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Ein Hund zu Weihnachten

Ein Hund zu Weihnachten

Titel: Ein Hund zu Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Kincaid
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dem Truck fahren?«
    Todd liebte es, den Truck zu fahren, auch wenn seine Mutter darauf bestand, dass er immer im ersten Gang fuhr. Ich fischte meine Autoschlüssel aus der Hosentasche und gab sie ihm. »Fahr langsam, sonst lässt mich deine Mutter in der Scheune schlafen.«
    Todd öffnete die Autotür. Christmas sprang hinein und ließ sich wieder vorne in der Mitte bequem nieder. Todd startete den Motor und schlug dann in ganz gemächlichem Tempo den Weg nach Süden Richtung Kill Creek ein. Der Fluss hatte ihn schon immer fasziniert.
    Ich sah den beiden nach, und aus irgendeinem Grund fiel mir ein, dass ich so alt wie Todd gewesen war, als Tucker starb. Wie sehr sich doch Todds Leben von meinem damals unterschied.
    Dieser Gedanke, dass ich meinem Sohn nicht auf Wiedersehen sagen musste, während er in einen Militärbus stieg und seinem Hund ein letztes Lebewohl sagte, erfüllte mich mit Dankbarkeit. Todd würde nie die Erfahrung machen müssen, dass die Rückkehr nach Hause nur der erste Teil einer schwierigen Heimreise war. Meine Vietnamerinnerungen sind nach wie vor  schmerzlich, aber ich habe inzwischen gelernt, besser mit meiner Verbitterung umzugehen.
    Man braucht seine Lieblingsplätze, wo man nachdenken kann, Orte, die mit guten Erinnerungen und Ruhe verbunden sind. Die Vorstellung, zusehen zu müssen, wie der geliebte Sohn in den Krieg zieht, führte mich zu meinem Lieblingsplatz im hinteren Teil unseres Schuppens. Dort steht ein dreibeiniger Melkschemel, den mein Urgroßvater aus einer Eiche hier auf unserer Farm geschnitzt hat.
    Die Militärpsychologen hatten uns immer wieder ermutigt, uns den unangenehmen Erinnerungen aus der Zeit unseres Kriegsdienstes zu stellen. Wenn ich die Augen schließe, kann ich auch nach all den Jahren ohne Weiteres das Krachen der Bomben, die Feuersalven der Maschinengewehre und die schweren Schüsse der.45er-Kaliber-Pistolen hören, die Schreie, den verzweifelten Protest, die Befehle, die Helikopter, die Napalmbomber und im Hintergrund - Insekten, das dumpfe Summen von Grillen, Moskitos und anderen Stechmücken und Fliegen.
    Selbst in diesem Moment, mitten im Winter, konnte ich die drückende Hitze des Dschungels spüren. Als ich genug von diesen Erinnerungen hatte, öffnete ich die Augen und versuchte, an glücklichere Stunden aus der Zeit damals zu denken.
    Mary Ann schrieb mir jeden Tag. Ich bewahre ihre  Briefe in einer Schachtel auf dem obersten Regalbrett in meinem Schrank auf. Ich hatte versucht, mit ihr Schluss zu machen, bevor ich aufbrach. Ich sagte ihr, dass sie zu jung wäre, um herumzusitzen und auf meine Rückkehr zu warten, falls ich überhaupt je zurückkehrte. Da sie zwei Jahre älter ist als ich, neckte ich sie, dass sie sich lieber mit dem Heiraten beeilen sollte, weil sie sonst das heiratsfähige Alter überschritten hätte.
    Sie wollte von all dem nichts wissen. Trotz meiner Sticheleien über den Altersunterschied hielt sie mir die Treue. Sie sagte, sie würde es mich schon wissen lassen, wenn es an der Zeit für uns wäre, auseinanderzugehen. Mary Ann versprach, immer für mich da zu sein. Sechs Monate nach meiner Rückkehr heirateten wir, und Mary Ann hat bis zum heutigen Tag Wort gehalten.
    Mein Bein war eingeschlafen, deshalb stand ich auf und betrachtete Tuckers altes Halsband, das an der Wand hing. Als ich zum Mittagessen ins Haus gehen wollte, hörte ich den Ford Truck im ersten Gang langsam heranzuckeln. Ich fühlte mich gleich besser. Ich war dankbar, dass ich genau hier auf der Farm sein durfte, zusammen mit meinem Sohn. Ich war so froh, dass Todd nicht in den Krieg ziehen musste. An diesem Tag wusste ich noch nicht, wie nah ich meiner endgültigen Heimkehr war.
    Die Schuppentür flog auf. Todd schrie: »Dad, rate mal, was Christmas und ich gefunden haben! Katzenspuren am Fluss, so groß wie meine Hand!« Er hielt seine großen Pranken in die Luft.
    »Das wären aber wirklich sehr große Spuren. Ich glaube nicht, dass es so große Luchse gibt, und einen Puma hat man hier in der Gegend seit Jahren nicht gesehen.«
    »Ich bin mir aber sicher, dass es große Katzenspuren waren, Dad.«
    Ich dachte einen Moment nach. »Wenn der Schnee schmilzt, spielt er einem oft einen Streich und lässt Spuren zwei- bis dreimal so groß erscheinen, wie sie eigentlich sind«, lachte ich. »Hast du da unten irgendwelche Riesenwaschbären gesehen?«
    Todd dachte nach. »Keine Riesenwaschbären. Ich glaube du hast Recht. Es war wohl doch nur ein Luchs.«
    »Das klingt

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