Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Unglaublich – da hatte ich einen solchen Schiss vor Nadeln, aber keinerlei Scheu davor, mir das getrocknete Blut eines Drogensüchtigen in die Nase zu ziehen. Später, als ich in der Entzugsklinik auf Aids und Hepatitis B untersucht wurde, machte ich mir deswegen ganz schön Gedanken. Glücklicherweise können diese Viren, wenn sie der Luft ausgesetzt sind, nur wenige Minuten überleben. Das ist vermutlich der einzige Grund, warum ich auf keine dieser beschissenen Krankheiten positiv getestet wurde.
Es ist schon ziemlich komisch, dass ich in dieser absolut durchgeknallten Phase beschloss, Vegetarier zu werden. Während meiner stundenlangen Internetrecherchen über die Welt der Geister war ich auf einen YouTube-Clip eines Hare-Krishna-Typen aus Indien gestoßen, der erklärte, wie schwer es für westliche Menschen war, »gerettet« zu werden, weil es ihnen an Respekt für das Leben und den Planeten mangelte. An einer Stelle fragte er direkt: »Wie könnt ihr denn erwarten, gerettet zu werden, wenn ihr Fleisch esst?« Das erinnerte mich an das, was ich von jener Engelsstimme zu hören bekommen hatte, nämlich nur ich allein müsse mich für meine Taten verantworten. Da ich Angst bekam, für das Leiden jedes Tieres, das ich gegessen hatte oder dessen Haut ich als Leder trug, büßen zu müssen, hörte ich sofort auf, Fleisch zu essen und Leder zu tragen. Dass meine Wohnung mit Pillenflaschen und Tellern voller Koks und Ketamin übersät war – egal. Dass in meinem Kühlschrank außer Wodka und Bier nichts zu finden war – egal. Dass ich jeden, der in meine Nähe kam, wie ein tobsüchtiger Idiot behandelte – egal. Ich würde Erlösung finden, weil ich aufgehört hatte, Burger zu essen. Den Umstand, dass ich weiterhin Fisch aß, rechtfertigte ich damit, dass Jesus das Volk mit Fisch ernährt hatte.
Ich wurde aber nicht nur Vegetarier, sondern ich wurde einer der übelsten Sorte. Ich war ein selbstgerechter Blödmann, der sich für besser hielt als alle anderen und den Rest der Welt verurteilte. Zu jener Zeit hatte ich einen Schuhhersteller als Sponsor, aber da dieses Unternehmen Lederschuhe produzierte, empfand ich es als meine Pflicht, es öffentlich anzugreifen, weil es Kühe tötete. Ich trug mein Vegetariertum wie ein Ehrenwappen vor mir her und schwang es wie einen Hammer, mit dem ich andere niederknüppelte, weil sie nicht nach meinen hochtrabenden moralischen Grundsätzen lebten. Es war schon unglaublich: Selbst wenn ich etwas tat, das an sich betrachtet gut war, fand ich stets eine Möglichkeit, mich dabei wie der letzte Trottel aufzuführen.
Während sich Kat von mir zurückzog, als ich am unerträglichsten war, hatte Brittany mich nie anders erlebt. Sie ertrug mich an meinem absoluten Tiefpunkt und sagte wenn überhaupt selten etwas dazu. Dabei war sie ganz und gar nicht meine Drogen-Kumpanin – sie war einfach ein süßes 21 Jahre altes Mädchen. Ob sie mit mir herumreiste oder mich in Kalifornien besuchen kam, stets lebte sie einen normalen Tagesablauf, während ich drei oder vier Tage von Koks oder sonst was aufgedreht war und dann für 14 bis 20 Stunden am Stück weggetreten war.
Ich habe keine Ahnung, was Brittany von einer solchen Beziehung hatte, viel kann es nicht gewesen sein. Sie hatte mich aufrichtig gern, doch wahrscheinlich fühlte sie sich auch ein wenig von den Verlockungen des Showbusiness und des Ruhms angezogen.
Brittany (Exfreundin): Ich liebte ihn wirklich, aber ich fühlte mich eher wie ein Babysitter. Ich hatte Angst, ihn allein zu lassen. Natürlich bin auch ich kein Unschuldslamm und ich habe kräftig mitgefeiert, aber ich habe nicht einmal im Traum daran gedacht, manche der Dinge zu tun, die er machte. Ich gehe gern aus und feiere, doch um drei Uhr nachts will ich dann einfach ins Bett. Ich will nicht bis drei Uhr nachmittags des nächsten Tages durchmachen. Also habe ich immer zu ihm gesagt: » Komm ins Bett « , aber er wollte nicht. Er blieb einfach noch stundenlang vor seinem Computer sitzen. Dann ging ich eben ins Bett, und wenn ich morgens um zehn Uhr aufwachte, hockte er immer noch vor seinem Computer. Das ging mir echt auf die Nerven – er blieb drei Tage lang ununterbrochen wach, und wachte ich dann am vierten Tag auf, wollte er ins Bett gehen. Dann schlief er den ganzen Tag und ich saß nur in seiner Wohnung herum und fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Ich war eben einfach da.
Im Februar 2008 fuhr ich mit Brittany nach Georgia, um ihre Großmutter zu
Weitere Kostenlose Bücher