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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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für seine Person macht sich über seine Macht über die Main keine Illusionen. Hier hat er es nicht mit der Mafia zu tun. Die Mafia mit ihren amerikanischen Verbindungen und ihrer Gewerkschaftsbasis operiert in Nord- und Ost-Montreal, wo sie sich gelegentlich mit üblen Pistolenduellen in den von ihr heimgesuchten Chrom-und-Knautschlack-Bars bemerkbar macht. Es ist gar nicht so sehr die Anwesenheit LaPointes, die die Organisation daran hindert, auf die Main vorzudringen, als vielmehr der Charakter der Gegend selbst. Die Main ist zu arm, als daß sich die Mühe lohnte, die der alte Schutzmann auf sie verwendet.
    Mit vierzig ist Candy Al Canducci der jüngste der hier operierenden Unter-Bosse. Er wirkt wie der Held aus einem zweitklassigen Film, großmäulig, selbstbewußt und ellenbogenfreudig. Ihm fehlt die aus der Alten Welt mitgebrachte Würde der älteren Bosse, die meistens gute Familienväter sind, die sich um ihre Kinder kümmern und sich der Alten und Arbeitslosen ihrer Blocks annehmen. Diebe sind sie zwar alle, doch Candy Al ist außerdem ein Strolch.
    Die Plastikarmbänder der Barfrau klappern, als sie den knallbunten Vorhang zur Seite schlägt und in die Bar zurückkommt. »Er wünscht Sie nicht zu sehen, Lieutenant. Sagt, er sei beschäftigt. Eine Konferenz.«
    Ein, zwei Minuten hat im Hinterzimmer Stille geherrscht; jetzt, bei dem Wort ›Konferenz‹, wird unterdrücktes Lachen laut.
    Die Barfrau lehnt sich an die Theke und pflanzt eine Faust in die Hüfte. Sie schaut Guttmann unverwandt an und spielt dabei mit dem Kruzifix an ihrem Hals, steckt es zwischen ihre Brüste und zieht es wieder heraus.
    »Eine Konferenz, so?« fragt LaPointe. »Aha. Na, dann geben Sie mir mal noch einen Roten.«
    Im Hinterzimmer kichert es, und von neuem klicken die Billardkugeln.
    Während die Barfrau betont langsam den Wein eingießt, nestelt sich LaPointe den Mantel runter und wirft ihn über einen Stuhl. Ohne das Einschenken abzuwarten, schlägt er den geblümten Vorhang zur Seite und geht in das Billardzimmer. Guttmann holt Luft und folgt ihm.
    Die Hängelampe über dem Billardtisch wirft einen Lichtschein, der dem Halbdutzend um den Tisch stehender junger Männer die Köpfe abschneidet. Als LaPointe eintritt, ziehen sie sich an die Wände zurück. Einer steckt die Hand in die Tasche. Wahrscheinlich ein Messer, meistens jedoch eine aufsässige Geste. Ein anderer Rabauke patscht sich das Haar zurecht, als ob er fotografiert werden soll. Guttmann pflanzt, als er feststellt, daß es keinen zweiten Ausgang gibt, seinen mächtigen Körper in den Türrahmen. Dabei spürt er, wie ihm der Schweiß unter dem Schulterhalfter herabrinnt. Sieben gegen zwei; keine Bewegungsfreiheit. Candy Al Canducci spielt weiter und tut so, als habe er die Polizisten überhaupt nicht reinkommen sehen. Der Rock seines enggeschnittenen Anzugs steht offen, und seine breite, grellfarbige Krawatte streicht über das grüne Tuch, als er jetzt mit herausfordernder Sorgfalt seinen Stoß visiert. Seine Hosen sitzen so stramm, daß die Nähte seiner Unterwäsche durchscheinen.
    LaPointe bemerkt, daß er sich vom Anvisieren eines ziemlich schwierigen Stoßes, der ihn in eine gute Position gebracht hätte, abgewandt und einem gefährlich am Rand eines Loches befindlichen Ball zugewandt hat. LaPointe lächelt verstohlen. Candy als billige Theatralik wird es ihm verbieten, über einen Fehlschuß große Töne zu spucken.
    »Laß uns ein bißchen miteinander reden, Canducci«, sagt LaPointe, ohne von den jungen Leuten Notiz zu nehmen.
    Candy Al wischt sich die Kreide von den Fingern, bevor er die scharfe Bügelfalte des einen Hosenbeins hochzieht, um der Hose zum richtigen Sitz zu verhelfen. »Sie wollen mit mir reden, Franzmann? Na, schön – reden Sie. Ich spiele Billard.« Er schaut, wie er das sagt, nicht hoch, sondern visiert weiter seinen Stoß. LaPointe schüttelt ernst den Kopf: »Zu schade.«
    »Was ist zu schade?«
    »Wie du dich in eine schlechte Position reinmanövrierst. Spielst dich vor diesen grünen Jungs da auf. Gleich wirst du dich bemüßigt fühlen, was Dummes zu sagen. Und dann muß ich dir eine reinhauen.«
    »Eine reinhauen? Mir? Hoho. Sie?« Er rotiert mit einer halbgeschlossenen Faust und schaut in die Runde, wie um seiner Gefolgschaft zu sagen: Nun hört euch diese Scheiße an! Dann zieht er das Queue zurück und setzt zum Stoß an.
    LaPointe holt aus und fegt den Zielball in sein Loch. »Das Spiel ist aus.«
    Zum erstenmal schaut

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