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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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vor meine Füße.
    Ich sprang auf und blieb einen Augenblick wie benommen stehen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass Alex wütend herbeigerannt kam, aber es passierte nichts. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Tür und öffnete sie leise. Alex’ Stimme klang gedämpft von unten herauf. Er ging auf der Veranda hin und her und sprach in sein Handy. Wahrscheinlich mit Rachel. Zweifellos verabredeten sie sich zu einem Date, sobald er das Babysitten für heute hinter sich hatte.
    Das war meine Chance. Hastig zog ich saubere Shorts und ein T-Shirt an, warf noch einen Blick auf das Fenster mit dem fußballgroßen Loch, und schon war ich weg.
    Ich lief die Treppe herunter, wobei ich die Stufe vermied, die am lautesten knarrte, schlich durch die Küche, schloss die Hintertür auf und zog sie leise hinter mir zu. Auf der Außentreppe schlüpfte ich in meine Flip-Flops und rannte durch den Garten. Ich wusste nicht genau, was dahinter lag. Ich würde einfach über den Zaun springen und irgendwie zur nächsten Straße gelangen. Ich hatte kein bestimmtes Ziel, aber das Meer schien mir ein guter Anlaufpunkt zu sein.
    Am Zaun warf ich einen Blick zurück auf das Haus: Dort regte sich nichts. Ich packte einen Ast, zog mich hoch und sprang auf der anderen Seite hinunter. Ich landete in einem Garten, der mit Jacks fast identisch zu sein schien. Schnell lief ich zur Schmalseite des Hauses, wo sich Abfalltonnen aneinanderreihten. Ich spähte um die Verandaecke auf die Straße hinaus, und als ich dort keinen schwarzen Wagen mit getönten Fenstern entdeckte, machte ich mich in die Richtung auf, wo ich Harbor Beach vermutete.
    Erst als ich die Hauptstraße erreichte, entspannte ich mich ein wenig. Das grüne Leuchtschild eineskleinenSupermarkts lockte mich über die Straße. Ich trat in den kühlen Laden und suchte das Regal mit den Getränken.
    Mit einer Dose Sprite ging ich zur Kasse. Mitten im schmalen Gang stand ein zerlumpt aussehender alter Mann und verglich verschiedene Nudelpackungen. Ich zögerte verlegen und wartete, dass er mir Platz machte, aber er starrte nur auf das Regal und murmelte vor sich hin. Ich räusperte mich, doch auch das nützte nichts, so vertieft war er in die Lektüre der Zutatenliste.
    Inzwischen war meine Hand von der eiskalten Sprite-Dose fast gefühllos geworden. Ich trat einen Schritt näher. »Entschuldigen Sie«, sagte ich und wollte mich an dem Alten vorbeizwängen.
    Plötzlich sah er auf. Sein Blick war durchdringend und fest. Mein erster Eindruck war falsch gewesen – er war nicht alt, höchstens Anfang vierzig, aber durch seine Kleidung und die dunkle Haut wirkte er irgendwie leicht angestaubt. Unter seinen Augen lagen dunkelgraue Schatten und am Mund zeigten sich tiefe Falten.
    »Ich brauche deine Hilfe«, flüsterte er mit einer Stimme wie raues Schleifpapier.
    Das hatte mir gerade noch gefehlt – irgendein Halbirrer, der sich nicht für eine Sorte Nudeln entscheiden konnte.
    »Äh … ich kann Ihnen da nicht helfen«, erklärte ich ihm.
    »Doch, doch, das kannst du«, sagte er drängend.
    Seine Augen glänzten fiebrig. Sein Atem roch stark nach Zigaretten und ich wandte das Gesicht unwillkürlich ab. Wieder versuchte ich, an ihm vorbeizukommen, aber der Mann drehte sich so, dass er den Durchgang versperrte. Jetzt wich ich zurück. Hier stimmte doch etwas nicht. Der Mann folgte mir und streckte die Hand aus, als wollte er mich berühren. Dann hielt er plötzlich inne, hob den Kopf und blickte über meine Schulter. Bevor ich mich umdrehen konnte, schlurfte er hastig den Gang entlang zum Notausgang am hinteren Ende des Ladens. Die Nudelpackung ließ er einfach auf den Boden fallen.
    Ich drehte mich um. Durch die Glasfront des Ladens konnte ich etwas Rotes ausmachen: Alex’ Motorrad.
    Ich stützte mich am Nudelregal und lehnte den Kopf dagegen. Nicht zu fassen. Ich hatte es nicht einmal bis zum Strand geschafft. Hatte mich schon im ersten Laden wieder schnappen lassen. Verdammt, waren diese Burschen gut ausgebildet! Ich stellte die Dose wieder an ihren Platz zurück und ging wütend zum Ausgang.
    Das Bike stand am Straßenrand, Alex lehnte dagegen, die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete mich mit gehobenen Augenbrauen. Er sagte nichts, reichte mir nur einfach den Helm. Ich seufzte, setzte den Helm auf und Alex zog den Gurt unter meinem Kinn fest.
    »Aufsteigen«, befahl er. Ich kletterte gehorsam auf den Soziussitz.

11
    Ich legte die Arme um Alex’ Hüften und klammerte mich eng an

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