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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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sich nicht gehandelt«, sagt LaPointe.
    Gaspards hochgezogene Augenbrauen signalisieren, daß er allzugerne wissen möchte, worum es sich denn gehandelt habe, doch statt dessen wendet sich LaPointe vom Fenster weg und gibt ihm einen kurzen Überblick über die bis jetzt erzielten Fortschritte.
    »Du nimmst also an, der Junge ist gewaschen worden, wie?«
    »Ich bin überzeugt davon.«
    »Und wenn der so ein großer sauteux de clôtures war, wie du sagst, dann kann ja wohl fast jeder dem das Messer hinten reingesteckt haben – ein eifersüchtiges Weib, ein Liebhaber, 'n Bruder von jemand – beinahe jeder.«
    »So ist es.«
    »Tippst du schon auf jemanden?«
    »Die Verdächtigen schießen bei uns nur so wie die Pilze aus dem Boden. Die meisten Spuren aber sind bereits verwischt. Ich habe noch was, wo ich heute abend mal reinschaue; eine Bar, wo der Junge verkehrte.«
    »Glaubst du, du kannst da was auftun?«
    »Nicht viel. Vielleicht weitere zwanzig Verdächtige.«
    »Verflixt! Na, dann mach mal schön so weiter. Und sieh zu, daß du die Sache unter Dach kriegst. Ich kann wieder mal ein Anerkennungsschreiben brauchen. So, und wie macht sich unser Joan? Macht er dir auch soviel Bauchschmerzen wie mir?«
    LaPointe zuckt die Achseln. Er hat nicht die Absicht, dem Jungen in seiner Anwesenheit Komplimente zu machen. »Was fragst du? Willst du ihn nicht heute zurückhaben?«
    »Nein, nicht, wenn du es noch 'ne Weile mit ihm aushältst. Er engt meine romantische Lebensart ein – dauernd ist er um mich rum.« Gaspard trinkt seinen Kaffee aus, zerknüllt den Pappbecher in der Hand und verfehlt den Papierkorb. »Okay. Wenn du mir über unseren Fall nichts weiter zu sagen hast, werde ich mal wieder darangehen, die Stadt für die Touristen sicher zu machen. Kümmere dich um den Jungen, ja? Das nenne ich Stil!«
    Guttmann knurrt, als Gaspard lachend rausgeht.
    LaPointe ist es ein bißchen schlecht. Das kommt vom Abfließen des Adrenalins nach seiner Besprechung mit dem Commissioner. Die Luft in seinem Büro ist warm und schmeckt abgestanden. Er möchte hier raus, irgendwohin, wo er sich wohl fühlt und lebendig. »Hören Sie, ich gehe jetzt auf die Main. Mal sehen, waf so läuft.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Nein. Morgen bin ich Sie los, und da möchte ich noch den Papierkram aufgearbeitet haben.«
    »Oh.« Guttmann versucht nicht, seine Enttäuschung zu verbergen.
    LaPointe zieht den Mantel über. »Ich mache nur meine Runden. Sprech' mit den Leuten. Diese Green-Sache hat mich zu viel Zeit gekostet. Ich verlier' sonst die Fühlung.« Er schaut auf den jungen Mann hinter den aufgestapelten Berichten. »Was haben Sie denn heute abend so gegen sieben vor? Waschtag?«
    »Nein, Sir.«
    »Na, gut. Treffen wir uns im Happy Hour Whisky à Go-Go in der Rachel Street. Das ist unsere letzte Spur. Das werden Sie ja wohl noch durchstehen.«
    Bevor es seine Cabaret-Lizenz verlor, war das Happy Hour Whisky à Go-Go ein beliebtes Tanzlokal gewesen, wo sich die Mädchen aus den Nähereien und die Männer von den Docks kennenlernen, ein bißchen tanzen, flirten, trinken, Verabredungen für nachher treffen konnten. Es war ein riesiger, lauter Schuppen, mit einer von der Decke hängenden Kugel, die sich drehte und deren Spiegeloberfläche bunte Lichttropfen über die Wände, die Tanzenden und das Orchester gleiten ließ, dessen Verstärker den Boden beben machten. Aber da der Besitzer immer wieder beide Augen zugedrückt hatte, wenn minderjährige Mädchen rein wollten, und seine Rausschmeißer nicht dazu angehalten hatte, Prügeleien schon vor dem Stadium zu beenden, wo harte Gegenstände geworfen wurden, ist das Tanzen hier jetzt verboten, und nur noch eine Handvoll Gäste sitzt an der U-förmigen Bar, einer leuchtenden Insel in einer dunklen Wüste ungenutzten Raums. Am Bug der Bar befindet sich eine trommelförmige Tanzfläche von einem Meter zwanzig Durchmesser, auf welcher eine Go-Go-Tänzerin langsam ihren Hintern kreisen läßt, in keiner Weise im Takt der wimmernden, sich ewig wiederholenden Rockmusik, die ein Plattenspieler hinter der Bar liefert. Die Tänzerin ist nicht mehr jung, und sie ist dick. Gelangweilt und mit trübem Blick wogt sie mechanisch rundherum. Ihre gewaltigen nackten Brüste schlabbern, während sie die Daumen in den Beutel ihres Lendenschurzes steckt, mal rein, mal raus, ihn in einer routiniert-rituellen Provokation von ihrem écu zerrt und wieder zurückschnappen läßt.
    Blaue und orangene Lichter glühen

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