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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Schule abzuholen.«
    Mir stockte der Atem. »Du meinst   …«
    Er nickte. »Jemand hat in der Schule angerufen und darum gebeten, man solle Paul früher gehen lassen. Er sagte, ich hätte einen Unfall gehabt, und man werde einen Fahrer schicken.«
    Ich starrte ihn an. Die Schule hatte Philippe sofort verständigt, und als er Jameson nicht erreichen konnte, war ein anderer Ermittler dorthin gefahren. Allerdings war niemand aufgetaucht, um Paul abzuholen.
    In meinem Kopf drehte sich alles. »Also hat wirklich jemand versucht, mich zu überfahren – es war kein Unfall? Dieselben Leute, die Paul entführen wollten?« Meine Stimme wurde lauter. »Aber wer? Die Entführer? Und wieso? Ich habe sie noch nie gesehen; ich könnte sie gar nicht identifizieren.«
    »Schon, aber das müssen die ja nicht wissen. Vielleicht glauben sie, du wärst auf derselben Fähre gewesen wie sie und hättest sie beobachtet, als sie aufs Schiff kamen oder als Paul über Bord ging.« Genau wie ich brachte er die Worte nicht über die Lippen.
Als sie Paul in den See geworfen haben. Als sie versuchten, Paul zu ertränken.
    »Es könnte ein Unfall gewesen sein«, beharrte ich.
    »Troy, du wurdest angefahren, und der Fahrer hat nicht angehalten.«
    |234| »Das ist mir schon mal passiert. Manche Leute passen einfach nicht auf oder die Radfahrer sind ihnen egal – manchmal merken sie es nicht einmal. Oder sie wollen einen um jeden Preis von der Straße vertreiben.«
    Er verzog die Lippen. Es wäre schon ein riesiger Zufall gewesen, wenn ich am selben Tag, an dem jemand Paul von der Schule wegholen wollte, beinahe überfahren worden wäre. Das wussten wir beide nur zu gut.
    »Ist   –«
    »Was   –«
    Er bedeutete mir, weiterzusprechen.
    »Ist Paul hier sicher?«, platzte ich heraus.
    »Sicher?« Philippe machte eine heftige Geste mit dem Arm. »Er ist hier so sicher, wie es ohne Gitter vor den Fenstern möglich ist. Er ist in der Schule sicher, solange nicht jemand dort auftaucht, den Wachmann niederschießt und gewaltsam eindringt.« Er sprach schneller und klang dabei französischer als sonst. »Ich kann ihn nicht vollständig beschützen. Wann immer er im Auto sitzt, ist er in Gefahr. Ein kleiner Unfall, man drängt uns von der Straße, schon können sie ihn schnappen. Wann immer wir mit ihm das Haus verlassen, könnte ihn jemand schnappen. Aber das lässt sich nicht ändern, außer wir heuern einen Leibwächter an. Daran habe ich schon gedacht. Aber was für ein Leben wäre das für Paul – ständig daran erinnert zu werden, dass er nicht sicher ist, dass jemand ihn aufs Neue entführen könnte, dass sein eigener Vater ihn nicht beschützen kann?«
    Er atmete schwer.
    Ich hatte vergessen, wie zornig Philippe bei unserer ersten Begegnung geworden war. Jetzt begriff ich, wie viel Zorn noch immer in ihm steckte. Er konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
    Ich räusperte mich. »Wir können den täglichen Ablauf ändern und verschiedene Wege zur Schule fahren. Nicht so oft |235| mit ihm in die Öffentlichkeit gehen und dafür sorgen, dass immer mehr als ein Erwachsener bei ihm ist. Bis diese Leute gefasst sind.«
    Er lächelte bitter. »Falls sie gefasst werden.«
    »Wir müssen daran glauben«, sagte ich scharf. »Unbedingt.«
    Er nickte zerstreut. »Ich möchte dich bitten, dass du Paul künftig von der Schule abholst und nicht Elise. Natürlich erst, wenn du dich erholt hast. Bis dahin werde ich das übernehmen.«
    »Natürlich.« Doch er schien in Gedanken weit weg zu sein.
    Am nächsten Morgen fühlte sich mein ganzer Körper steif an, aber ich wusste, dass der folgende Tag noch schlimmer werden würde. Ich beschloss, die Sache mit Jameson hinter mich zu bringen. Ich würde ihm die Aufzeichnung meines Gesprächs mit Gina und die von meiner ersten Unterhaltung mit Paul aushändigen. Die hatte ich total vergessen. Außerdem eine Kopie der Anzeige auf Craigslist und der Antworten, die ich erhalten hatte.
    Alles offenlegen – angeblich tat es der Seele gut.
    Ich folgte einem Beamten in Uniform ins Gebäude und konnte unangemeldet an Jamesons angelehnte Tür klopfen.
    Er sah mich ausdruckslos an.
    »Ich hatte vergessen, Ihnen das hier zu geben.« Ich hielt die Bänder hoch. »Das Gespräch mit Madeleines Freundin in Montreal. Und Paul, wie er mir von der Entführung erzählt. Außerdem eine Anzeige, die ich auf Craigslist aufgegeben habe. Madeleines Passwort ist ihr Vorname rückwärts geschrieben.« Er machte keine Anstalten, die Bänder oder

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