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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Zweiten Weltkrieg anwandte, und er hat ihn in sein Repertoire brauchbar Management-Taktiken aufgenommen.
    Ein Angestellter opfert seine ZEIT , ein Kumpel opfert sich SELBST .
    Dummerweise gibt es in LaPointes Leben nicht viel Besonderes. Keine Kinder; eine Frau, die lange tot ist; Belobigungen für Verdienste und Tapferkeit, die schon Jahre her sind. Es ist schon das Letzte, wenn man die Straße erwähnen muß, in der einer wohnt.
    »Ich möchte Ihre Zeit nicht allzusehr in Anspruch nehmen, Commissioner«, sagte LaPointe. »Wenn also, was …« Er hebt die Augenbrauen.
    Resnais mag so etwas nicht. Er möchte lieber selbst Fluß und Ablauf der Unterhaltung bestimmen, wenn, wie in diesem Fall, heikle persönliche Probleme im Spiel sind. Dieses Verfahren ist ein Grundsatz der Kleingruppen-und-Mensch-zu-Mensch-Kommunikationstechnik.
    Wenn du nicht führst, wirst du geführt.
    »Ich hatte Sie schon heute früh erwartet, Claude.«
    »Ich saß an einem Fall.«
    »Aha.« Der Commissioner wippt wieder auf den Zehenspitzen und preßt die Hände hinter dem Rücken zusammen. Dann setzt er sich in seinen hochlehnigen Schreibtischsessel und dreht sich so, daß er an LaPointe vorbei aus dem Fenster sieht. »Ehrlich gesagt, ich fürchte, ich muß Ihnen, wie man in alten Zeiten sagte, eine Standpauke halten.«
    »Das nennen wir heute auch noch so.«
    »Richtig. Sehen Sie, Claude, wir sind beide alte Hasen …«
    LaPointe zuckte die Achseln. »… und ich habe den Eindruck, ich muß bei Ihnen nicht um den heißen Brei herumreden. Ich sehe mich gezwungen, zuvor mit Ihnen über Ihre Methoden zu sprechen. Nun, ich will nicht sagen, daß sie unwirksam seien. Ich weiß, daß Dienst nach Vorschrift zuweilen Verzicht auf eine Verhaftung bedeuten kann. Aber die Zeiten haben sich geändert, seit wir jung gewesen sind. Heute wird mehr Wert auf den Schutz des Individuums gelegt als auf den Schutz der Gesellschaft.« Dieser Satz scheint in unsichtbaren Anführungszeichen zu stehen. »Ich nenne diese Veränderungen nicht gut, und ich nenne sie nicht schlecht. Es sind Tatsachen, Tatsachen, die Sie fortwährend mißachten.«
    »Sie sprechen vom Fall Dieudonné?«
    Resnais runzelt die Stirn. Er hat es nicht gern, wenn man ihn drängt. »Das ist der Fall, der gerade aktuell ist. Aber ich spreche nicht nur darüber. Es ist ja nicht das erste Mal, daß Sie sich Ihre Informationen mit Gewalt beschafft haben. Und es ist nicht das erste Mal, daß ich Ihnen gesagt habe, so dürfen die Dinge in meiner Behörde nicht laufen.« Im selben Moment bedauert er, von ›seiner‹ Behörde gesprochen zu haben. Gib jedem das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein.
    Am besten arbeitet, wer für sich selbst arbeitet.
    »Ich glaube kaum, daß Sie den Fall bis in alle Einzelheiten kennen, Commissioner.«
    »Ich versichere Ihnen, ich kenne den Fall. Ich habe jede Einzelheit vom Staatsanwalt in den Schlund gewürgt bekommen!«
    »Die alte Frau ist für sieben Dollar und ein paar Krumme erschossen worden! Nicht mal genug für den Strolch, um sich einen Schuß zu leisten!«
    »Darum geht es nicht!« Resnais' Backenknochen strammen sich, und er fährt mit übertriebener Machtbetonung fort: »Es geht um folgendes: Sie haben sich Informationen gegen Dieudonné mit Gewalt und unter Androhung von Gewalt beschafft.«
    »Ich wußte, daß er es gewesen ist. Aber ich konnte ihm ohne Geständnis nichts beweisen.«
    »Woher wußten Sie, daß er es wahr?«
    »Das Wort war heraus.«
    »Was soll das genau heißen?«
    »Das heißt, das Wort war heraus. Das heißt, daß er ein großsprecherischer Scheißkerl ist, der alles aus sich rausläßt, wenn er genügend Shit geladen hat.«
    »Sie wollen mir also erzählen, er habe anderen gegenüber zugegeben, die alte Frau … wie war doch gleich der Name? … ermordet zu haben?«
    »Nein, er gab damit an, er habe eine Kanone und hätte keine Angst, sie auch zu benutzen.«
    »Das ist kaum ein Mordgeständnis.«
    »Nein, aber ich kenne Dieudonné. Ich kenne ihn, seit er ein vorlauter kleiner Junge war. Ich weiß, wozu er imstande ist.«
    »Glauben Sie mir oder auch nicht, Ihre Intuition bringt keinen Beweis zustande.«
    »Die Kugeln paßten zu seiner Kanone, nicht wahr?«
    »Die Kugeln paßten, schön. Aber wie sind Sie überhaupt an die Kanone rangekommen?«
    »Er hat mir gesagt, wo er sie vergraben hat.«
    »Nachdem Sie ihn vertrimmt haben.«
    »Ich hab ' ihm zwei Ohrfeigen verpaßt.«
    »Und ihm gedroht, ihn einzusperren – ohne Shit …

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