Ein Hund namens Gracie
kümmern?«
Jede liebevolle Beziehung zwischen Mensch und Tier ist etwas Besonderes, aber als ich Mrs. McGuire über Byron sprechen hörte, wurde mir bewusst, dass das Band zwischen einem Haustier und einem älteren Menschen etwas ganz Besonderes ist. Ich kann es aber nicht erklären. Vielleicht weil viele ältere Leute die Sterblichkeit auf eine Art wahrnehmen, die es ihnen gestattet, andere Lebewesen so anzunehmen, wie sie sind, etwas, was wir Jüngeren nicht können. Was auch immer es sein mag, seit ich Mrs. McGuire kennen gelernt habe, kommt es mir so vor, als verblasse die Liebe von Kindern zu ihren Tieren im Vergleich zu der, die ältere Menschen ihren Lieblingen entgegenbringen.
Die gute Nachricht für Gracie und mich bestand darin, dass Byron und Mrs. McGuire erst in ein paar Monaten umziehen würden. Und bevor sie es taten, war ich mir sicher, dass Byron Gracie irgendwie erklären würde, dass es etwas viel Besseres wäre, als er je getan hätte, wenn er bei seiner Besitzerin bleiben würde. Und dass Gracie das irgendwie verstehen würde.
Gourmet Gracie
D as Schlimmste ist, dass große Hunde einfach nicht lange leben. Es gibt immer Ausnahmen, aber die Regel ist, je größer der Hund, desto kürzer das Leben.« Es war der Montag nach dem Erntedankfest und wir machten eine der seltenen Kaffeepausen im Büro. Die neue Sekretärin hatte Anne gerade gefragt, was das Schlimmste an Deutschen Doggen sei. »Viele von ihnen erleben ihren sechsten Geburtstag nicht!« Ich muss einen ziemlich entsetzten Gesichtsausdruck gehabt haben, denn sie sah mich ganz schnell an und fügte hinzu: »Aber viele von ihnen werden auch neun oder zehn.«
Ich weiß, dass sie mich aufheitern wollte, aber es klappte nicht. Ich machte mir nämlich gerade Sorgen, ob Gracie überhaupt zwei Jahre alt werden würde. Es war inzwischen klar, dass wir nicht mehr darüber lachen konnten, wie mäkelig sie aß und wie schlank sie war. Sie war so mager, dass man ihre Rippen zählen konnte, und wenn sie noch nicht magersüchtig war, so war sie kurz davor. Das Gewicht war aber nicht unsere einzige Sorge: Obwohl sie jetzt fast ausgewachsen war, bestand bei falscher Ernährung die Gefahr, dass sie durch Knochen- und Gelenkprobleme verkrüppelte. Jetzt, wo Mark und ich uns schließlich das Offensichtliche eingestanden hatten, zerbrachen wir uns den Kopf, wie wir Gracie dazu bringen konnten, dicker zu werden. Beziehungsweise überhaupt zu fressen! In den nächsten zwei Wochen probierten wir alles aus, worauf wir kamen.
Zuerst kauften wir ein anderes Hundefutter. Wir hatten den Mädchen immer das Hundeäquivalent zu dem gefüttert, was wir selbst aßen, und das bedeutete, dass sie von nahrungsähnlichen Produkten lebten, die satt machten, aber nicht wirklich gut schmeckten. Bisher hatten wir uns immer geweigert, das größte Tierfutterunternehmen des Universums zu unterstützen, weil wir annahmen, dass wir nur mehr für die Werbung und Verpackung zahlen mussten, aber schließlich ging es um Gracie. Wir setzen uns mal über unsere politischen Ansichten hinweg und kauften ein paar Büchsen der berühmten Firma.
Nun, Sarah und Dottie konnten von diesem Markenfraß nicht genug kriegen. Gracie hingegen hatte schon nach dem ersten Bissen genug. Sarah und Dottie, aktive Mitglieder im Club Sauberer Napf, waren allzu glücklich, Gracie behilflich zu sein. Ich wusste, dass es jetzt schlimm stand, weil Gracie sie nicht mehr verscheuchte.
Also versuchten wir es mit Hundefutter der Extraklasse. Mit dieser Sorte, bei der alle Behälter aus recycelten Materialien bestehen und der Inhalt zu 100 Prozent aus wirklichen Nahrungsmitteln besteht. Es riecht sogar gut, wenn man die Dosen öffnet. Ich war drauf und dran, zu sagen: »Die armen Leute überall auf der Welt wären wahrscheinlich glücklich, so etwas zu essen zu bekommen«, aber dann fiel mir ein, dass wir selbst auch nicht gerade betucht waren. Ich muss zugeben, dass die Idee auch uns verlockend vorkam. Doch wir standen damit allein: Mark und ich, Sarah und Dottie. Gracie hätte sich nicht weniger dafür interessieren können, als es noch in der Dose versiegelt war.
Also war die Luxusklasse angesagt. Der Schickimicki-Haustierladen in der Innenstadt (wo wir aus Angst, an der Tür erst mal unsere Gehaltsabrechnung vorlegen zu müssen, noch nie eingekauft hatten) verkaufte ein rein organisches, hypoallergenes vegetarisches Getreidefutter, das es bestimmt, so versicherten sie uns, bringen würde.
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