Ein Himmel voller Sterne
in Paris, dann vor einigen Wochen auf Mallorca verbracht hatte. Elaine hatte dort für einen bekannten Modekonzern Aufnahmen gemacht, und Karsten hatte die Gelegenheit genutzt, neben dem Wiedersehen mit Elaine auch Kontakte zu dem Geschäftsführer dieses Weltkonzerns zu knüpfen.
Jack grinste. „Das meinte ich zwar nicht, aber wenn’s dir genügt – bist eben immer noch der Casanova, der du schon auf der Universität warst.“
„Das sagt der Richtige!“ Karsten winkte ab, aber die Worte des Freundes beschäftigten ihn noch eine Weile. Es stimmte, Elaine war eine leidenschaftliche, fantasievolle Geliebte. Doch ihr Wesen … ja, sie war etwas herzenskalt, das hatte Jack wohl bei dem kurzen Treffen richtig erkannt. Jack hatte schon immer eine besonders gute Menschenkenntnis besessen, was ihm jetzt, bei seinen Verhandlungen, sehr zunutze kam.
Die beiden Freunde sprachen noch eine Weile über Geschäfte, dann meinte Jack: „Wollen wir erst mal kurz zu mir nach Hause fahren? Wenn du willst, gehen wir heute Abend auf eine Party bei Madeleine Carsten.“
„Wer ist das?“
„Eine bekannte Senatorin und Kunstsammlerin. Du wirst sie mögen.“
Karsten lachte. „Eben hast du mir noch vorgeworfen, ein Casanova zu sein, und jetzt … jetzt willst du mich verkuppeln. Das passt nicht, mein Lieber!“
„Madeleine ist über siebzig. Aber die faszinierendste Frau, die ich kenne.“
„Dann bin ich gespannt!“
+ + +
Wenn ich noch eine halbe Stunde so weiter lächeln muss, krieg ich einen Krampf in den Wangenmuskeln, sagte sich Bettina und griff aus Verlegenheit zu einem weiteren Champagnerglas, das einer der unzähligen Lohnkellner auf einem Silbertablett servierte.
Drei Gläser hatte sie schon getrunken und merkte den ungewohnten Alkohol nur zu deutlich. Aber ganz nüchtern, sagte sie sich ironisch, kann ich diese Leute hier nicht ertragen!
„Darf ich?“ Eine ältere Dame, viel zu blond, viel zu stark geschminkt und viel zu jugendlich gekleidet, prostete ihr zu. „Sie sind Fotografin, sagte Madeleine eben. Könnten Sie ein Portrait von mir anfertigen?“
Schon wollte Bettina ablehnen, da kam die Gastgeberin auf sie zu. „Da bist du, Tina! Darf ich euch kurz miteinander bekannt machen – meine gute Freundin Marilyn Barker – und das ist Bettina Gehrmann, von der ich dir vorgeschwärmt habe.“ Während sie das sagte, zwinkerte sie Bettina zu. „Marilyn besitzt ein paar Stahlfirmen und ist eine der großzügigsten Spenderinnen für meinen Fond.“
„Man sollte schon ein wenig teilen, meinen Sie nicht auch, meine Liebe. Es gibt ja so viel Elend in der Welt …“
„Da haben Sie recht.“ Bettina nahm schnell noch einen Schluck. „Wenn Sie möchten … ich bin allerdings nur noch drei Tage in der Stadt, dann muss ich heim nach Deutschland.“
„Gut, dann machen wir einen Termin fix.“ Schon griff sie in ihre strassbesetzte Handtasche, holte einen Organizer hervor – und machte in geschäftsmäßigem Ton zwei Terminvorschläge. Bettina begann zu ahnen, dass hinter dieser Frau, die sich so schräg gab, eine knallharte Geschäftsfrau steckte. Und um Madeleine nicht zu enttäuschen, stimmte sie zu, von Marilyn Barker ein Portraitfoto zu machen.
„Ich danke dir“, raunte ihr die Gastgeberin zu. „Du wirst es geschickt retuschieren, das erwartet Marilyn – zum Dank erhält meine Organisation sicher einen großen Spendenscheck.“
„Mach ich gern“, versicherte Bettina.
„Bist ein Schatz. Ach, da kommen sie ja endlich!“ Madeleine ging auf zwei Männer zu, die den Altersdurchschnitt der Partygäste um einige Jährchen senkten.
Bettina runzelte leicht die Stirn. Die beiden hatte sie schon mal gesehen! Irgendwo … na ja, egal. Sie sahen gut aus, aber das taten nun mal viele. Sie hatte definitiv kein Glück beim männlichen Geschlecht. Entweder waren sie so untreu wie ihr Ex Volker, oder sie waren homosexuell, wie der nette James.
„Noch einen Drink?“ Sie schaute überrascht auf, als sie auf Deutsch angesprochen wurde.
„Danke, ich hab noch.“ Ihre Stimme klang ein wenig rau. Der Mann, der sie angesprochen hatte, sah einfach unverschämt gut aus. Dunkelhaarig, mit samtbraunen Augen und einem kleinen, versteckten Grübchen am Kinn, das wohl ein wenig tiefer wurde, wenn er lachte, so wie jetzt.
„Ich kenne Sie …“ Er legte leicht den Kopf schräg. „Aber woher?“
„Halten Sie das für eine intelligente Art, jemanden kennenzulernen?“
„Es ist keine Masche. Ich glaube wirklich,
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