Ein Hut voller Sterne
Adern unter der Haut sehen.
»Ich werde niemandem zur Last fallen«, hatte er gesagt, und es schien ihm sehr wichtig gewesen zu sein. »Ich habe gespart für den Tag, an dem ich gehen muss. Mein Sohn Toby braucht sich um nichts zu sorgen. Ich kann selbst bezahlen! Ich möchte ein richtiges Begräbnis, mit allem Drum und Dran. Mit den schwarzen Pferden und den Federbüschen und bezahlten Teilnehmern und anschließend Kaffee und Kuchen für alle. Ich habe es aufgeschrieben, klar und deutlich. Bitte sieh im Kasten nach. Ständig treibt sich diese Hexe hier herum!«
Tiffany hatte einen verzweifelten Blick auf Frau Grad gerichtet, die daraufhin genickt und auf einen alten Holzkasten unter Herrn Weballs Sessel gedeutet hatte.
Er enthielt Münzen, wie sich herausstellte, die meisten von ihnen aus Kupfer. Aber es gab auch recht viele silberne. Es sah nach einem Vermögen aus, und für einen Augenblick hatte sich Tiffany gewünscht, so viel Geld zu besitzen.
»Es liegen viele Münzen in dem Kasten, Herr Weball«, hatte sie gesagt.
Daraufhin hatte sich Herr Weball entspannt. »Ah, das ist gut. Dann werde ich für niemanden eine Last sein.«
An diesem Tag schlief Herr Weball, als sie seine Hütte erreichten. Er schnarchte mit offenem Mund und zeigte dabei seine gelbbraunen Zähne. Doch er erwachte sofort, starrte sie an und sagte: »Mein Sohn Toby kommt am Samstag zu Besuch.«
»Das ist schön, Herr Weball«, sagte Frau Grad und klopfte seine Kissen auf. »Wir richten hier alles schön her.«
»Er ist gut zurechtgekommen«, sagte Herr Weball stolz. »Er arbeitet drinnen und braucht nichts Schweres zu heben. Er meinte, er würde dafür sorgen, dass es mir im Alter an nichts fehlt, ich habe ihm gesagt, dass ich selbst dafür aufkomme — für alles, das Salz und die Erde und auch einen Groschen für den Fährmann!«
Diesmal rasierte Frau Grad den Alten. Das konnte er nicht selbst machen, denn seine Hände zitterten zu sehr. (Am vergangenen Tag hatte sie ihm die Zehennägel geschnitten, weil er sie nicht erreichen konnte. Es war kein sicherer Sport für den Zuschauer, besonders als ein Splitter eine Fensterscheibe zertrümmerte.)
»Es befindet sich alles in dem Kasten unter meinem Sessel«, sagte er, als Tiffany nervös die letzten Schaumreste fortwischte. »Bitte sieh für mich nach, Mary.«
O ja. Das war die Zeremonie, Tag für Tag.
Dort stand der Kasten, und darin lagen die Münzen. Er fragte jedes Mal. Und es war immer genauso viel Geld.
»Einen Groschen für den Fährmann?«, fragte Tiffany, als sie heimgingen.
»Herr Weball erinnert sich an all die alten Bestattungstraditionen«, erklärte Frau Grad. »Manche Leute glauben, dass man den Fluss des Todes überqueren und den Fährmann bezahlen muss, wenn man stirbt. Heutzutage scheint sich kaum noch jemand Gedanken darüber zu machen. Vielleicht gibt es inzwischen eine Brücke.«
»Er spricht immer über seine. Beerdigung.«
»Sie ist ihm wichtig. Manchmal sind alte Leute so. Sie verabscheuen die Vorstellung, dass andere Leute von ihnen denken, sie wären zu arm, um für die eigene Bestattung aufzukommen. Herr Weball würde vor Scham sterben, wenn er seine Beerdigung nicht bezahlen könnte.«
»Wie traurig, dass er so allein ist«, sagte Tiffany. »Vielleicht sollte man etwas für ihn tun.«
»Ja, und wir tun es«, erwiderte Frau Grad. »Und Frau Tussy kümmert sich ebenfalls um ihn.«
»Ja, aber es sollten nicht wir sein.«
»Wer sollte es sonst sein?«, fragte Frau Grad.
»Wie wäre es zum Beispiel mit seinem Sohn, den er so oft erwähnt?«, entgegnete Tiffany.
»Toby? Er ist seit fünfzehn Jahren tot. Und Mary, die Tochter des Alten, ist sehr jung gestorben. Herr Weball ist sehr kurzsichtig, aber in der Vergangenheit sieht er besser.«
Es fiel Tiffany keine bessere Antwort ein als: »So sollte es nicht sein.«
»Die Dinge sollten nicht auf irgendeine Weise sein. Es gibt nur das, was passiert und was wir tun.«
»Könntest du ihm nicht mit Magie helfen?«
»Ich bewirke, dass er keine Schmerzen hat, ja«, sagte Frau Grad.
»Aber das sind doch nur Kräuter.«
»Es ist trotzdem Magie. Es ist magisch, über Dinge Bescheid zu wissen, die andere Leute nicht kennen.«
»Ja, aber du weißt, was ich meine«, sagte Tiffany, die den Eindruck gewann, dass sie bei diesem Gespräch verlor.
»Oh, du meinst, ich soll ihn wieder jung werden lassen?«, fragte Frau Grad. »Oder sein Haus mit Gold füllen? So was machen Hexen nicht.«
»Wir schneiden einsamen alten
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