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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Al-Ahmad hatte sich für ihr verspätetes Treffen entschuldigt und ihn in den Konferenzraum gebeten.
    – Limonade? Saft?
    Alan ließ sich ein Glas Wasser geben, noch immer mit der Frage beschäftigt, warum dieser unerreichbare Mann im Gebäude war, wo doch die Empfangssekretärin das Gegenteil behauptet hatte. – Ihre Empfangssekretärin hat gesagt, Sie wären heute nicht da.
    – Ich entschuldige mich für den Irrtum. Sie ist neu.
    – Waren Sie in den letzten zwei Tagen da?
    – Nein.
    Alan starrte Karim al-Ahmad an. Er war jung und gut aussehend und gelackt, wie eine Skulptur aus Chrom und Glas. Seine Zähne waren blendend weiß, seine Haut hatte keine Poren. So wie er aussah, so frisch und gepflegt, und so wie er sprach, mit dem piekfeinen englischen Akzent, war es schwierig, ihm einen Vertrauensbonus zu geben. Männer wie er waren Vorbilder für Filmbösewichte. Als wüsste er, was Alan dachte, machte al-Ahmad genau in dem Moment etwas mit seinem Gesicht, verzog es zu einem entschuldigenden Lächeln, wodurch er nicht mehr ganz so gut aussah.
    – Es ist nicht akzeptabel, wie Sie bislang behandelt worden sind.
    Alan gefiel das. Nicht akzeptabel.
    – Ich versichere Ihnen, kein Anbieter ist uns wichtiger als Reliant.
    Alan beschloss, ihn beim Wort zu nehmen. – Das höre ich gern. Aber wir haben einige Probleme.
    – Ich bin hier, sie zu lösen.
    Al-Ahmad holte ein in Leder gebundenes Notizbuch und einen Füllfederhalter hervor, zog die Kappe ab und machte sich bereit. Die theatralische Art war irritierend, aber Alan legte los.
    – Da draußen können wir unsere Präsentation nicht vorbereiten.
    – Warum nicht?
    – Wir brauchen ein Festnetz.
    – Das kann ich nicht bieten.
    – Wir brauchen wenigstens ein WLAN .
    – Dafür sorge ich. Was noch?
    – Die Klimaanlage funktioniert nicht. Meine Leute leiden.
    – Das wird unverzüglich behoben. Was noch?
    – Wie essen wir? Wir haben bisher Essen aus dem Hotel mitgebracht.
    – Ab morgen werden Ihnen jeden Tag Mahlzeiten geliefert.
    Alan fühlte sich ungeheuer mächtig. Er hatte keine Ahnung, ob irgendwas von dem tatsächlich geschehen würde, aber es machte Spaß, so zu tun, als ob. Dann stellte er die wichtigste Frage von allen.
    – Wie lange werden wir auf den König warten?
    – Das weiß ich nicht.
    – Über den Daumen?
    – Über was?
    – Ich meine, können Sie ungefähr abschätzen, wie lange?
    – Nein.
    Jetzt steckte al-Ahmad das Notizbuch ein.
    – Tage?
    – Ich weiß nicht.
    – Wochen?
    – Ich weiß nicht.
    – Monate?
    – Ich hoffe nicht.
    Alan fiel sonst nichts mehr ein. Der Mann hatte ihm alles bewilligt, worum er gebeten hatte, und er hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass er irgendetwas über den König wüsste. Er hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass keiner hier irgendetwas über König Abdullahs Schritte wusste. Zufrieden und begierig darauf, seinen Leuten all diese Nachrichten zu überbringen, stand er auf und streckte al-Ahmad seine Hand hin. Während sie sich die Hände schüttelten, bemerkte Alan etwas Seltsames, weit entfernt in dem Kanal tief unten.
    – Ist das eine Jacht?
    – Ja. Sie ist gestern eingetroffen. Segeln Sie?
    Minuten später waren Alan und Karim al-Ahmad zu dem Kanal gefahren worden, wo man ihnen das Schiff zeigte, eine zehn Meter lange Sportfischerjacht, weiß und unberührt. Sie hatte drei Meilen auf dem Tacho. Sie war nagelneu.
    – Haben Sie so ein Schiff schon einmal gesteuert?, fragte al-Ahmad.
    Alan hatte mal etwas gesteuert, das dreißig Jahre alt und einige Millionen weniger wert war, aber das hier wollte er unbedingt ausprobieren.
    – In etwa, sagte er.
    – Ausgezeichnet, sagte al-Ahmad.
    Der Mann, der sich um die Jacht kümmerte, ein schmächtiges Männlein namens Mahmoud, hatte ein kurzes Gespräch mit al-Ahmad, in dem al-Ahmad, wie Alan vermutete, Mahmoud überredete, Alan die Jacht den Kanal hinuntersteuern zu lassen. Derlei Privilegien war Alan als Führungskraft gewohnt – oder hatte sich früher mal daran gewöhnt. Er war schon Aston Martins Probe gefahren, hatte in Propellermaschinen kurz das Steuer übernommen. Aber vor allem hatte er geangelt. Die Schwinn-Leute pflegten eine Angelkultur, auf dem Lake Michigan und auch sonst wo.
    Es gab Wochenenden in Wisconsin am Lake Geneva mit den VP s, mit ein paar Auserwählten der erfolgreichsten Einzelhändler. Alan vermisste das alles.
    Al-Ahmad reichte ihm die Schlüssel.
    – Ich vertraue darauf, dass Sie uns sicher fahren.
    Alan steckte

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