Ein Highlander zu Weihnachten
Blocks von Claires Haus entfernt, stand Cam und schüttelte den Kopf. »Nein, zu dürr. Sieht doch ganz abgefressen aus.«
Der Weihnachtsbaumverkäufer, rotwangig und auch ohne Winterkleidung schon sehr rundlich, ließ den Baum los. Es war der x-te, den Cam sich aus nächster Nähe ansah. »Dann suchen Sie sich einen aus.«
Er fragte sich, wie lange das dauern würde. Aber Cam zeigte auf den üppigen, prachtvollen Baum, mit dem er schon die ganze letzte Woche geliebäugelt hatte, seit der Mann seinen Verkaufsstand eröffnet hatte. »Den da. Ich gebe Ihnen zwanzig Dollar dafür.« Ein himmelschreiender Preis für einen Baum.
Der Mann grunzte. »Der kostet hundert.«
Cam breitete die Arme aus. »Sehen Sie doch nur mal diese ganzen Bäume. Sie haben sie zu Hunderten. Rümpfen Sie da die Nase über einen Handel, so kurz vor Weihnachten?« Er blickte sich um. »Ich sehe hier sonst keine Kundschaft.«
»Fünfundsiebzig. Das ist geschenkt für eine kanadische Blaufichte.«
Fünfundsiebzig Dollar für einen Baum! Aber das sollte Claires erster eigener Weihnachtsbaum seit mehr als zehn Jahren werden. Eine sehr wichtige Sache, wenn man Mrs Grouse glauben durfte. Und er war in Spendierlaune. Gerade hatte er wieder einen Scheck über sechs Tage Lohn vom Purple Pussycat bekommen – und er erwartete einen Anruf von Sergeant Evans. Der hatte ihm versprochen, dass er bei der Army ohne Probleme angenommen werden würde, und er wusste, dass er dort auf ehrliche Weise seinen Unterhalt verdienen konnte. Cam hatte keine andere Wahl. Er hatte behaupten müssen, dass seine Geburtsurkunde bei einem Brand vernichtet worden sei. Und soweit er wusste, stimmte das auch. Aber sein vorläufiger Ausweis mit Bild und Mikes Empfehlungsschreiben, das seine Rechtschaffenheit und Verlässlichkeit bezeugte, hatten ihm den Weg geebnet. Die Fragen des Sergeants zum Thema Strategie – er nannte das Planspiele – waren kinderleicht für einen Mann, der sich die Zähne an Vegetius ausgebissen hatte und kampferprobt war, obwohl er das dem Sergeant nicht eingestehen konnte, weil der ihn sonst für absonderlich gehalten hätte. Seine körperliche Verfassung hatte sicherlich ein Übriges bewirkt.
Wie er Claire beibringen sollte, dass er lange Zeit weg sein würde, war eine ganz andere Frage. Aber fürs Erste wollte er dieses Weihnachtsfest für Claire unübertroffen schön machen, und Mrs Grouse hatte ihm ihre Hilfe zugesagt. Also, zurück zum Feilschen.
»Dreißig, und Sie können für Ihre Familie die fetteste Gans beim Schlachter kaufen und haben noch Geld übrig.«
Der Mann ließ seinen Blick einmal über seinen Stand wandern, brummte etwas vor sich hin und streckte dann die Hand aus. »Also dann. Dreißig in bar. Kein Scheck.«
Cam lachte. Kein Hund knurrte einen Knochen an.
Er schlug ein und klopfte dem Mann den Rücken. »Frohes Hogmanay – Neues Jahr, Sir.«
Der Mann nahm das Geld in Empfang, Cam packte den Baum am Stamm, schulterte ihn und machte sich auf in Richtung Dartmouth Street und zu Claire. Ein siegreicher Krieger.
Mit dem Nudelholz in der Hand stand Claire schnuppernd da. »Es riecht so, als ob die Kekse fertig wären, Martha.«
Ihre Untermieterin stemmte sich von der Couch hoch, wo sie die Fernsehnachrichten gebannt verfolgt hatte, und kam gemächlich in die Küche.
»Soll man das für möglich halten? Sie bringen immer noch die Aufnahmen von Cam und den Rentieren.«
»Mich überrascht das nicht. Zu Weihnachten ist so eine Geschichte doch der absolute Knüller.« Claire zeigte ihre jüngsten Backerzeugnisse zur Begutachtung vor.
Mrs Grouse begann zu lachen.
»Hey, ich bin durch die ganze Stadt gerannt, um so ein Ausstechförmchen zu finden.« Sie zeigte auf den Guss. »Braun. Ich dachte mir, das könnte Cam gefallen.«
»Du hast einen sonderbaren Humor, mein Kind. Ich muss aufpassen, dass ich es mir nie mit dir verscherze.« Sie zog die fertigen Glockenkekse aus dem Ofen und stellte das Blech auf den Herd. »Gib mir den Holzspieß da, ja? Du musst die Löcher in die Kekse machen, solange sie heiß sind, sonst zerbrechen sie.«
Die durchlöcherten Kekse stellte sie zum Abkühlen beiseite und schob Claires Rentiere in den Ofen. »Cam hat mir von der Frau erzählt, die ein Model aus ihm machen will. Er meinte, es hätte ihn noch nie im Leben jemand so beleidigt.«
»Er war wirklich beleidigt. Aber man kann der Frau schlecht vorwerfen, dass sie es probiert hat. Er sieht fantastisch aus, und die Kamera liebt ihn.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher