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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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hat. Dann ist man total geliefert!«
    LaPointe lacht zustimmend, als das Telefon klingelt. Es ist das Büro des Commissioners. Die junge Frau, die da verlangt, daß LaPointe unverzüglich raufkommen soll, hat einen ungeduldigen, schnippischen Ton.
    Nachdem sie das Eintreffen des Lieutenants im Vorzimmer über die Sprechanlage durchgegeben hat, macht sich die Sekretärin mit dem unbequemen Minirock geschäftig an die Arbeit und wirft ab und zu dem Lieutenant vorwurfsvolle Blicke zu. Als sie heute früh um acht Uhr ins Büro kam, war der Commissioner bereits an der Arbeit.
    Wer nicht einen Schritt VORAUS ist, ist einen Schritt ZURÜCK.
    Resnais war wütend und reizbar, und jeder im Büro bekam das zu spüren. Die Sekretärin gibt die Schuld an der Laune des Chefs LaPointe. Zum erstenmal kommt Resnais nicht aus seinem Büro, um LaPointe mit seinem aufgesetzten Lächeln und dem falschen Händedruck zu begrüßen. Drei knappe Worte über die Sprechanlage bitten ihn herein.
    Als LaPointe eintritt, steht Resnais mit dem Rücken zum Fenster und wippt auf und ab. Das graue Licht des verhangenen Himmels bleicht die Sonnenbräune seines Kopfes aus. Um seine Ohren sind hellere Stellen aus der Höhensonnenbräune ausgespart, ein Zeichen dafür, daß er sich die Haare hat schneiden lassen.
    »Ich habe Sie heute früh um acht hierherbitten lassen, LaPointe.« Sein Ton ist scharf.
    »Ja. Ich habe das Memo gesehen.«
    »Und?«
    »Ich bin eben erst reingekommen.«
    »In diesem Laden fangen wir um acht Uhr früh an.«
    »Ich kam erst um ein oder zwei Uhr früh von der Straße. Wann kommen Sie denn gewöhnlich nach Hause?«
    »Das ist – verdammt noch mal – nicht Ihr Bier.« Selbst in der Wut vergißt Resnais nicht, sich in seinen Redensarten dem Niveau seiner frankokanadischen Untergebenen anzupassen. »Ich habe Sie allerdings nicht raufgerufen, um Ihnen wegen Ihrer Verspätung den Arsch aufzureißen.« Um an LaPointe heranzukommen, gebraucht er bewußt vulgäre Ausdrücke.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich setze?«
    »Was? O ja. Bitte sehr.« Resnais setzt sich in seinen Stuhl mit der hohen Lehne, den Chiropraktiker zwecks Reduzierung von Ermüdungserscheinungen entworfen haben. Er holt tief Luft und bläst sie wieder aus. Am besten, man macht es kurz.
    Der Chirurg, der langsam schneidet, tut seinem Patienten keinen Gefallen.
    Er wirft einen Blick auf seinen Notizblock, der aufgeschlagen neben gespitzten Bleistiften und einem Stapel blauer Memo-Karten auf seinem makellosen Schreibtisch liegt. »Ich nehme an, Sie kennen einen gewissen Scheer, Anton P.«
    »Scheer? Ja, kenne ich. Ein Zuhälter und pissou.«
    »Ebenso ein Bürger.«
    »Sagen Sie jetzt bloß, Scheer hat die Frechheit, sich über mich zu beschweren.«
    »Eine offizielle Beschwerde ist nicht erhoben worden – und wird auch nicht erhoben werden, wenn ich das verhindern kann. Ich habe Sie erst vor wenigen Tagen wegen Ihrer Methoden verwarnt. Haben Sie etwa gedacht, ich rede einfach in die Luft?«
    LaPointe zuckt die Achseln.
    Resnais schaut auf seine Notizen. »Sie haben ihn von der Straße verwiesen. Sie haben ihm die Benutzung eines öffentlichen Weges verwehrt. Wer, in drei Teufels Namen, glauben Sie eigentlich, daß Sie sind, LaPointe?«
    »Das war eine Strafe.«
    »Die Polizei ist nicht dazu da, um zu strafen! Strafen tun die Gerichte. Doch nicht genug damit, daß Sie ihn von der Straße gewiesen haben, Sie haben ihn auch in aller Öffentlichkeit gedemütigt, indem Sie ihn gezwungen haben, sich auszuziehen und in einen Kellerschacht zu klettern, ohne Rücksicht auf mögliche Verletzungen. Darüber hinaus haben Sie das vor Zeugen getan – einem ganzen Haufen Zeugen, darunter jungen Frauen, die ihn auslachten. Öffentliche Demütigung.«
    »Nur seine Schuhbänder.«
    »Was?«
    »Ich habe ihm lediglich befohlen, seine Schuhbänder rauszuziehen.«
    »In meinem Bericht ist von Ausziehen die Rede.«
    »Dann ist Ihr Bericht falsch.«
    Resnais nimmt einen Bleistift und korrigiert das. Er zweifelt nicht im geringsten an LaPointes Ehrlichkeit. Aber darum geht es nicht. »Es heißt hier, daß ein weiterer Polizist dabei war. Ich bitte um seinen Namen.«
    »Er ging rein zufällig mit mir mit. Er hat nichts damit zu tun.«
    LaPointes sachlicher Ton reizt Resnais. Er haut auf die Tischplatte. »Ich dulde so was einfach nicht! Ich habe mich schwer genug getan, diesem Laden hier ein gutes öffentliches Image zu verschaffen! Und es ist mir scheißegal, ob Sie für die

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