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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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war nicht Scheiße, im Gegensatz zu Joe Louis.«
    »So, das sagst du! Floyd Patterson hatte eine irre Linke. Er hatte eine, wie du sagst, eine der irrsten Linken der Welt. Der konnte … alles treffen, konnte der.«
    »Ach, der konnte nicht … konnte nicht mal sich aus'm nassen Sack rausboxen! Ich hab' mal einen gekannt, der hat immer gesagt, der war nicht Scheiße gegen Joe Louis. Du weißt … weißt du, wie sie Joe Louis immer genannt haben?«
    »Ist mir doch egal, wie sie ihn genannt haben! Darauf ist doch geschissen, ist doch drauf!«
    »Sie haben Joe Louis … Gentleman Joe genannt. Gentleman Joe! Was sagst du nun?«
    »Warum?«
    »Was?«
    »Warum haben sie ihn Gentleman Joe genannt?«
    »Warum? Warum? Weil … weil dieser Floyd Patterson nur Scheiße bauen konnte, darum. Da kannst du jeden fragen!«
    LaPointe steuert auf die Gruppe zu. »Hat jemand von euch heute Dirtyshirt Red gesehen?«
    Sie sehen sich an, und jeder hofft, die Frage sei an jemand anderen gerichtet.
    »Du«, sagt LaPointe zu einem kleinen Mann mit schmaler Stirn und großem stoppeligem Adamsapfel.
    »Nein, Lieutenant. Ich hab' ihn nicht gesehen.«
    »Er war vor ein paar Stunden hier«, meldete sich der andere.
    »Er hat nach dem Vet gefragt.« Der Name dieses allseits unbeliebten Tramps ruft bei einigen Pennern an den anderen Tischen abfälliges Brummen hervor. Keiner hat für den Vet mit seinem überheblichen Getue und seiner Angeberei etwas übrig.
    »Und was kam dabei heraus?«
    »Nicht viel, Lieutenant. Wir haben ihm gesagt, der Vet war gestern noch spätabends hier.«
    »Wie spät?«
    Der Barbesitzer hebt den Blick von seinem Pornoheft und hört zu.
    »Nun?« fragt LaPointe. »War's nach Feierabend?«
    Einer der Tramps wirft einen Blick auf den Besitzer. Er will mit der einzigen Bar, die Penner reinläßt, keinen Ärger kriegen. Doch nichts ist so schlimm, wie mit Lieutenant LaPointe Ärger zu kriegen. »Kann sein, ein kleines bißchen später.«
    »Hat er Geld gehabt?«
    »Jaa. Einen ganzen Packen. Hat, scheint's, gerade seine Rente gekriegt. Zwei Flaschen hat er gekauft.«
    »Zwei Flaschen«, höhnt ein anderer. »Und wissen Sie, was dieser miese Heini macht? Gibt uns eine Flasche für uns alle und trinkt die andere ganz alleine!«
    »Pottauslecker, verdammter«, sagt ein anderer ohne Wärme.
    LaPointe geht rüber zur Bar und spricht mit dem Besitzer: »Hatte er nach Ihrer Meinung Geld?«
    »Ich verkauf nicht auf Pump.«
    »Hat er mit 'ner Stange rumgeprotzt?«
    »So besoffen war er wieder nicht. Wieso? Was hat er denn getan?«
    LaPointe schaut den Besitzer eine Sekunde lang an. Irgendwie widerlich, an Pennern zu verdienen. Er langt in die Tasche und holt etwas Kleingeld raus. »Hier. Geben Sie ihnen eine Flasche.«
    Der Besitzer zählt das Geld mit dem Zeigefinger. »He, das reicht nicht!«
    »Das ist unsere Lage, Ihre und meine. Wir machen halbe-halbe.«
    Das schmeckt dem Besitzer gar nicht, und doch langt er unter die Bar und fördert widerwillig eine Flasche Muskateller zutage. Kaum steht sie auf der Theke, kommt schon einer der Penner und holt sie ab.
    »He, danke schön, Lieutenant. Ich sag's dem Red, daß Sie'n suchen.«
    »Er weiß es.«
    Sie streifen jetzt schon eineinhalb Stunden durch die schmalen Nebenstraßen der Main. Ab und zu bleibt LaPointe stehen und geht in eine Bar oder in ein Café oder spricht kurz mit jemandem auf der Straße. Guttmann glaubt schon, der Lieutenant habe den Vet und den jungen Mann ganz vergessen, der vergangene Nacht in der kleinen Straße erstochen worden ist. In Wirklichkeit fahndet LaPointe noch immer nach Dirtyshirt Red und dem Vet, wenn auch nicht unter Außerachtlassung seiner sonstigen Pflichten. Er geht auf der Straße nie nur einer Sache alleine nach, weil sonst die anderen Fäden durcheinandergeraten würden und er nicht wissen würde, was jeder treibt, was jeder erhofft, was jeden bedrückt.
    Gerade spricht LaPointe mit einer dicken Frau mit krausem, knallig rotem Haar. Sie lehnt, die knubbeligen Ellenbogen auf einem steinernen Sims, aus einem Fenster im ersten Stock, aus dem sie soeben in schöner Gleichgültigkeit über den Passanten einen Mop ausgeschüttelt hat. Dem Tenor ihrer Unterhaltung entnimmt Guttmann, daß sie früher einmal auf den Strich gegangen ist und daß sie und LaPointe den Austausch stark erotisch gefärbter Anzüglichkeiten lieben, als ob sie, wenn sie bloß nicht so viel zu tun hätten, sich schon zeigen würden, was richtiger Sex ist. Die Frau scheint über

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