Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
Vom Netzwerk:
Ton ausnehmend angenehm. Sie lacht in genau derselben Tonlage, in der sie spricht.
    »Ich nehme an, unser Lehrkörper kommt Ihnen für eine so kleine Schule wie die unsere ziemlich groß vor, aber wir haben uns auf ein Intensiv-Sprachtraining mit einer sehr begrenzten Klassenstärke spezialisiert. Wir tauchen den Schüler sozusagen in ein Sprachbad ein. Ein Schüler, der beispielsweise Französisch lernt, hört sechs Stunden am Tage kein Wort Englisch, ja er nimmt sein Mittagessen zusammen mit Lehrern und anderen Schülern in einem französischen Restaurant ein. Und wenn er will, kann der Schüler abends französische Nightclubs, Kinos, Theater besuchen – immer in Gesellschaft seines Lehrers. Wir konzentrieren uns auf – wenn Sie so wollen – die Melodie der Sprache, auf ihre Musik. Noch ehe der Schüler ein französisches Lied singen lernt, lernt er es summen. Unsere Methoden sind erstmals an der McGill-Universität entwickelt worden, und so haben auch einige unserer Studentinnen, die bei uns unterrichten, dort promoviert.« Mademoiselle Montjean hält plötzlich inne und lacht. »Das muß ja für Sie wie ein Werbeprospekt von uns klingen.«
    »Ein bißchen«, sagt LaPointe. »Sie stehen also mit McGill in Verbindung?«
    »Unsere Verbindung ist nicht formeller Natur. Einige Studenten von McGill sammeln in der Arbeit bei uns Erfahrungen und Anerkennung. Oh!« Sie drückte überstürzt ihre Zigarette aus. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.« Sie verläßt die ›Konversations-Insel‹, eine gefällige Anhäufung weicher, weißer ›Sitzformen‹ aus Leder um einen nierenförmigen Kaffeetisch mit einer Glasplatte, das Ganze zwei Stufen tief in den Boden eingelassen. Sie geht eilig an ihren Schreibtisch mit dem Blick auf das Carré St. Louis, drückt dort auf den Knopf eines verborgenen Tonbandgeräts und spricht im Konversationston: »Maggie, erinnern Sie mich morgen daran, daß ich mich mit Mr. Moreland in Verbindung setze. Thema: Evaluationsverfahren für Halbtags-Studenten.« Sie läßt den Knopf los und lächelt zu den Polizisten hinüber. »Ich hätte das total vergessen, wenn ich nicht zufällig mit Ihnen davon gesprochen hätte. Ich habe ein Gedächtnis wie ein Sieb.«
    Das ist eine konventionelle Lüge, und eine plumpe dazu. Mlle. Montjean führt ihre spezialisierte und außerordentlich teure Schule mit so großer Effektivität, daß sie ganz offensichtlich Zeit für Leute hat, die unverhofft bei ihr hereinplatzen. Sogar für Polizisten.
    Die Schule nimmt ein Doppelgebäude in Beschlag: Hinter den Fassaden von ursprünglich zwei Häusern, die umgebaut und renoviert worden sind, liegen nunmehr in den ersten beiden Etagen ›Konversations-Foyers‹, ›Lern-Environments‹ und audiovisuelle Stützsysteme, während das dritte Stockwerk unter schrägem Mansardendach Mlle. Montjeans Wohn- und Arbeitsräume beherbergt. Guttmann ist sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie sie in ihrem geräumigen Wohnzimmer geschickt all das untergebracht hat, was sie zur Führung ihres Unternehmens braucht. Die Aktenordner verbergen sich hinter viktorianischen Gerichtsschränken. Ihre HiFi-Anlage ist mit ihrem Diktiergerät zusammengeschlossen. Ihre Geschäftstelefone in Keramik haben die Form französischer ›Kaffeemühlen‹. Ihr Schreibtisch ist ein Damen-Ecritoire mit Einlegearbeit. Die ›Konversations-Insel‹ ist gleichermaßen geeignet für Sitzungen mit Mitarbeitern wie für romantische Tête-à-têtes. Wände und Zimmerdecke sind aus weißem Stuck mit offenliegenden und gefirnißten Dachbalken – ein Hintergrund, vor dem die unwahrscheinliche und doch nicht aufdringliche Mischung aus modernem, viktorianischem und antikem Mobiliar durchaus harmoniert.
    Theoretisch paßt diese Mixtur aus verschiedenen Möbelstilen, die Stuckwände und die Balken, die Perserteppiche, die modernen und klassischen Stiche an den Wänden nicht zusammen. Dennoch kommt kein Gefühl von Dissonanz und Mischmasch auf, vielmehr der Eindruck, daß jedes Stück von einer starken Persönlichkeit von untrüglichem Geschmack ausgewählt worden ist. Jedes Element ist am richtigen Platz, ist Ausdruck eines sich artikulierenden Raumgefühls.
    LaPointe hat nichts dafür übrig.
    »Ich habe Ihnen ja gar nichts zu trinken angeboten«, sagt sie und schüttelt den Kopf, als wolle sie sagen, sie würde ihn verlieren, wenn er nicht angewachsen wäre. »Was nehmen Sie vor dem Essen? Dubonnet?«
    Guttmann sagt, Dubonnet sei eine gute

Weitere Kostenlose Bücher