auch mit einer Freundin von ihr in Montreal getroffen. Sie heißt Gina. Philippe weiß nichts davon. Können wir später darüber reden?«
    Er nickte langsam, ging aber nicht, sondern setzte sich aufs Bett. Ich ging ins Badezimmer, ließ warmes Wasser in die Wanne und legte mich hinein. Ich hörte ihn blättern. Ich schloss die Augen und blieb so lange liegen, bis ich ihn nicht mehr hören konnte. Dann setzte ich mich auf den Wannenrand, goss Wasserstoffperoxid-Lösung aus dem Medizinschrank über die Schürfwunden und sah zu, wie sie blubberte. Es ist der beste Weg, um Infektionen zu vermeiden. Den Trick hatte ich von einem Kajakfahrer-Freund gelernt.
    Ich trug die Salbe auf und verband die Wunden wieder. Dann zog ich eine weite Shorts und ein T-Shirt an und weichte das blutbefleckte Handtuch ein. Ich nahm ein paar Schmerztabletten und hinkte in die Küche, um mir ein Sandwich und Orangensaft zu besorgen.
    Jameson war weggefahren, aber erst, nachdem Elise mit Paul zurückgekommen war. Auch Philippe war schon von der Arbeit zurück. Paul schien sehr beeindruckt von meinen Verbänden, und ich musste ihm erklären, dass er mich etwa eine Woche lang nicht umarmen konnte.
    »Dein
vélo
ist kaputt, dein Fahrrad.«
    »Ja, aber ich kann es reparieren. Oder reparieren lassen.«
    |233| Er legte vorsichtig den Finger auf einen Verband. »Ist da Medizin drauf?«
    »Ja, ich habe Medizin draufgetan, es verheilt bald.«
    Er streichelte mir die Wange. Am liebsten hätte ich ihn ganz fest umarmt. Stattdessen beugte ich mich vor und küsste ihn auf die Stirn. Philippes Miene verriet mir, dass er mit mir sprechen wollte, und wir ließen Paul bei Elise in der Küche.
    »Es ist nicht so schlimm   –«, begann ich, verstummte aber, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Einen furchtbaren Moment lang fragte ich mich, ob Jameson ihm von den Mails erzählt hatte.
    »Jemand hat versucht, Paul von der

Weitere Kostenlose Bücher