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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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ergibt das? Ein Seemann, der vom Schiff gesprungen ist?«
    »Bezweifle ich.«
    »Ja. Die Hände waren nicht danach. Keine Schwielen. Irgendwelche Hinweise auf spezielle Fähigkeiten oder Handfertigkeiten?«
    »Nein.« LaPointe hebt den Kopf gerade in dem Augenblick, da Bouvier weit das Auge öffnet. Sie haben im gleichen Moment den gleichen Gedanken.
    Es ist Bouvier, der ihn ausspricht: »Glauben Sie, Ihr Opfer ist gewaschen worden?«
    »Möglich.«
    Auf der Main gibt es eine Handvoll kleiner Gauner, die sich ihr Geld mit dem ›Waschen‹ von Männern für das von Amerikanern organisierte Verbrechen verdienen. Ein junger Mann, der in Kalabrien oder Sizilien in Schwierigkeiten gerät, kann sich – meistens auf einem griechischen Schiff – nach Kanada schmuggeln lassen und wird nach Montreal gebracht, wo er in der vielsprachigen Bevölkerung der Main untertaucht und dabei ein bißchen Englisch lernt, während der Wäscher sich vergewissert, daß die italienischen Behörden ihm nicht auf den Fersen sind. Diese ›sauberen‹ Männer werden dann in die Staaten geschleust, wo sie als Erpresser und Schläger gute Dienste leisten. Diese ›Gewaschenen‹, haben wie ein sauberer Revolver, den die Polizei in keiner Registrierung finden kann, keine Vergangenheit, keine Bekannten, keine Fingerabdrücke. Und wenn sie ihren Arbeitgebern lästig oder gefährlich werden, gibt es niemanden, der ihren Tod ahnden, ja nicht einmal jemanden, der danach fragen würde.
    Es ist gut möglich, daß der gutaussehende Junge, der sich Tony Green nannte, gerade gewaschen wurde, als ihn in jener kleinen Seitenstraße der Tod ereilte.
    Dr. Bouvier nimmt die Brille ab und dreht sich so, daß LaPointe das normalerweise von dem Nikotinglas bedeckte Auge nicht sehen kann. Er biegt den kaputten Steg zurecht und setzt sie wieder auf, wobei er die Haut seiner Nase verzieht, damit sie besser sitzt. »Also gut. Wer betreibt in Ihrem Revier das Waschgeschäft?«
    Der alte Rovelli ist vor einem halben Jahr gestorben. Bleibt Canducci – Alfredo (Candy Al) Canducci.
    »Schokolade«, sagt LaPointe vor sich hin.
    »Was?«
    »Schokolade. Wie in Candy. Wie in Candy Al.«
    »Ich nehme an, das ergibt einen geheimen Sinn.«
    »Der Junge hatte einen ›Vetter‹, der ihm das Zimmer mietete. Die Concierge meinte, der Name habe etwas mit Schokolade zu tun.«
    »Und Sie halten diesen Candy für Al Canducci. Interessant. Und auch möglich. Ich sag' Ihnen was – ich werde ein bißchen über den Fall nachdenken. Vielleicht, daß Ihr freundlicher Familienpathologe mit einem von seinen ›interessanten kleinen Einblicken‹ aufwarten kann. Nicht, daß ihr Herrschaften von der Straße mein Genie immer voll zu würdigen wüßtet. Ich weiß noch, wie ich mal Ihren Kollegen Gaspard mit einer ganz neuen Möglichkeit überfallen habe, als er den Fall gerade höchst zufrieden zu den Akten gelegt hatte. Er bezeichnete meine Hilfe als so willkommen wie einen Furz in einer Taucherkugel. Möchten Sie noch etwas Kaffee?«
    »Nein.«
    Guttmann hat, um Mr. Matthew St. John W --- zu empfangen, ein paar Kleinigkeiten umgestellt. Er hat seinen Stuhl an LaPointes Schreibtisch gerückt und sich auf des Lieutenants Drehstuhl gesetzt. Er steht auf, um Mr. W --- zu begrüßen, der sich einigermaßen unsicher in dem Zimmer umsieht.
    »Ist Lieutenant LaPointe nicht da?«
    »Tut mir leid, Sir. Er ist im Moment unabkömmlich. Ich bin sein Assistent. Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
    Mr. W --- sieht genauso aus wie auf den Fotos in den Gesellschaftsspalten der Sonntagszeitungen – ein schmales Gesicht mit zarten Knochen und dicht unter der Haut verlaufenden Äderchen, volles weißes, sorgsam nach hinten gekämmtes Haar, das eine hohe Stirn über hellen Augen freigibt. Sein dunkelblauer Anzug ist tadellos gearbeitet, und auf den auf Hochglanz geputzten, spitz zulaufenden schmalen schwarzen Schuhen ist nicht das winzigste Fleckchen.
    »Ich hatte gehofft, mit Lieutenant LaPointe sprechen zu können.« Er spricht dünn und ein wenig durch die Nase, und seine Stimme ist frostig. Er versucht, den jungen Polizisten einzuordnen. Er zögert.
    Guttmann, der ihn unbedingt kennenlernen will, deutet mit der Hand auf einen Stuhl ihm gegenüber und sagt so ungezwungen wie möglich: »Ich vermute, Sie können uns in der Sache Green ein wenig weiterhelfen, Sir?«
    Mr. W--- zieht die bleiche Stirn in sehr flache Falten. »Die Sache Green?« fragt er.
    Guttmanns Kinn strafft sich. Er ist froh, daß LaPointe

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