Ein Herzschlag danach
drehte sich zu mir um.
»Alles okay?«
»Ja, glaube schon.«
Alex stieg vom Motorrad. Ich konnte mich nicht rühren, der Schreck hatte mich gelähmt. Aber Alex hob mich wie ein Kind herunter. Rachels giftige Bemerkung schwirrte mir immer noch durch den Kopf.
»Was war denn los?«, fragte ich.
»Ein Alarm. Aber ich habe keine Ahnung, was ihn ausgelöst hat.«
»Und wozu diese dramatische Flucht?«
»Weil es nicht die schlechteste Idee ist abzuhauen, wenn der Alarm losgeht.«
Ich starrte ihn stirnrunzelnd an, dann fiel mir etwas ein. »Wo ist Jack? Hoffentlich ist ihm nichts passiert!«
»Jack kann schon auf sich alleine aufpassen.«
Trotzdem zog Alex sein Handy heraus. Seine ersten Worte waren: »Ja, sie ist hier bei mir. Es geht ihr gut … Ja … Auf dem Bike … Jep … definitiv das letzte Mal.« Dann schaute er sich um.
Ich folgte seinem Blick zu einem schwarzen Geländewagen, der am Straßenrand stand.
»Ja, sie sind hier. Ich gebe ihnen Bescheid. Ruf mich an, wenn du etwas weißt. Ich bleibe hier, bis du zurück bist.« Er beendete das Gespräch. »Bleib hier.«
Rachel hatte Recht – Alex betrachtete das wirklich als Babysitten. Und jetzt kommandierte er mich auch noch herum, als hätte er es mit einem trotzigen kleinen Kind zu tun! Ich schnaubte wütend, aber Alex beachtete mich überhaupt nicht, sondern ging rasch zu dem schwarzen Wagen. Wahrscheinlich war ich ihm eine Last. Alle beide, Jack und Alex, hatten mir längst klargemacht, dass sie mich nicht hierhaben wollten. Vor Wut hätte ich am liebsten geschrien.
Das Fahrerfenster öffnete sich mit leisem Surren. Alex beugte sich vor und unterhielt sich mit dem Fahrer.
Ich blickte mich um und dachte nach. Dann riss ich mich zusammen, marschierte zur Haustür, schloss auf und trat ein. Gerade als ich den Sicherheitscode eingab, kam Alex die Stufen heraufgelaufen.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst warten!«
»Weiß ich.«
»Nächstes Mal wirst du warten, wenn ich es dir sage!«, bellte er. Sein Blick war kalt und hart.
»Ich bin kein Kind mehr, Alex! Du kannst mich nicht ständig herumkommandieren!«
Alex achtete nicht auf mich, sondern drängte sich an mir vorbei zur Küche. Er stieß die Tür auf, ging durch den Raum und überprüfte den Hinterausgang. Ich verdrehte die Augen. Alles wirkte so übertrieben dramatisch! Ich lief die Treppe hinauf und ins Bad. Ich war verschwitzt, wütend und müde, aber vor allem unglücklich.
Die Badezimmertür schlug hinter mir zu und das Wasser schoss aus dem Duschkopf, bevor mir klar wurde, was ich tat. Wütend über mich selbst, ließ ich mich zu Boden sinken. Nicht einmal meine sonderbare Kraft hatte ich unter Kontrolle! Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Ich riss mir die Klamotten vom Körper, stieg in die Duschkabine und stellte mich unter den warmen Wasserstrahl. In Gedanken sah ich wieder Rachels perfektes Lächeln und ihre großen Augen. Viel Spaß beim Babysitten.
Als ich aus der Dusche kam, kochte ich immer noch vor Wut. Mit dem Arm wischte ich über den beschlagenen Spiegel und starrte mich an. Gegen Rachel hatte ich keine Chance. Sie passte einfach perfekt zu Alex. Die beiden wirkten wie füreinander geschaffen. Außerdem hatte sie einen entscheidenden Vorteil auf ihrer Seite – mit ihr durfte er ausgehen.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine düsteren Gedanken.
»Alles in Ordnung da drin?« Alex’ Stimme klang angespannt.
»Alles super.«
Ich hätte schwören können, dass sich der Türgriff ein klein wenig bewegte.
Bevor er hereinkommen konnte, riss ich die Tür auf. Alex sah müde aus. Das Babysitten musste ein verdammt harter Job sein.
»Wie geht’s deinen Händen und Knien?«
Die Schürfwunden hatte ich ganz vergessen. Jetzt drehte ich die Hände um; kleine, von Wasser aufgeweichte Hautfetzen hingen lose über den Wunden.
»Alles okay«, sagte ich, drängte mich an ihm vorbei in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Er folgte mir nicht. Warum machte er es sich nicht einfach und überließ seine Aufgabe einem der »Aufpasser« vor dem Haus? Ich ließ mich auf das Bett sinken und wickelte das Duschtuch enger um mich. Tränen der Wut schossen mir in die Augen.
Die Haarbürste auf der Kommode bewegte sich wie von allein. Es war mir gar nicht bewusst, dass ich sie führte, bis sie vor meinen Augen durch die Luft flog. Und dann war es auch schon zu spät – krachend schoss sie durch das Fenster. Vor Schreck kippte ich vom Bett. Glasscherben prasselten
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