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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Abendessen schlafen. Estella wusste nicht, was sie denken sollte. Sie konnte unmöglich vergessen haben, dass ihr Mann in ein anderes Büro umgezogen war! Andererseits war sie in letzter Zeit tatsächlich ungewöhnlich erschöpft und vergesslich gewesen und hatte erst an diesem Vormittag den Grund dafür erfahren. Der Gedanke an das Baby zauberte den Hauch eines Lächelns auf ihr Gesicht, das jedoch rasch wieder verblasste.
    Estella seufzte tief, als sie daran dachte, dass sie James nun erst am Abend von ihrer Schwangerschaft erzählen konnte. Sie wusste, dass es albern war, doch sie fühlte sich deprimiert und sehr allein, und in ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Wieder begann Estella zu weinen.
    »Verflixt!«, rief sie sich dann selbst zur Ordnung und wischte die Tränen mit einer ungeduldigen, zornigen Bewegung fort. »Es geht nicht an, dass du als heulendes Nervenbündel durch die Gegend läufst!« Nach einem Blick auf den Picknickkorb beschloss sie, allein im Park zu Mittag zu essen. Dort würden ihr wenigstens die Tauben Gesellschaft leisten.

    Entschlossen ging Estella über die Straße. Sie hörte nicht, wie der Fahrer eines Austin bewundernd hinter ihr her pfiff, noch vernahm sie das Mittagsläuten des Big Ben. Als sie sich dem Grosvenor Hotel näherte, grübelte sie immer noch darüber nach, wie sie wohl vergessen konnte, dass James ein anderes Büro bezogen hatte. Konnte das wirklich sein? Estella musste sich eingestehen, dass sie sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war, seit sie vermutete, schwanger zu sein. James hatte sogar Bemerkungen über ihre Vergesslichkeit gemacht, doch sie hatte ihm nichts von ihrem Verdacht erzählt. Ihre Angst vor seiner Reaktion war zu groß gewesen.
    Estella erschrak, als sie mit einer hochschwangeren Frau zusammenstieß. Sie entschuldigte sich, aber die Frau lächelte ihr freundlich zu, bevor sie weiterging. Plötzlich sah Estella ihren Mann aus dem Grosvenor Hotel kommen. Erstaunt beobachtete sie, wie er ein Taxi heranwinkte. Sie wunderte sich über sein Äußeres, das nicht so makellos war wie üblich, und fragte sich, wohin er wohl fahren wollte. In dem Moment entdeckte sie ihre Cousine Davinia.
    »Na, so was«, murmelte Estella. »James muss ihr zufällig begegnet sein.«
    Es musste sich tatsächlich um einen Zufall handeln, denn James hatte nicht erwähnt, dass er sich mit Davinia treffen wollte – oder doch? Wie dem auch war, Estella hatte Mitleid mit James, denn Davinia war ausgesprochen exaltiert. Seit dem Tod ihres dritten Ehemannes zogen sich selbst geduldige und verständnisvolle Menschen von Davinia zurück. Unter demVorwand, einen Rat oder Unterstützung zu suchen, nahm sie jeden sofort ganz in Beschlag. Wegen seiner Hilfsbereitschaft war James sicher eine leichte Beute. Er war galant, aufmerksam und sanft, und viele Frauen schwärmten von seinem Charme. Estella vertraute ihm vorbehaltlos; niemals würde James sie betrügen.
    Sie ging auf die beiden zu, froh und dankbar, dass sie nie Anlass zur Eifersucht hatte, als James Davinia plötzlich in die Arme schloss.
    Estella blieb stehen. Fassungslos beobachtete sie, wie ihr Mann ihre Cousine leidenschaftlich küsste – vor allen Leuten, die um diese Mittagsstunde auf dem Grosvenor Square unterwegs waren. Sie merkte, wie ihr die Knie zitterten. Mit dem Gefühl tiefster Demütigung sah sie die glühenden Blicke, die James und Davinia tauschten, während er sie zärtlich an sich zog und mit dem Handrücken sanft ihre Wange berührte. Offensichtlich waren sie sich der Blicke und des Getuschels der Vorübergehenden nicht bewusst, und keiner von beiden sah Estella, die nicht mehr als zehn Schritte von ihnen entfernt stehen geblieben war. James und Davinia befanden sich in ihrer eigenen Welt – einer Welt, von der Estella bisher geglaubt hatte, sie gehöre ihr ganz allein.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie Davinia ins Taxi steigen sah. Durch das hintere Fenster lächelte sie James liebevoll zu. Ihre blonden, kunstvoll frisierten Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht. Tränen stiegen Estella in die Augen, als James dem davonfahrenden Wagen hinterherblickte, als könne er sich nicht von der Frau losreißen, die darin saß. Estella wäre am liebsten geflohen, doch ihre Beine fühlten sich so schwer an, als wären sie aus Blei. Sie wünschte sich sehnlichst, die letzten Minuten aus ihrem Gedächtnis löschen und zu jenen Tagen zurückkehren zu können, als sie noch nichts vom Betrug ihres

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