Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
bösartigen, verrückten Diktator am Computer verwandelt.
Sowohl Papa als auch Cindy waren damals davon überzeugt, dass ich an einer drogenbedingten manisch-depressiven Erkrankung litt, und sicher hatten sie recht. Ich machte wilde, manische Phasen durch, in denen ich tagelang aufblieb, abgefahrene Sachen filmte und E-Mails verschickte, in denen ich großspurig verkündete, inwiefern mein jüngster Stunt, mein letzter Rap-Song oder meine neueste Idee die Welt retten würden. Dem folgten oft düstere, verwirrte Bemerkungen über meine Mama oder wütende Beschuldigungen gegen meine Familie und Freunde wegen verschiedenster eingebildeter Beleidigungen.
Ich hatte Jen, Ryan und J. P. bei meiner Ballbag Inc. angestellt und zusammen mit Regg (der für mich eher inoffiziell arbeitete) waren sie oft damit beschäftigt, mich dahin zu bringen, wo ich sein sollte, und mich so gut wie möglich aus jeglichem Ärger herauszuhalten – ein sehr undankbarer Job. 2
Gegen Ende des Jahres 2007 barg jeder öffentliche Auftritt die Gefahr eines Desasters. Man brauchte eigentlich nur darauf zu warten, bis es losging. Aus Gene Simmons Show bei A & E 11 wurde ich rausgeschmissen, weil ich auf den Boden gepinkelt hatte. Regg und ich wurden aufgrund von Klagen über ungebührliches Benehmen festgenommen, nachdem Regg uns den Weg zur Präsentation von Paris Hiltons Modelinie in irgendeinem schicken Laden in Beverly Hill gebahnt hatte. Einmal stand ich am helllichten Tage vor dem Ivy, einem berühmten Promi-Treff, drohte damit, George W. Bush zu töten, rauchte Gras und gab es dann an die Paparazzi weiter.
Jen Moore (persönliche Assistentin): Es wurde alles sehr schwierig, denn einerseits war da Steve, der ja der Boss unserer Firma war und mir sagte, was ich tun sollte. Dann regte sich aber oft sein Vater darüber auf, dass ich bestimmte Entscheidungen traf, die ich aber entsprechend Steves Vorgaben getroffen hatte. So war ich in einer sehr, sehr prekären Situation, weil ich gewisse Entscheidungen verkünden musste, die aber von Steve getroffen worden waren. Es war so bescheuert – eine Zeitlang hatte ich immer das Gefühl, durch meine Wohnung würde ein Tornado fegen.
Big Regg: Es war schwierig, vor allem wenn wir unterwegs waren. Ich hatte immer Angst, eines Morgens in sein Zimmer zu kommen und ihn tot vorzufinden. Es war furchtbar. Da ich ja Erfahrungen als Drogenhändler hatte, wusste ich, wie Leute in einer solchen Situation reagierten, wenn sie das Gefühl hatten, verurteilt zu werden, oder ihnen jemand eine Predigt halten wollte. Also versuchte ich erst gar nicht, Steve auf diese Art zu kommen. Ich habe ihm dann eher gesagt: » Du wirst mir Ärger machen. « Denn ich wusste, dass Steve mich abgöttisch liebte. Ich warnte ihn: » Steve, wenn du in meiner Gegenwart abkratzt, dann krieg ich wegen dir Ärger. « Ich wollte Schuldgefühle in ihm zu wecken, als würde er etwas tun, das mir schaden konnte. So versuchte ich ihn etwas ruhiger zu kriegen.
Simonetti: Einige Male wurde es so schlimm, dass ich ihm nur zureden konnte, etwas ruhiger, vernünftiger zu werden. Vielleicht gibt es Leute, die glauben, ich hätte mich nicht um ihn gekümmert – aber es gab viele Nächte, in denen er an meiner Schulter geweint hat. An eine Gelegenheit kann ich mich besonders gut erinnern. Da hat er lauthals geheult und ich habe ihn umarmt und beruhigt: » Ist ja gut, wir schaffen das. Du packst das. « Aber man kann einem Freund zwar Ratschläge geben, ihm aber nicht vorschreiben, was er tun soll.
Da ich Spritzen nicht besonders mochte, habe ich mir nie irgendwas injiziert, doch ein Drogenhändler, der um die Ecke meiner Wohnung lebte, spritzte sich dauernd was, und überall in seiner Bude waren Blutflecken. Wenn er auf meine Anrufe mal nicht reagierte, bin ich einfach zu ihm hingegangen. Einmal kam ich bei ihm rein, da lag er weggetreten da und an seinem Hals hing eine Nadel. Ein andermal traf ich ihn an, als er sich gerade einen herunterholte, und zwischen seinen Zehen ragte eine Nadel hervor. Bei einem dritten Mal entdeckte ich ihn schlafend neben einem Tisch, der voller Kokainrückstände war und mit getrockneten Blutflecken übersät war. Ich versuchte, ihn zu wecken, doch er schlief so fest, dass er nicht wach zu kriegen war. Nun hatte ich ein Problem: Woher sollte ich jetzt mein Koks bekommen? Ich blickte auf den Tisch und zögerte keine Sekunde, die blutdurchtränkten Kokainreste zu Linien zusammenzukratzen und sie mir reinzuziehen.
Weitere Kostenlose Bücher