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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Blair
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nur einen Bissen herunterbringen würde. Aber sie nickte und begann ihren Mantel aufzuknöpfen. Ein Kellner kam hinzu, um ihn ihr abzunehmen. Sie setzte sich Onkel Tony gegenüber auf die Bank an dem weiß gedeckten Tisch und sah sich um. »Es ist hübsch hier.« Und alle Leute sahen normal aus.
    »Bist du zum ersten Mal hier?«
    Sie wischte ihre feuchten Handflächen an ihrer Hose ab, ehe sie die Hände auf den Tisch legte. Sie hoffte, ruhiger auszusehen, als sie sich fühlte. Tony Delucci lächelte immer noch, aber seine Augen wirkten genauso hart und berechnend, wie sie sie von ihrer letzten Begegnung in Erinnerung behalten hatte. Sie bejahte seine Frage.
    »Man sollte Victor mal eins mit der Peitsche überziehen.« Er sah auf die Speisekarte und grinste dann. »Die Muscheln nach Casinoart sind zu empfehlen.«
    »Das weißt du noch.« Der Mann musste ein Gedächtnis wie ein Elefant haben. Auf dem Hochzeitsempfang war sie über die Muscheln hergefallen.
    Er zwinkerte ihr zu. »Natürlich. Ein Gentleman erinnert sich immer an das Lieblingsessen einer schönen Frau.«
    Der Kellner kam, Tony bestellte für sie beide, stützte dann seine Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich zu ihr herüber.
    »Also, Verehrteste. Was führt dich hierher … zu mir?«
    Oh Gott, wie sollte sie anfangen. Wenn sie diesem Mann mit einer Lüge kam, brockte sie sich Ärger von einer Größenordnung ein, die sie sich überhaupt nicht vorstellen mochte. »Hast du im Fernsehen den Bericht über die gestohlenen Rentiere gesehen?«
    »Und ob. Das Witzigste, was ich seit Jahren gesehen habe. Wie die Bullen durch den hüfthohen Schnee hinterhergerannt und -gestolpert sind, um sie einzufangen. – Warum fragst du?«
    »Naja, mein Freund Cam hat die Rentiere gestohlen, und ich habe sie dann im Park ausgesetzt … sozusagen.«
    Sein Gelächter schallte durch das ganze Restaurant. Die Leute guckten sich nach ihm um, bis er sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Immer noch grinsend sagte er: »Tut mir leid. Aber soweit ich weiß, wird der Diebstahl von ein paar Rentieren nicht mit Tod durch Erhängen bestraft, und es wurde keiner von euch beiden erwischt. Wozu brauchst du also meine Hilfe?«
    »Du wirst mich für verrückt halten.«
    »Das lass mal meine Sache sein.«
    Sie machte sich nicht die Mühe, den Mann Stillschweigen geloben zu lassen. Geheimnisse waren sein Geschäft. Als sie mit ihrer Geschichte geendet hatte, musterte er sie einige Augenblicke und sagte dann: »Das lässt sich machen. Aber es hat seinen Preis, denn er muss vorschriftsmäßig sein, und die Sicherheitsmaßnahmen sind so, wie sie sein sollen – streng. Er muss ihn dann innerhalb von achtundvierzig Stunden benutzen, oder es könnte gefährlich werden. Heutzutage ist alles digitalisiert.«
    Aber machbar war es. Cam konnte nach Hause zurückkehren. »Wie viel?«
    Er spreizte alle zehn Finger auf dem Tisch. »Zahlbar bei Lieferung. Am Weihnachtsabend.« Er zückte einen Kugelschreiber und kritzelte eine Adresse auf ein Zuckertütchen, das er ihr quer über den Tisch zuschob. Bring ihn innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden dahin. Dort machen sie das Foto.«
    Ehe sie sich von dem Schrecken erholt hatte, dass es machbar war, oder auch nur darüber nachdenken konnte, woher sie zehntausend Dollar nehmen sollte, lächelte er und bemerkte: »Ah, da kommt unser Essen.«
    Während er sein Kalbfleisch scaloppine zerteilte, raunte Delucci: »Dir muss Folgendes klar sein: Hätte mich irgendjemand anders gefragt, aus welchem Grund auch immer, die Antwort wäre Nein gewesen. Ich kenne dich erst seit ein paar Jahren, aber deine Mutter habe ich sehr lange gekannt. Du ähnelst ihr.« Er blickte sie an, jetzt mit einem sanftmütigen Hundeblick. »Sie war eine gute Frau.«
    Claire senkte den Blick, aus Furcht, gleich in Tränen auszubrechen. Er tat es nicht ihr zuliebe oder für Victor oder Cam. Er tat es ihrer Mutter zuliebe. Sie war nahe daran, zu weinen.
    »Hier.« Als sie aufblickte, hielt Tony Delucci ihr ein blütenweißes Taschentuch mit Monogramm hin.
    Sie nahm es entgegen und wischte sich die Tränen ab, bevor sie auf die Muscheln tropften.
    Nach einer Stunde stand Claire auf dem Bürgersteig, das Handy ans Ohr gedrückt. Sie hatte die Grenze überschritten, war geradewegs in die finsterste Unterwelt hineinmarschiert, aber sie wusste genau, woher sie die zehntausend Dollar kriegen würde. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht zu spät war.

21
    Auf dem freien Grundstück, drei

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