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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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wundert man sich nicht über so ein Gerücht.«
    Canduccis Gesicht läuft an vor Wut. »Wer sagt das? Nennen Sie mir Namen! Ich werde ihm die Fingernägel in die Stirn schlagen und ihm sein Scheißgesicht abreißen!«
    LaPointe hebt die Hand: »Keine Bange. Das Gerücht ist noch nicht raus.«
    Canducci ist fassungslos: »Wovon reden Sie eigentlich, verdammt noch mal?«
    »Bis morgen abend wird jeder auf der Straße sagen, du läßt dir's machen wie 'ne Frau. Ich brauche bloß hier 'ne Bemerkung fallenlassen, da 'ne Andeutung machen …«
    »Scheiße! Keiner wird Ihnen glauben! Ich hab' jede Nacht 'ne Puppe im Arm.«
    »Eine clevere Tarnung. Aber egalweg 'n anderes Mädchen. Keine bleibt bei dir. Vielleicht, weil du sie nicht befriedigen kannst.«
    »Ach was, ich hab' sie einfach satt. Brauch' ein bißchen Abwechslung.«
    »Das sagst du. Die anderen Bosse werden so ein Gerücht im Handumdrehen aufgreifen. Die werden ein schallendes Gelächter anstimmen. Candy Al ist also ein fif! Irgendein Strolch wird was auf deinen Wagen pinseln. Und nicht lange, und deine Jungs werden sich verdrücken, weil sie nicht wollen, daß man sie für Schwule hält. Du wirst allein sein. Man wird hinter vorgehaltener Hand über dich reden, wenn du wohinkommst. Man wird dir über die Straße rüber hinterherpfeifen.« Lauter wohlberechnete Hiebe, um den eitlen Italiener weichzumachen.
    Canduccis Hirn arbeitet fieberhaft. Eine volle Minute starrt er LaPointe an. Ja. So ein Gerücht würde um sich greifen wie ein Tripper im Nonnenkloster. Denen würde das Wasser im Munde zusammenlaufen, diesen Ärschen drüben in der Marconi Street.
    Seine Backenmuskeln spannen sich und er schaut zu Boden. »So was würden Sie tun? So ein Gerücht würden Sie über einen Mann verbreiten?«
    LaPointe schnappt leicht mit den Finger: »Genau so.«
    Candy Al schaut kurz zum Billardzimmer rüber und dämpft die Stimme. Er spricht schnell, um es rasch hinter sich zu haben.
    »Also gut. Dieser Verdini. Ein Freund hat mich gebeten, ein Zimmer für ihn zu suchen, weil sein Englisch nicht besonders gut war. Ich hab' ihm also eins besorgt. Und das ist es. Das ist alles, was ich weiß. Wenn er sich hat umlegen lassen, ist das gequirlte Scheiße. Ich jedenfalls hab' nichts damit zu tun.«
    »Wie heißt denn dieser Freund?«
    »Weiß ich nicht. Ich hab' 'ne Menge Freunde.«
    »Noch vor 'ner Minute hast du gesagt, du hättest überhaupt keine Freunde.«
    »Ach!«
    LaPointe läßt Canducci schmoren.
    »Passen Sie auf. Ich sag' es Ihnen ganz offen, Lieutenant!«
    »Lieutenant? Was ist mit Franzmann?«
    Canducci zuckt die Achseln, hebt die Hände und läßt den Kopf sinken. »Ach, hab' mich nur geärgert. Wenn man sich ärgert, sagt man leicht etwas.«
    »Aha. Ich möchte, daß du ›Itaker‹ sagst.«
    »Ach, gehen Sie.«
    »Sag's.«
    Canducci dreht den Kopf weg und starrt an die Wand. »Itaker«, sagt er leise.
    »Gut. Nun erzähl mir noch was über diesen Bengel.«
    »Was ich weiß, hab' ich Ihnen erzählt.«
    Nach einer kurzen Pause seufzt LaPointe und steht auf. »Tu, was du für richtig hältst, Canducci. Aber sag mir eins: Diese Jungs da hinten – welcher ist der beste?«
    »Das ist gar nicht komisch!«
    »Deine Freunde werden dasselbe denken.« LaPointe schlägt mit der Hand auf den Tisch, damit die Barfrau kommt, die verschwunden ist, als sie mitbekam, was im Billardzimmer los war. Sie ist erfahren genug, um zu wissen, daß es unklug ist, Zeuge von Candy Als Niederlagen zu sein. Sie kommt aus dem Hinterzimmer und streicht sich den Rock runter, der so eng um die Hüften sitzt, daß er immer wieder hochrutscht.
    »Was bin ich schuldig?« fragt LaPointe.
    »Moment mal«, sagt Canducci und hebt die Hand. »Warum so eilig? Nehmen Sie doch Platz.«
    Die Barfrau schaut von einem zum anderen und geht dann wieder ins Hinterzimmer.
    LaPointe setzt sich hin. »Schon besser. Aber lassen wir den Unsinn. Ich hab' keine Zeit dazu. Jetzt werd' ich mal die Geschichte erzählen. Dieser Green ist illegal ins Land gebracht worden. Du hast ihn gewaschen. Du hast ihm ein Zimmer an der unteren Main besorgt, weit weg von diesem Bezirk hier, wo die Einwanderungsbehörden nach ihm hätten suchen können, wenn die italienischen Behörden ihm 'nen Steckbrief hinterhergeschickt hätten. Du hast ihn mit Taschengeld versorgt. Du hast wahrscheinlich auch dafür gesorgt, daß er ein bißchen Englisch lernt, weil das zum Waschen gehört. So – und jetzt bist du dran.«
    Canducci schaut LaPointe

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