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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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meine? Ich hab' nicht den Nerv dafür. Ich will nicht, daß jeder mich entweder haßt oder Angst vor mir hat. Ich will nicht in einer Welt von Tramps und Verlierern und Huren und Ganoven und Fixern leben. Das ist – das ist eben nichts für mich. Ich würde auch niemals gut sein. Und niemand ist gern ein Versager. Ich hab' das alles mit Jeanne besprochen. Sie versteht es.«
    »Jeanne?«
    »Das Mädchen aus meinem Haus.«
    »Sie ist eine Canadienne, Ihr Mädchen?«
    »Hab' ich das nicht erwähnt?«
    »Nein.«
    »Na ja, sie ist eine.«
    »Hm-m. Sie haben einen besseren Geschmack, als ich dachte. Wollen Sie den Kaffee ernstlich trinken?«
    »Nein. Hier. Wissen Sie, die Idee mit der Karte war lediglich so 'ne Art Vorwand, hierherzukommen und die Dinge mal durchzudenken.«
    »Und jetzt sind Sie entschlossen?«
    »So gut wie.«
    Guttmann sitzt schweigend da. LaPointe trinkt, die halbgeschlossenen Augen auf die Karte gerichtet, seinen Kaffee und streicht sich dann mit der flachen Hand übers Haar. »Na, machen wir lieber Feierabend.«
    »Kann ich Sie irgendwo absetzen, Sir?«
    »Mit Ihrem Spielzeugauto?«
    »Einen anderen Wagen hab' ich leider nicht.«
    LaPointe denkt einen Moment darüber nach. »Na schön. Sie können mich absetzen.«
    Guttmann hat Lust zu sagen: Recht schönen Dank, Sir. Aber er sagt es nicht.

13
    Ein feuchtkalter Nebel liegt über dem Carré St. Louis, netzt das Denkmal von Crémazie, durchnäßt die Abfälle in dem Brunnen, glasiert die knorrigen Wurzeln, die sich über einen Boden krümmen, der zu schlackig und zu verhärtet ist, als daß sie ihn durchdringen könnten. Zwischen verkrüppelten, blattlosen Bäumen stehen verwitterte Parkbänke mit eingeschnitzten Inschriften, bei denen sich vulgäre, romantische Namens-Verewigungsimpulse gegenseitig überlagern und vernichten.
    Früher einmal ein von vornehmen Häusern umgebener hübscher Park, ist das Carré St. Louis heute ein auf den Hund gekommener Platz und Schauplatz eines schrecklichen Stilmischmaschs. Westlich steht ein wuchtiger viktorianischer Kasten, dessen kapriziöse Mauervorsprünge und Nischen ein quer über die gesamte Hausfront laufendes breites Schild überzieht, auf dem zu lesen steht: C HRISTLICHER V EREIN J UNGER C HINESEN . Weder die jahrelang nicht erneuerte Farbe noch der über dem Park brütende Nebel vermögen die schreienden, einen Meter hohen chinesischen Schriftzeichen in Rot und Gold etwas zu mildern. Beherrscht wird der Platz von einem grotesken Bauwerk: einem Schloß mit Zinnen aus altem grauen Stein, mit grüner Farbe frisch gestrichen, der Sitz der Gewerkschaft der Maschinenbauer.
    LaPointe schaut auf seine Uhr: Viertel nach elf. Guttmann ist spät dran.
    Lediglich die Reihenhäuser im Ostteil des Parkes haben ihre Unschuld bewahrt, doch auch die ist trügerisch. Hinter den Fassaden hat die Schickeria gewütet, hat ausgeweidet und renoviert. Schon bald wird dieses Stück Main unterminiert und aus dem Mosaik ihrer Kultur herausgebrochen sein. Die neuen Bewohner werden hier politisch den Hebel ansetzen, werden dafür sorgen, daß die Bäume beschnitten werden, daß der Brunnen wieder läuft, daß das auf das Becken gemalte Friedenssymbol entfernt wird. Rasen, Sträucher und neue Bänke wird es geben, und um den Park wird ein Drahtgitter gezogen werden mit Gattern, zu denen nur die Anwohner Schlüssel haben.
    LaPointe grunzt sein Mißvergnügen heraus und schaut sich um. Er sieht Guttmann mit ausholenden Schritten den Park durchqueren; es ist ihm unangenehm, zu spät zu kommen.
    »Ich habe keinen Parkplatz gefunden«, erklärt Guttmann noch im Laufen. Da LaPointe nicht drauf reagiert, fährt er fort mit: »Entschuldigen Sie, bitte. Warten Sie schon lange?«
    Der Lieutenant blockt dieses Gerede ab: »Kennen Sie diesen Platz?«
    »Nein, Sir.« Guttmann schaut sich um. »Mein Gott, hier sind aber viele Häuser. Wo fangen wir an?«
    »Machen wir erst mal 'n kleinen Bummel.«
    Guttmann läuft neben LaPointe her. Der Kies des Mittelwegs knirscht unter ihren langsamen Schritten, während sie sich die Häuser zu beiden Seiten ansehen.
    Sie gehen quer durch den Park und die Ostseite des Platzes hinunter, die Reihe renovierter Häuser entlang. LaPointe läuft mit den langsam-langen Schritten des Revierschutzmanns, die Fäuste tief in den Taschen seines Mantels, und sieht sich jede Tür aufmerksam an.
    »Was suchen Sie, Sir?«
    »Keine Ahnung.«
    »So ähnlich wie die Stecknadel im Heuhaufen, nicht wahr? Als ich vorhin hier ankam,

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