Ein Hund namens Gracie
Byron, die treue und ritterliche Seele, spielte ein paar Minuten mit Sarah, um ihre Gefühle nicht zu verletzen, und kehrte dann schnell zu Gracie zurück. Wenn die beiden Turteltauben besonders übermütiger Stimmung waren, nahmen sie sich eins von Dotties Spielzeugen - normalerweise ihre geliebte quietschende Karotte - und vergruben es. Dann warteten sie, bis sie herauskam, danach suchte und den Garten mit eigenen Ausgrabungsstätten zu überziehen begann. Unweigerlich schleppte Gracie Dottie irgendwann zu der Stelle, wo der Schatz versteckt war - so ein Weichei. Ich hatte schon vorher von gewieften Hunden gehört, aber diese beiden legten wirklich einen ausgesprochenen Sinn für Humor an den Tag. Nicht dass er meinem frisch ausgesäten Rasen sonderlich bekam.
Gracie war sterilisiert worden, deswegen machte ich mir keine Sorgen über die möglichen Probleme einer gemischten Ehe und (keuch!) mittelgroßen Nachwuchs. (Ich konnte mir die Logistik einer Begattung zwar nicht vorstellen, aber wenn sie irgend zu bewältigen war, dann würde Gracie das schon hinkriegen.) Ich war mir allerdings sicher, dass Mrs. McGuire die Partie nicht für gut befunden hätte, deshalb schob ich Wache, wenn Gracie und Byron sich im Gras wälzten. Hinter ihrer Tür stehend konnte Mrs. McGuire ihren Garten nicht ganz überblicken, und unseren schon gar nicht. Wenn sie Byron rief, konnte er sich durch das Loch stürzen, ohne dass sie auch nur ahnte, dass er die feindliche Linie gekreuzt hatte. War er im Haus verschwunden, stopfte ich wieder Blätter ins Loch. Ich konnte das bis zum Winter so weiterspielen, und dann gab es ja Schnee, für den Fall, dass die Sache noch aktuell war.
Der Winter kam früh in diesem Jahr. Ende November peitschte der Wind mit einer grausamen Erbarmungslosigkeit durch öde graue Straßen. Mark fand, dass Sarah und Dottie einen enttäuschten Eindruck machten, weil so wenige ihrer Kollegen am Wochenende in den Park kamen - deren Besitzer hatten das Wetter in stiller Übereinkunft als zu kalt erklärt. Auch Mrs. McGuire ließ Byron seltener raus, meistens beschränkte sie seine Frischluftversorgung auf fünf Minuten am Morgen und fünf am Abend. Gracie verpasste ihn morgens meistens und abends oft, aber wenn sie zusammenkamen, war es klar, dass sie sich unheimlich freuten, jedenfalls bis Mrs. McGuires dünne Stimme Byron zum Essen rief. Und dann kam er an einem Wochenende überhaupt nicht raus. Gracie verbrachte den Großteil beider Tage draußen im Garten und ließ den Kopf hängen, was sie nur tat, wenn sie richtig traurig war. Als ich am nächsten Abend von der Arbeit kam, bemerkte ich ein schlechtes Zeichen. Ein sehr schlechtes Zeichen. Auf einem Schild in Mrs. McGuires Vordergarten stand ZU VERKAUFEN.
Gracie lag zusammengerollt auf dem Boden, die Stirn in tiefe Doggenfalten gelegt, und gab ab und zu einen verlorenen Seufzer von sich. Unmöglich, dachte ich, wie sollte sie das wissen? Ich kniete mich neben sie und sah, dass ihre Augen feucht waren. Sie wusste es. Fragen Sie mich nicht. Irgendwie wusste sie es.
Ich schlug Mrs. McGuires Nummer nach und rief sie an. Keine Antwort. Es war mir außerordentlich unangenehm, ihre geheiligte Einsamkeit zu stören, aber dennoch ging ich rüber und klopfte an die Tür. Nichts. Ich versuchte es am folgenden Morgen und am Nachmittag darauf, rief sie am selben Tag ein paar Mal vom Büro aus an, aber immer ohne Resultat. Nach einer Weile nahm ich an, dass sie weggezogen sein musste, und es das war, sonst nichts.
Ich wollte Gracie helfen, aber ich wusste nicht wie. Ich ließ sie in den Garten. Sie stand am Zaun. Ich versuchte, ihr neue Tricks beizubringen. Sie lag auf der Erde und schniefte. Ich war drauf und dran, eine Anzeige in die Zeitung zu setzen. Graziöse, empfindsame, sterilisierte Deutsche Dogge sucht Hunde für Spaß, Spiel und Ausgrabungen im Garten. Größe egal.
Gracies Traurigkeit rutschte in eine Depression ab, und der dunkelgrau verhangene Himmel half auch nicht. Statt hinter Sarah und Dottie herzurennen, blieb sie allein für sich. Oft lag sie auf dem Boden und starrte vor sich hin. Und jetzt, wo sie ihre volle Größe erreicht hatte, nahm sie auch noch ab.
Inzwischen hatten Sarah und Dottie auf Wintermodus umgestellt. In den wärmeren Monaten hoben sie ihre Energien für den Park auf, wo sie sie in einer solchen Größenordnung einsetzten, dass kleinere Länder sie liebend gerne für ihre Stromversorung nutzbar gemacht hätten. Sarah, die -
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