Ein Highlander zu Weihnachten
zwischen Daumen und Zeigefinger und las die fein geprägte Schrift. Maggie war etwas mehr als nur von der Agentur; sie war die Geschäftsführerin. Obwohl sie die Antwort schon wusste, fragte Claire: »Und warum wollen Sie Cam fotografieren?«
* * *
Eine halbe Stunde später saßen sie im Russian Tee Room, dem einzigen Ort, der Claire in der Aufregung eingefallen war und in dem sie sich halbwegs in Ruhe unterhalten konnten. Ihnen gegenüber saß Maggie Wheaton und starrte auf das Display ihrer Kamera.
»Die Kamera liebt Sie. Genau das hatte ich gehofft. Sehen Sie mal.« Sie hielt Cam den Apparat hin. Er betrachtete die Bilder achselzuckend und reichte ihn dann an Claire weiter. Sie klickte sich durch die gestellten Schnappschüsse, die Maggie auf der Straße gemacht hatte, und ihr sank das Herz. Die Kamera liebte Cam wirklich, das war gar keine Frage.
»Bei Ihrer Größe muss ich den Designern in Europa gut zureden, damit sie Sie auf den Laufsteg schicken. Sie werden ein paar Designs überdenken müssen, Muster ändern …«, sie wedelte mit der Hand, als wüssten die beiden bestens über die Feinheiten der Modebranche Bescheid, »aber andererseits sind die auch nicht doof. Die wissen genau, dass die Kundinnen Sie nur einmal zu sehen brauchen und dann alles kaufen, was Sie vorgeführt haben.« Sie nahm die Kamera wieder an sich und ließ die Bilder noch einmal durchlaufen, ehe sie sie zurück in ihre Handtasche steckte. Dann sah sie auf ihre Uhr. »Oh, ich muss los. Ich habe noch einen Termin.«
Sie winkte die Bedienung herbei und beglich Cams Protest zum Trotz die ganze Rechnung. »Ist mir ein Vergnügen«, sagte sie zu ihm.
Maggie stand auf, und auch Cam erhob sich. Sie hielt ihm die Hand hin. »Rufen Sie mich an, sobald Sie einen Reisepass haben. Dann rufe ich Brinker an und arrangiere einen Fototermin für Ihr Portfolio. Ohne das brauchen wir gar nicht erst anzufangen.«
Dann ergriff sie Claires Hand und dankte ihnen beiden für die Zeit, die sie ihr gewidmet hatten. Auf halbem Weg zur Tür rief sie noch über die Schulter zurück: »Den Vertrag sehen wir uns dann im Studio an.«
Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, ließ Cam sich auf seinen Stuhl fallen. »Diese Frau ist wie ein Wirbelsturm. So was habe ich noch nie erlebt.«
Das hatte Claire auch nicht. »Sie ist aus New York.«
»Woran erkennst du das?«
»An ihrer Aussprache und der Art, wie sie sich kleidet.«
Er zuckte die Achseln, verschränkte die Arme und beugte sich zu ihr vor. »Ich habe die Hälfte von dem, was sie gesagt hat, nicht begriffen. Und ich glaube nicht, dass sie auch nur ein Wort von dem gehört hat, was ich gesagt habe.«
Nun, gehört hatte sie jedes Wort. Aber Maggie Wheaton hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass Cam nicht Nein sagen würde. »Sie glaubt, du hast das Zeug zu einer sehr vielversprechenden Karriere.«
»Ach was. Herumstolzieren wie ein Geck, in den Kleidern eines anderen? Ich glaube kaum.« Er schüttelte sich. »Das ist nichts für einen Mann.«
Aus seiner Perspektive betrachtet wohl nicht, dachte sie. »Aber es könnte ganz einträglich sein.«
Das ließ ihn aufhorchen. Er runzelte fragend die Stirn. »Wie das?«
»Manche Models verdienen am Tag ein paar Hundert Dollar.«
»Du meinst in der Woche.«
»Nein. Ein paar Hundert am Tag.«
Er sah sie ungläubig an. Dann schob er seinen Stuhl zurück und streckte ihr eine Hand entgegen. »Es ist und bleibt ein Schwachsinn, und man kann sich darüber streiten. – Ich habe nun mal keinen Reisepass.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Manchmal wurden Gebete doch erhört.
* * *
Am nächsten Tag gab Claire in Isabellas Restaurant Tony Delucci mit einem Lächeln die Hand. »Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig zu einem Treffen mit mir bereit sind, Mr Delucci.«
Victors Onkel erwiderte ihr Lächeln, ergriff ihre Hand und zog sie dann zu einer herzlichen Umarmung an sich. »Ach bitte, Claire, nenn mich einfach Onkel Tony. Und wir haben uns viel zu lange nicht gesehen.« Als er sie losließ, sagte er: »Lass dich ansehen. So schön wie eh und je. Wie lange ist es her, dass wir uns zuletzt gesehen haben – drei Jahre?«
»Zuletzt auf der Hochzeit deiner Nichte.«
»Viel zu lange ist das her. Sag meinem Neffen mal, dass er öfter mit dir vorbeikommen soll.« Er wies auf die Sitzecke. »Komm, setz dich, und iss mit mir zu Mittag. Ich hasse es, wenn ich alleine essen muss.«
Claire bezweifelte, dass sie bei dem Gedanken an den Grund ihrer Verabredung auch
Weitere Kostenlose Bücher