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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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stellen, die uns bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnten.«
    So etwas sagten die Kriminalkommissare in den TV -Serien auch immer, wenn jemand so schuldig wie Judas war, sie aber nicht genügend Beweise in der Hand hatten. Noch nicht.
    »Kannst du dich nicht noch ein bisschen unklarer ausdrücken?«, fragte ich sarkastisch.
    »Klar.« Er schien es ernst zu meinen.
    »Wie kann ich euch von eurem Rachefeldzug abbringen? Sag’s mir und ich tue es sofort.«
    Er schaute mich mitleidig an. »Tut mir leid, Lila. Wir werden nicht aufgeben. Es geht längst nicht mehr nur um deine Mutter. Sie war zwar damals der Grund dafür, dass wir uns rekrutieren ließen. Und wir sind den Mördern tatsächlich dicht auf der Spur.« Sein Blick war durchdringend, fast glühend. »Aber es geht inzwischen um mehr. Selbst nachdem wir die Mörder gefangen haben, werden wir weiterkämpfen müssen.«
    Ich schwieg. Ich begriff einfach nicht. Wogegen kämpften sie denn nun? Und warum? Das alles kam mir so unwirklich vor – ein paar Sekunden lang glaubte ich sogar allen Ernstes, ich läge wieder auf der Straße in Südlondon und bildete mir alles nur ein.
    »Komm schon, ich hab dir erzählt, was ich dir sagen kann. Wir gehen zurück.« Alex ergriff meine Hand. Der sanfte Druck holte mich in die Wirklichkeit zurück.
    »Aber …«, begann ich, brachte aber nicht einmal zwei Wörter zustande.
    Alex streckte die Arme über den Kopf. Über seinen Shorts zeigte sich ein Stück eines sehnigen, sonnengebräunten Sixpacks.
    »Nein, Lila. Du musst mir jetzt einfach vertrauen.«
    Natürlich vertraute ich ihm. Ich hätte ihm mein Leben anvertraut. Aber hier gingen so viele Dinge ab, über die er mir nichts erzählen wollte. Ich hatte vollkommen darin versagt, ihn von dieser idiotischen Racheaktion abzubringen. Nichts lief so, wie ich es geplant hatte.
    Wir schwiegen und starrten uns an. Schließlich drehte sich Alex um und wir joggten weiter. Bald kamen wir wieder auf die geteerte Straße. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit darum, dass sich mein Bruder und Alex in Gefahr stürzten, als handelte es sich um eine Art Mutprobe. Als ob die Folgen nicht tödlich sein könnten.
    Plötzlich stolperte ich, stürzte und schrie auf, als ich auf der harten Straße aufschlug. Ein paar Sekunden lang blieb ich keuchend liegen. Winzige Kieselsteine hatten meine Hände aufgeschürft. Es brannte wie verrückt. Alex’ Hände auf meinen Schultern brachten mich wieder zu mir. Er half mir auf. Auf einmal merkte ich, dass er mit mir sprach.
    »Alles in Ordnung? Lass mich mal sehen.« Sanft wischte er meine Hände sauber. Auf beiden waren leichte Schürfwunden und Kratzer zu sehen. Sie brannten, als hätte ich Brennnesseln berührt.
    Ich zuckte unwillkürlich zurück.
    »Wirklich alles in Ordnung?«, fragte Alex.
    »Geht so.« Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen.
    »Bist du sicher?« Sein Griff war kräftig. Er gab mir das Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Endlich blickte ich auf. Seine Miene zeigte solche Besorgnis, dass er nicht die paar Schürfwunden meinen konnte.
    »Ich will nicht, dass ihr euch auf diese Sache einlasst!«, platzte es plötzlich aus mir heraus.
    »Ich weiß.«
    Ich wartete auf ein Versprechen, etwa: Okay, dann halten wir uns eben aus der Sache heraus und überlassen sie der Polizei . Aber das Versprechen kam nicht. Ein Vogel zwitscherte.
    »Lila«, sagte Alex sanft, »glaub mir: Uns passiert nichts.«
    »Versprich es mir.«
    Seine Miene wurde finster. »Ich verspreche es dir. Und jetzt komm schon, wir müssen weiter.«
    Ich wischte den Dreck von den Knien, die ebenfalls aufgeschürft waren. Mein Körper kriegte in letzter Zeit wirklich einiges ab. Beim Loslaufen spannte sich die Haut über den Knien schmerzhaft, aber nach einer Weile spürte ich nur ein leichtes Brennen. Es waren noch ein paar Hundert Meter bis zum Star-Wars-Glaskasten.
    Vor den Reagenzgläsern stand eine Gruppe junger Männer. Aus der Ferne sahen sie genau gleich aus: Alle waren über eins achtzig groß, hatten breite Schultern und kräftige Beine. Sie trugen die gleiche Kleidung: Kampfhose und T-Shirts, die sich eng über ihre muskulösen Oberkörper spannten. Ich warf einen kurzen Seitenblick auf Alex. Militärischer Kurzhaarschnitt und Körperbau glichen diesen Männern und trotzdem gab es etwas, was ihn von den anderen unterschied. Er war weniger gedrungen, sein Körper wirkte sehniger und geschmeidiger – und überhaupt stellte ich, natürlich

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