Ein Hund zu Weihnachten
der frischen Luft und ließ meine Gedanken schweifen. Im Fernsehen hatten sich am Morgen Experten aus der Politik über die neuesten Kriegshandlungen ausgelassen, und ich fragte mich, warum mir all diese Diskussionsrunden so sinnlos vorkamen. Mein Traktor zog einen alten gelb-grünen John Deere Dungstreuer hinter sich her, der Kuhmist - ein natürliches Düngemittel - auf den Wiesen verteilte, und plötzlich kam mir der Gedanke, dass diese Pappkameraden im Fernsehen den gleichen Mist von sich gaben wie meine Maschine. Sie diskutierten über den Krieg, als ob er richtig oder falsch sein könnte und als ob sie das von einem neutralen Standpunkt aus beurteilen könnten. Aus der mikroskopisch kleinen Sicht eines Soldaten wusste ich, dass Kriege selten Sinn machen, und vielleicht war das der Grund, warum ich mit dieser Art von Diskussionen immer Schwierigkeiten hatte.
Ich drosselte das Tempo, als ich über einen Kanal und dann durch dichteres Unterholz fuhr, wo ich mich unter tief hängenden Zweigen hindurchducken musste. Zwei Rotfüchse kamen aus dem Wald und trotteten über die Wiese. Ich trat die Kupplung und beobachtete die Tiere. Wie die meisten Füchse ließen sie sich durch einen Menschen kaum stören. Als sie außer Sichtweite waren, schaltete ich noch einen Gang hinunter und fuhr langsam Richtung Fluss, während meine Gedanken wieder zu den politischen Debatten zurückwanderten.
Es gab noch einen weiteren tragischen Aspekt des Krieges, der nie diskutiert oder auch nur erkannt wurde und der mich in all den Jahren sehr belastet hatte. In Vietnam taten tausende von Hunden ihren Dienst und retteten unzähligen Männern das Leben, einschließlich mir. Noch nie war einem dieser tapferen und treuen Hunde ein Orden verliehen worden. Es schien keine Rolle zu spielen, wenn ein Hund sein Leben opferte.
Nur wenige dieser Kriegshunde überlebten, und diese wenigen wurden herzlos ausgesetzt. Für die verbliebenen Soldaten musste es furchtbar sein, weiterzuziehen und einen Freund zurückzulassen, der nicht nur einmal, sondern jeden Tag aufs Neue sein Leben für sie geopfert hätte. Immer wenn ich daran dachte, war ich verletzt und wütend.
Der Fluss kam in Sicht, und ich sah, wie eine Eule dicht über die Baumspitzen hinwegflog und auf einer riesigen Platane landete, die am Flussübergang stand. Ich hielt kurz vor dem Fluss an und blieb ruhig sitzen. Ganz schwach konnte ich den Geruch von Holzfeuer wahrnehmen, vielleicht sogar das von unserer Farm.
Ich hatte diese Gegend unseres Farmlandes schon immer wunderschön gefunden. Hier konnte man gut über sein Leben nachdenken. Ich hörte das Wasser leise durch das Flussbett plätschern, nicht wie ein rauschender, vom Goldstaub schwerer Colorado-Gebirgsfluss, in dem es von Forellen wimmelt, sondern wie ein Fluss, der sich Zeit lässt und eine Menge zu erzählen hat, wenn man geduldig zuhörte. Genau das tat ich nun. Und durch die weise Stimme der Natur hob sich meine Stimmung zusehends.
Ich stellte den Motor ab, zog die Handbremse an und stieg aus. Dann machte ich mich auf die Suche nach den Spuren. Es gab viele davon. Waschbären, Vögel, Hasen, Converse-Turnschuhe, Größe 46, und ein Weihnachtshund, aber ich konnte keine Spuren einer Raubkatze entdecken. Also ging ich zum Traktor zurück und tuckerte gemütlich nach Hause.
Später an diesem Tag, als Todd Christmas einmal für ein paar Minuten alleine ließ, spazierte der Hund hinunter in den Hof und gesellte sich zu mir. Er stieß mich liebevoll an und fuhr mir mit der Schnauze unter die Hand als wollte er sagen: »Kraul mich.«
Ich wollte ausprobieren, ob er mir genauso gehorchte wie Hayley, und nützte die Gelegenheit zu einer kleinen Übungsstunde - Sitz, Bleib, Platz. Ich brachte ihn sogar dazu, mir auf Kommando einen alten Tennisball zu bringen. Er war sehr eifrig, und ich hatte den Eindruck, dass dieser Hund, genau wie Charlie oder Tucker, alles tun würde, was man von ihm verlangte. Ich kniete mich hin und nahm seinen Kopf in meine Hände. Ich konnte seinen warmen Atem spüren und seine weichen Ohren fühlen. Ich sah ihm in die Augen und sagte: »Du bist ein guter Hund.«
Ich mochte den Duft dieses Tieres. In seinem Fell schienen all die Gerüche, die ich von unserer Farm kannte, zu tanzen, verdichtet und gemischt zu einem natürlichen Duft von frischer Luft, den ich so liebte.
Ich musste an meine alten Hundefreunde denken und daran, wie sehr ich sie vermisste, und ich umarmte Christmas noch fester. Er
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