Ein Hund zu Weihnachten
zurückbringen?«
»Er wird im Tierheim bleiben, bis ein ganz besonderer Mensch Christmas zu einem festen Bestandteil seines Lebens macht.«
»Was glaubst du, wie lange das dauern wird?«
»Bei den guten Hunden geht das ganz schnell, Todd. Vielleicht kannst du Hayley ja dabei helfen, einen guten Platz für ihn zu finden. Und wenn du ihn vermisst, kannst du jederzeit in die Stadt fahren und ihn besuchen.«
Todd sagte kein Wort, und ich hatte keine Ahnung, ob meine Antwort einen Sinn ergeben hatte oder ob es eine gute Idee gewesen war, ihm vorzuschlagen, Christmas zu besuchen, wenn wir ihn zurückgegeben haben würden.
Hayley freute sich, uns zu sehen, aber sie war überrascht, dass ich mit so viel Verstärkung gekommen war. Sie führte uns schnell hinein und dann einen Gang mit leeren Zwingern entlang. Wir kamen uns vor wie in einer Geisterstadt. Ganz am Ende des Ganges fanden wir schließlich die jüngste Erweiterung der Räumlichkeiten und den letzten verbliebenen Gast des Tierheims, ein Dackelweibchen, das die Tierpfleger Ruthie getauft hatten.
Mary Ann öffnete die Zwingertür. Ihr Mutterinstinkt hatte sich hemmungslos Bahn gebrochen. Sie raffte Ruthie an sich, ehe Todd und ich auch nur einen Blick auf den Hund werfen konnten. Ruthie begrüßte Mary Anns Gesicht eifrig mit ihrer kalten Nase, und es war sonnenklar, dass diese beiden dicke Freundinnen werden würden. Wir füllten die notwendigen Papiere aus, wünschten Hayley frohe Weihnachten und waren auch schon wieder auf der Rückfahrt.
Todd und Christmas wurden die ersten Opfer von Mary Anns neuer Freundschaft mit Ruthie. Sie wurden für die Heimfahrt hinten auf die Ladefläche des Trucks verfrachtet, wo sie sich unter eine Decke kauern mussten, um sich gegen die Kälte zu schützen. Ruthie saß, ohne viel zu zappeln, auf Mary Anns Schoß.
Mary Ann und ich summten die Weihnachtslieder aus dem Radio mit und waren beide richtig glücklich. Mary Ann strich mir über die Wange und ließ ihre Hand dann wieder auf Ruthie ruhen. Dies war wirklich ein Weihnachtsfest, das uns noch lange in Erinnerung bleiben würde.
Als ich den Truck in die Einfahrt lenkte, sahen wir, dass im Schuppen reges Treiben herrschte. Jonathan und die Kinder bereiteten eifrig alles für unseren neuen Weihnachtsgast vor. Ich fuhr am Haus vorbei und durch ein offenes Tor direkt in den Hof. Als wir ausstiegen, nahm Mary Ann Ruthie behutsam auf den Arm, und wir gingen zum Schuppen.
»Hallo!«, rief Jonathan, als wir die Tür öffneten. »Kommt her und schaut euch an, was wir gebaut haben!«
Eine der großen Boxen, in denen Dick und Doc untergebracht gewesen waren - jene Zugpferde, die vor vielen Jahren den Schneepflug meines Großvaters gezogen hatten -, diente nun als unsere provisorische Entbindungsstation. Jonathan hatte eine geräumige Kiste gezimmert und mit Stroh ausgelegt. An der Seite war eine Wärmelampe angebracht, und in der Ecke lagen ein paar alte Handtücher. Jonathan holte einen Liegestuhl aus der Garage und streckte sich darauf aus, während die Jungen noch ein paar Nägel einschlugen. Mary Ann stieg in die Kiste und setzte Ruthie behutsam auf dem Handtuchbett ab.
Wir hatten auf unserer Farm schon viele Geburten von unterschiedlichen Tieren miterlebt und hatten gelernt, dass die Natur selbst die beste Hebamme ist. Wir sorgten dafür, dass unsere Muttertiere ihre Ruhe hatten, und sie erledigten den Rest. Christmas sprang in die Kiste, schnüffelte an Ruthie und rollte sich dann neben ihr zusammen. Er stupste sie zart mit der Nase an den Ohren und im Gesicht. Ihr gefiel das gar nicht. Sie knurrte, und Christmas war klug genug, sich zurückzuziehen. Wie wohl sich Ruthie auch in der Gesellschaft von Menschen gefühlt hatte, so wollte sie doch nichts von einem fremden Rüden wissen, zumindest nicht in ihrem momentanen Zustand.
Mary Ann schimpfte den armen Hund aus. »Ihr Männer wisst einfach nicht, wann ihr mal Abstand halten solltet!«
Als unser Gast zu Todds und Mary Anns Zufriedenheit untergebracht war, gingen wir zum Essen zurück ins Haus. Wir aßen schnell, denn unsere Gedanken waren eher bei Ruthie als bei einem Nachschlag Kartoffelpüree. Nach dem Essen führte Schwester Mary Ann die Runde zu einer weiteren Visite zurück zum Kreißsaal. Sie hieß uns Männer draußen in der kalten Nachtluft warten, während sie mit Jonathans Frau Karen in den Schuppen ging. Als sie wieder herauskamen, fragte Jonathans jüngster Sohn Jeremy ungeduldig: »Großmutter, dürfen wir
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