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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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sie bis zum Abendessen nicht mehr wieder.
    Im Gegensatz zu den meisten Hunden (und Kindern und wahrscheinlich auch Erwachsenen, wenn man’s genau nimmt) hat Gracie ein gutes Gedächtnis für Regeln: Wenn man sie einmal für etwas züchtigte, war es unwahrscheinlich, dass sie es noch einmal tat. Deswegen war ich ziemlich überrascht, als ich sie am nächsten Tag in einem brandneuen Loch erwischte, aus dem sie mich hechelnd anlächelte. Über den Garten verstreut sah ich andere Löcher unterschiedlicher Größe. Nahm sie vielleicht an, mir habe nur das alte Loch missfallen (in seiner Form, Tiefe und Beschaffenheit), diese neuen seien jedoch so gut, dass ich sie einfach ins Herz schließen musste? Ich versuchte es noch mal und legte so viel Lautstärke in mein »NEIN!«, dass sie die Vibrationen gefühlt haben muss, selbst wenn sie mein wütendes Gesicht nicht einschüchterte.
    Diesmal kriegte ich die Botschaft rüber. Sie wimmerte pathetisch und rannte ins Haus zurück, wo sie sich hinter der Couch versteckte und sich weigerte hervorzukommen, selbst als ich mich hinhockte und ihr signalisierte, dass das Abendessen fertig sei.
    Am nächsten Morgen standen alle Zeichen auf Versöhnung, aber als ich sie in den Garten ließ, sah ich ihr lieber vom Fenster aus zu. In der Minute, in der sie Byron am Zaun traf, begann sie zu buddeln. Sie hob das Loch so schnell und zielstrebig aus, dass ich warten und Zusehen wollte, was passieren würde.
    Vorher hatten die Löcher im Garten kein Muster ergeben. Sie waren überall, bei einigen war höchstens an der Grasnarbe gekratzt worden, andere waren breit, wieder andere schmal, aber nicht mehr als ein paar Zentimeter tief.
    Dieses neue Loch übertraf die anderen jedoch innerhalb von ein paar Sekunden. Gracie grub stürmisch, lockerte die Erde mit den Vorderpfoten und schmiss die losen Brocken im hohen Bogen zwischen ihren Hinterbeinen auf einen stetig anwachsenden Hügel. Byron wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass seine Hinterbeine dauernd abhoben. Obwohl er so aufgeregt war, entwich ihm kein einziges »Arf!« - nur ein Hecheln begleitete den Tanz seiner kleinen rosa Zunge. Ich warf einen kurzen Blick hinüber, um zu sehen, ob Mrs. McGuire zuguckte. Diesmal war ich auf Gracies Seite.
    In ein paar Minuten hatte sie ein Loch von 15 Zentimetern direkt vor dem Zaun ausgehoben. Sie musste zehnmal so tief graben, wenn sie drunter durch wollte. Sie warf sich jedoch ein paar Mal kräftig gegen den Zaun, als das Loch tief genug war, um es Byron wissen zu lassen. Ohne einen Augenblick zu zögern, ließ er seinen kleinen Körper ins Loch plumpsen und wand sich unter dem Zaun durch.
    Ich sah mich im Garten um, weil ich das Ausmaß von Gracies Grabungsprojekt in Augenschein nehmen wollte. Verdammte Hühnerkacke! Sie hatte das alles geplant. Die anderen Löcher waren nur Übungsobjekte, an denen sie Fertigkeiten und Techniken verbesserte und ausprobierte, wie lange sie graben konnte, bevor sie geschnappt wurde.
    Irgendwann mitten bei der Arbeit muss ihr aufgefallen sein, dass es schneller ging, wenn sie ein Loch für Byron grub, damit er in ihren Garten kam und nicht umgekehrt.
    Und jetzt waren sie vor meinen Augen dabei, übereinander zu rollen, zu hecheln und sich die Gesichter abzulecken. Dann machten sie etwas, was mir peinlich anzusehen war: Sie spielten Fangen und Gracie ließ sich von Byron einholen.
    Jetzt ließ ich Gracie jeden Nachmittag in den Garten, sowie ich von der Arbeit kam. Wenn Byron noch nicht auf seinem Gesundheitsspaziergang war, dann kam er kurz danach raus. An den Wochenenden saß Gracie am Küchenfenster auf der Lauer, und wenn Byron rausgelassen wurde, wartete ich ansehnliche vier oder fünf Sekunden, damit Mrs. McGuire sich in ihr Haus zurückziehen konnte, bevor ich die Hintertür öffnete, ohne dass Gracie ein Loch durch das Holz gekratzt hätte. Sowie Byron sie sah, wühlte er sich durch das Laub, das ich in das Loch gestopft hatte, und rannte mit seiner Freundin im Garten herum. Ich hatte Gracie noch nie so glücklich erlebt.
     

     
    Sie hatten feste Gewohnheiten. Erst untersuchten sie jeden Zentimeter des Gartens, wobei sie jedes Mal bei ein und demselben Grasbüschel begannen, oder sie jagten hinter wehenden Blättern her. Früher oder später betraten Sarah oder Dottie die Bühne. Als Gracie und Byron gerade begannen, sich zu hofieren, fing Sarah - die schamlose Flirterin - ein Pack-mich-doch-Spiel an, ganz klar in der Absicht, Byron von Gracie abzulenken.

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