Ein Hund zu Weihnachten
Stimmung merklich abkühlen. Die hübscheren Gesichter am Tisch runzelten die Stirn. Meine Söhne sahen mich ungläubig, ja missbilligend an. Ich spürte wieder diese Beklemmung in meiner Brust. Eisige Stille lag über der Runde, und ich wusste, dass ich ein Problem hatte.
Ich hatte Todd und diesem Hund etwas Gutes tun wollen, und nun würde ich an Christmas’ Stelle in einen Käfig gesperrt und ins Tierheim gebracht werden, wenn ich ihn nicht behielt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Während ich schweigend dasaß, nahmen die anderen ihr Gespräch wieder auf. Es schien unvermeidlich, dass sie wieder auf Christmas zu sprechen kamen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ausgeschlossen zu sein.
Unser Gasthund spazierte um den Tisch herum und sammelte liebevolle Gesten, freundliche Worte, Fleischstückchen und andere Delikatessen ein. Ich verdrehte nur die Augen. Es schien sinnlos, ihm irgendwelche Tischmanieren beibringen zu wollen. Jedes weibliche Wesen am Tisch steuerte seinen Teil zur Anbetung bei. Meine Tochter Hannah, eine frisch geschiedene Steuerberaterin ohne eigene Kinder, fing damit an. Sie nahm Christmas’ Kopf in ihre Hände und fing an, in einer Weise mit ihm zu sprechen, die mich noch tiefer in meinen Stuhl sinken ließ, die Arme vor meiner Brust verschränkt.
»Christmas, ich glaube, dass du der hübscheste und freundlichste Hund bist, den ich je getroffen habe.« Christmas nahm das Lob in sehr gemessener Weise entgegen, so als ob er daran gewöhnt wäre. Hannah fuhr fort: »Warum in aller Welt sollte irgendjemand dich ins Tierheim bringen wollen?« Sie sah mich an und fragte noch einmal ungläubig: »Warum war er im Tierheim?«
»Das weiß niemand so genau. Angeblich ist er dort einfach so aufgetaucht.« Ich versuchte das Thema zu wechseln. »Ach, Hannah, ich wollte dich noch was zu meiner diesjährigen Steuererklärung fragen.«
»Dad, ich wette, du kannst die Kosten für die Weihnachtshund-Aktion absetzen. Meinst du, dass er schon alle Impfungen hat? Ich glaube, wenn du den Tierarzt jetzt anrufen würdest, käme er morgen vorbei.«
Dann wandten sich meine Söhne an den Hund. Sie hatten eine Menge Spaß, und ich war sicher, dass es auf meine Kosten ging. Mein ältester Sohn Jonathan, ein Möbeltischler, der seine High-School-Liebe geheiratet hatte, hatte selbst drei Söhne. Als Ältester sah er es offenbar als seine Pflicht an, dafür zu sorgen, dass die Jungen ihrer Schwester in nichts nachstanden.
»Nun, alter Junge, das könnte dein letztes Weihnachtsfest vor einem warmen Feuer sein. Wer weiß, wo du nächstes Jahr bist? Warum schnappst du dir nicht diesen Truthahn und frisst ihn auf? Im Gegensatz zu dir werde ich noch oft ein Truthahn-Festessen genießen können.« Damit gab er Christmas eine große Scheibe vom Festtagsbraten, und der Hund spazierte mit seiner Beute zum Kamin zurück.
Ich fragte mich, ob der Hund demnächst auch ein eigenes Hausmädchen verlangen würde. Alle amüsierten sich prächtig, aber ich lachte nicht mit.
Thomas, der jüngste meiner drei älteren Jungs, mutmaßte mit einem breiten Grinsen und unterbrochen von Lachanfällen, dass in Christmas’ Alter jeder Ortswechsel großen Stress auslösen könne. »Dad, sei vorsichtig, wenn du den armen Hund ins Tierheim zurückfährst. Auf der Ladefläche deines alten Trucks ist es nicht sehr gemütlich. Vielleicht könntest du ihm eine Matratze unterlegen.«
Ryan, der mittlere dieser drei älteren Jungen, war mit einem ruhigeren Temperament gesegnet. Er gab sich damit zufrieden, jede Bemerkung seiner Geschwister mit einem breiten Grinsen zu unterstreichen. Seine Augen blitzten vor Vergnügen, und ich versank immer tiefer in meinem Stuhl.
Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber immer wenn die Sprache auf Christmas kam, schienen alle am Tisch mich anzustarren, egal ob Mann, Frau oder Kind. Todd verstand natürlich die ironischen Untertöne der Bemerkungen nicht, freute sich aber, dass sein Hund so viel Aufmerksamkeit auf sich zog.
Als die guten Esser aufstanden, um sich in der Küche eine zweite Portion abzuholen, entschuldigte sich Todd, obwohl er seinen Teller nur zur Hälfte aufgegessen hatte. Christmas folgte ihm ans andere Ende des Esszimmers. »Alle mal herschauen!«, rief Todd. Als der Hund neben ihm stand, fing er an, Befehle zu geben: »Sitz!« Der Hund setzte sich hin. Todd fuhr fort mit den Befehlen für Pfote geben und Platz. Jedes Mal gehorchte Christmas ihm freudig. Als Todd rief:
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