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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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und rief Eric Ingvall an und sagte ihm, der König käme nächste Woche und es würde alles geregelt. Ingvall konnte nicht das Gegenteil beweisen, und Alan konnte noch immer einen Rückzieher machen. Und überhaupt, sollte Ingvall sich doch mit seinem beschissenen Telefonhörer ins Knie ficken. Alan fühlte sich stark. Er machte zwei Liegestütze und fühlte sich noch stärker.
    Er brachte den Verband wieder an, trank den letzten Rest Schnaps und ging ins Bett. Größe , dachte er und lachte. Er blickte sich im Zimmer um, sah das Telefon, die Tabletts, die Spiegel, die blutverschmierten Handtücher. – Das ist Größe, sagte er laut und fühlte sich sehr gut wegen des Ganzen.

XXIV.
    AM NÄCHSTEN MORGEN fühlte Alan sich richtig fit und nahm den Shuttle mit den jungen Leuten. Die Sonne, heißer als an jedem anderen Tag bisher, schrie von oben Obszönitäten, aber Alan hörte nicht hin. Er sprach laut mit den jungen Leuten und machte Pläne. Heute, so erklärte er ihnen, würde er sich wenigstens einen ungefähren Zeitplan geben lassen. Ein paar Zusicherungen, etwas Respekt. Er würde nicht nur das mit dem WLAN klären, sondern auch das mit der Klimaanlage im Zelt. Er fühlte sich an diesem Tag stark, und weil er schon eine Weile niemanden mehr in der Black Box genervt hatte, würde er einfach reinmarschieren, Forderungen und Fragen stellen, so viel er wollte.
    – Hoppla, Alan, wo kommen denn die großen Töne her?, fragte Rachel.
    Alan wusste es nicht.
    Er ließ die jungen Leute im Zelt und marschierte zur Black Box.
    – Hallo, sagte Maha.
    – Hallo, Maha. Wie geht es Ihnen? Ist Karim al-Ahmad heute da?
    Alan hörte sich sprechen wie ein Vertreter aus einer anderen Zeit. Seine Stimme war laut, selbstbewusst, fast überheblich.
    Geld! Romantik! Selbsterhaltung! Anerkennung!
    – Nein, leider nicht.
    – Und kommt er noch?
    Maha sah ihn jetzt irgendwie anders an. Jetzt war er laut, vital, voller Erwartungen. Sie schien sich vor ihm zu ducken.
    – Ich glaube nicht, sagte sie kleinlaut. Er ist in New York.
    – Er ist in New York? Jetzt brüllte Alan fast. Ist Hanne da?
    – Hanne?
    Alan merkte, dass er ihren Nachnamen nicht kannte.
    – Dänin? Blond?
    Er meinte es als Frage, doch es kam raus wie ein Befehl: Blond!
    Maha geriet aus dem Takt und sagte nichts.
    Alan erkannte seine Chance.
    – Ich geh einfach hoch, sie besuchen.
    Was war da eben geschehen? Der Besuch bei Dr. Hakem hatte ihm eine seltsame Kraft gegeben. Er war ein gesunder Mann! Er war ein starker Mann! Bald würde er sich einer einfachen Operation unterziehen und dann noch stärker werden, und er würde siegen, siegen! Blond!
    Und so ging er weiter ins Gebäude und zum Aufzug. Maha tat nichts, um ihn aufzuhalten. Er hatte das Gefühl, als könnte er hinauf in die dritte Etage fliegen, doch stattdessen nahm er den Aufzug. Es war, als hätte er eine Art Kryptonitkammer betreten, denn sobald er drin war, kehrte er zu seinem früheren Selbst zurück, und die Kraft verließ ihn.
    Als er in Hannes Etage ankam, fand er ihr Büro und fand es leer vor. Er sah kein Anzeichen dafür, dass sie an dem Tag überhaupt da gewesen war.
    – Kann ich Ihnen helfen?
    Alan fuhr auf dem Absatz herum und sah sich einem jungen Mann gegenüber, nicht älter als dreißig, in einem schwarzen Anzug mit einer violetten Krawatte.
    – Ich suche Hanne.
    Er versuchte, wie der Mann zu klingen, der er in der Lobby gewesen war, konnte aber das Register nicht finden. – Die dänische Consultant!
    Da war es. Vielleicht war es bloß Lautstärke? Einen Ticken lauter als höflich, und schon klangst du wie ein Präsident. Augenblicklich veränderte sich das Auftreten des Mannes. Er nahm Haltung an, setzte ein förmlicheres Gesicht auf. Lautstärke entschied also, ob man wie ein Niemand behandelt wurde oder wie ein Mann, der wichtig sein könnte.
    – Die ist heute leider in Riad. Kann ich Ihnen helfen?
    Alan streckte seine Hand aus. – Alan Clay. Reliant.
    Der Mann schüttelte sie. – Karim al-Ahmad.
    Der Mann, hinter dem er die ganze Zeit her war.
    – Sie sind nicht in New York, sagte Alan.
    – Nein, bin ich nicht, sagte al-Ahmad.
    Sie standen einen Moment lang da. Al-Ahmad taxierte ihn. Alan verzog keine Miene. Schließlich wurde al-Ahmads Gesicht weicher, und er setzte ein Hochglanzlächeln auf. – Sollen wir uns unterhalten, Mr Clay?
    Der Konferenzraum bot einen uneingeschränkten Blick auf das gesamte Projekt. Der Kanal war zu sehen, das Empfangszentrum und das Wasser dahinter.

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