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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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entschuldigen. Ich komme gerne rüber und schütte es ihnen wieder zu. Es ist nur, na ja, Sie wissen ja, wie diese Hunde sind, ich meine, wie gerne sie buddeln...«
    Sie lächelte wieder, ihre leuchtenden blauen Augen waren fast so hell wie Gracies. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Wenn Sie das täten, wie sollten die beiden Turteltauben denn dann Zusammenkommen?«
    Obwohl gerade ein kalter Wind vorbeifegte, kam es mir vor, als seien die Wolken aufgerissen und die Sonne scheine hindurch.
    »Oh, super. Sie meinen, es macht Ihnen nichts aus, wenn...?« Ich gestikulierte in Byrons und Gracies Richtung, die gerade einem zusammengedrückten Fußball stumme Unterwerfung beibrachten.
    Sie lächelte bei dieser Frage. »Oh, wo denken Sie hin? Warum sollte es mir etwas ausmachen? Ist es nicht schwer genug, in dieser Welt auf Liebe zu stoßen, ohne dass andere Hindernisse dagegen errichten?«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Zum Glück wusste sie’s.
    »Sie werden sich erkälten, wenn Sie in diesem Wetter noch länger ohne Schal draußen bleiben, mein Lieber. Warum kommen Sie nicht, äh...« Sie sah plötzlich nervös aus, als habe sie ihren Text vergessen, dann sagte sie: »Oh, wissen Sie, warum kommen Sie nicht rüber auf eine Tasse Tee? Es würde uns beiden gut tun.« Wahrscheinlich hätte ich bei allen Nachbarn ja gesagt, nur um höflich zu sein, aber Mrs. McGuire machte mich so neugierig - vor allem jetzt nach dieser plötzlichen Wesensveränderung -, dass ich die Einladung unmöglich ablehnen konnte.
    Ihr Haus war genau so, wie unseres nie sein würde, selbst in hundert Jahren nicht. Das Holz schimmerte, das Silber glänzte - sogar das Teeservice zwischen uns funkelte wie nichts, was ich je besessen habe. Trotzdem erschien das Haus zu groß für sie. Und so war es auch. Es fiel ihr schwer, die Treppen hoch und runter zu kommen, und ihre Kinder hatten sie schließlich überzeugt, in eine Seniorenresidenz zu ziehen, wo sie eine eigene Wohnung beziehen, aber Hilfe bekommen könnte, wenn sie welche benötigte. Die letzten beiden Wochen hatte sie sich bei ihren Kindern und deren Familien aufgehalten und sich nach 54 Jahren ein neues Zuhause gesucht.
    »Unglaublich«, sagte ich verständnisvoll. »Das ist eine lange Zeit in ein und demselben Haus.«
    Sie lachte süß. Es klang wie Wasser, das in ein Glas gegossen wird. »Oh, Mr. McGuire, Friede sei mit ihm, hätte darüber gelacht. Er wurde in diesem Haus geboren, hat sein ganzes Leben hier verbracht und ist hier gestorben. Außer in den Ferien hat er nur im Krieg nicht hier gewohnt.« Sie sah mir in die Augen und erriet meine Frage. »Der Zweite Weltkrieg, mein Lieber.« Ein Lächeln. »Als er mich nach unseren Flitterwochen hierher gebracht hat, konnte ich mir nicht vorstellen, mich je anders denn als Gast zu fühlen. Und als er mich hier zurückgelassen hat, am 16. Oktober 1978, wollte ich nirgends anders sein. Nie wieder woanders.« Ihre Augen überschatteten sich. »Es war so leicht, nicht wegzugehen. Die Kinder wohnen weit entfernt, alle meine Freunde sind weggezogen oder verstorben... Und da sagte letzte Woche meine jüngste Enkelin, Emily, zu mir: >Oma, ich befehle dir, dir Freunde zu suchen!<« Wir brachen beide in Lachen aus.
    »Können Sie sich das vorstellen? Vier Jahre alt und sagt zu mir: >Ich befehle dir.< Dann hat sie gesagt: >Außerdem kannst du so schon mal üben, bevor du in dein neues Zuhause ziehst. Du darfst einfach nicht den ganzen Tag mit Byron verbringen! <«
    Wieder lachten wir, doch plötzlich wurde mir klar: Byron würde sie begleiten.
    Sie seufzte: »Wissen Sie, mein Lieber, das war meine einzige Bedingung. Ich trenne ihn nicht gern von seiner neuen Freundin, aber...«
    Ich wollte gerade sagen, dass ich sie verstand, da beendete sie ihren Satz.
    »... er ist mein einziger Freund.«
    Oh. Jetzt verstand ich sie. Jetzt verstand ich sie richtig. Gracie hatte noch das ganze Leben vor sich und konnte sich andere Freunde suchen, aber für Mrs. McGuire gab es nur Byron. Er war der Letzte einer stolzen Reihe von Boston-Terriern, die den McGuire -Haushalt viele Jahre lang geschmückt hatten, seine Vorgänger hießen, wie Sie vielleicht erraten haben, Shelley, Keats und Dickens (»Unsere Tochter hatte die Dichter satt.«) - und er war wirklich der Letzte für sie. »Ich hoffe, er überlebt mich«, sagte sie, »denn ich könnte nicht ohne ihn auskommen. Aber dann schelte ich mich für meine Selbstsucht, denn wer sollte sich dann um ihn

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