Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
zornig hervor. »Und jetzt geh! Auf der Stelle!«
Charlie erschrak und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Das Kind wird alles haben, was es sich nur wünschen kann, Estella«, sagte James ungerührt. »Die beste Pflege, Kindermädchen, hübsche Kleidung, eine gute Ausbildung ...«
»Und was ist mit einer Mutter? Wenn du mir das Kind nimmst, muss es ohne Mutter aufwachsen. Wie kannst du auch nur daran denken, mir mein Kind wegzunehmen? Was für ein Ungeheuer bist du geworden?«
James schien unbeeindruckt. »Sieh es doch nicht so persönlich.« Er konnte ihr schlecht sagen, dass das Kind sein Schlüssel zu Reichtum und Luxus war.
»Nicht persönlich? Dieses Kind ist alles, was du mir gelassen hast, James! Wenn du mich je geliebt hättest, würdest du nicht einmal daran denken, so etwas zu tun.«
James verzog keine Miene. »Ich habe eine gerichtliche Verfügung bei mir, Estella.« Er langte in die Innentasche seines Jacketts, das er über dem Arm trug, und zog ein mehrseitiges Schriftstück hervor.
Estella schlug es ihm aus der Hand. »Es interessiert mich nicht. Selbst wenn du die Zustimmung der Königin von England hättest, würde ich dir das Kind nicht geben. Du hast mir gesagt, Kinder würden nicht in dein Leben passen. Warum hast du plötzlich deine Meinung geändert?«
James wich ihrem Blick aus. Er wollte den Schmerz darin nicht sehen, aus Angst, dieser könne seine Entschlossenheit ins Wanken bringen. Er dachte krampfhaft daran, warum er das Baby mitnehmen wollte, und dass es ein gutes Leben haben würde. Schließlich nahm er sich zusammen und sah Estella an. »Dieser Ort ist nicht geeignet, ein Kind großzuziehen.«
»Einen Moment, mein Freund ...«, stieß Charlie hervor, doch James beachtete ihn gar nicht.
»Außerdem habe ich gehört, dass du dich in Situationen begeben hast, die das Leben meines Kindes mehrfach in Gefahr gebracht haben.«
Estella starrte ihn offenen Mundes an. »Woher willst du das wissen?«
»Das tut nichts zur Sache. Du wirst noch mehr Kinder haben, Estella. Meines jedenfalls wird bei mir aufwachsen, in England.«
»Wenn du plötzlich den dringenden Wunsch nach einem Kind verspürst, warum zeugst du nicht eines mit Davinia, deiner Geliebten?«
James antwortete nicht, doch Estella hatte auch so begriffen. »Kann sie keine Kinder bekommen?«
»Davinia wünscht sich nichts sehnlicher, als Mutter zu sein.«
»Das ist es also!«, rief Estella. »Du bist hier, weil sie mein Baby will! Ihr könnt beide zur Hölle fahren!«
James starrte sie trotzig an. »Sobald das Kind geboren ist, nehme ich es mit.«
»Den Teufel werden Sie tun!«, grollte Charlie.
Estella kam es vor, als würde ihr jemand das Herz aus dem Leib reißen. »Was hat Davinia dir versprochen, James? Geld? Eine Luxusvilla? Sag mir, was du als Gegenleistung für mein Kind bekommst!«
James gab keine Antwort.
Estella legte eine Hand auf ihren Leib und fühlte, wie das Baby sich bewegte ... ihr Kind, das neun Monate unter ihrem Herzen gewachsen war. Der Gedanke, es weggeben zu müssen, war ihr unerträglich. Lieber wäre sie gestorben. Sie fühlte, wie die Beine unter ihr nachgaben und wie sie zu Boden sank. »Nein«, schluchzte sie. »Nein ...«
Ganz schwach nahm sie wahr, wie Charlie versuchte, sie hochzuheben, und sie hörte Flos angstvollen Aufschrei. Als ihr Kopf zurücksank, sah sie Kate über den Korridor auf sie zueilen. In ihrem Leib wühlte ein unvorstellbarer Schmerz ...
»Die Wehen haben eingesetzt«, meinte Kate. »Das Kind kommt!«
Estella stöhnte auf. Sie befand sich mit Kate, Kylie und Flo in einem Zimmer im Krankenhaus, das sie nicht kannte. So lange hatte sie sich auf die Geburt ihres Babys gefreut, doch jetzt war sie verzweifelt. »Nein, es darf nicht sein!«, schluchzte sie.
Flo nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Schon gut,Estella. Charlie versucht telefonisch herauszufinden, ob man James nicht durch einen anderen Gerichtsbeschluss daran hindern kann, das Baby mitzunehmen. Es wird schon alles gut, keine Sorge!«
Flo fürchtete vor allem, Charlie könne James umbringen, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Wenn Dan ihn nicht gerade noch rechtzeitig zurückgehalten hätte, hätte er es schon getan.
Kate zog Flo beiseite. »Wie will Estellas Mann denn überhaupt ein Neugeborenes allein nach England bringen?«, fragte sie flüsternd.
»Er hat an alles gedacht«, gab Flo zurück. »Er hat eine Krankenschwester engagiert, die ihn von Melbourne aus begleitet, außerdem eine Amme für
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