Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
war einigermaßen in Ordnung, aber Canyon hatte so schlimme Schnittwunden, dass er operiert werden musste. Allerdings konnte er nicht sofort unter das Messer, weil er zu betrunken war. Daher schlossen sie uns beide an einen Tropf an, um uns zu rehydrieren, aber ich führte mich völlig verrückt auf: Ich riss mir den Infusionsschlauch heraus, sprang über Betten, versuchte Krankenschwestern zu schlagen und schrie, dass ich meinen Freund unbedingt aus dem Krankenhaus rausbringen musste. Diese Einzelheiten erfuhr ich erst Tage später, als ich in meinem Viertel auf einen Polizisten traf, der mich fragte, ob es mir wieder besser ginge, und mir erzählte, was geschehen war. Ich selbst kann mich an nichts erinnern.
Am nächsten Morgen wurde ich in eine grüne Minna gesetzt und ein Polizeibeamter drohte mir, mich zu verhaften, falls ich auf die Idee kommen sollte, ins Krankenhaus zurückzukehren. Als ich mich beruhigt hatte, fuhr die Polizei mich nach Hause. Nachdem die Beamten bei uns geklingelt hatten, bot sich meiner Mutter beim Öffnen der Tür ein schockierendes Bild: Da stand ich, noch immer betrunken, mit Canyons Blut bespritzt und an beiden Seiten von einem Polizisten gestützt, von denen einer höflich fragte: »Gnädige Frau, ist das Ihr Sohn?«
Einige Stunden später ging ich zu Canyons Haus, um ein paar Kleidungsstücke zu holen, die ich ihm ins Krankenhaus bringen konnte. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viel Blut gesehen. Es sah dort aus, als hätten ihm die skrupellosen Mörder der Manson Family einen Besuch abgestattet. Ich bin sicher, dass Canyon verblutet wäre, während er und ich besoffen und bewusstlos dalagen, hätte jener Nachbar nicht die Polizei alarmiert.
Mit Sicherheit erkannten meine Eltern, dass ich vollkommen außer Kontrolle geriet, aber sie hatten nicht die Stärke und Position, irgendetwas dagegen zu unternehmen. Mama war selbst häufig betrunken und wusste vermutlich, dass jeder Versuch, mir mit Vorhaltungen zu kommen, unglaubwürdig wäre. Entsprechend selten probierte sie es auch. Als ich auf der Highschool war, verbrachten wir beide viel Zeit miteinander, und wenn ich uns auch nicht als Komplizen beim Drogenmissbrauch bezeichnen würde, so gab es zwischen uns doch einen unausgesprochenen Pakt. Wir waren beide Alkoholiker und halfen uns gegenseitig.
Während meiner Hochschuljahre war Papa immer seltener und seltener zu Hause. Das hatte natürlich viel mit seiner Arbeit zu tun, doch ich glaube ein wenig auch damit, dass die Ehe meiner Eltern allmählich in die Brüche ging.
Zu Beginn des zwölften Schuljahrs flogen Papa und ich in die USA, um uns Colleges anzuschauen. Wir waren etwa eine Woche weg, und als wir nach Hause kamen, war Mama in einem so desolaten Zustand, dass es mir peinlich ist, Einzelheiten zu nennen. Wie auch immer – das brachte für Papa das Fass zum Überlaufen. Er erzählte mir, dass er sich hin und wieder mit einer Frau namens Sophie traf und gemeinsam mit ihr eine Wohnung beziehen wolle. Nicht lange danach waren er und Mama offiziell geschieden, und wenig später waren er und Sophie verheiratet.
Papa hätte mit der ganzen Situation wahrscheinlich auch besser umgehen können, doch ich konnte ihm sein Verhalten nicht vorwerfen. Vermutlich hatte er mit Sophie schon längst ein Verhältnis, bevor er und Mama sich endgültig auseinandergelebt hatten, aber Mamas Alkoholismus hatte sie schon lange außer Gefecht gesetzt. Ich habe nie geglaubt, dass ihre Ehe an Untreue gescheitert wäre. Die traurige Wahrheit ist, dass es durch die Trinkerei meiner Mutter unmöglich geworden war, dass die beiden zusammenblieben.
Da Papa, bevor er dann tatsächlich auszog, immer länger von zu Hause wegblieb, wollte er wohl die Zeit, die er überhaupt mit mir verbringen konnte, nicht für Erziehungsmaßnahmen verschwenden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er, als es zu Alkohol- und Drogenmissbrauch kam, daran glaubte, mich mit einem »Sag einfach Nein« davon abhalten zu können. Kaum war ich 16, erlaubte er, dass ich zu Hause Bier trank. Wahrscheinlich war er der Ansicht, dass es, wenn ich schon trank, besser sei, dies zu Hause und offen zu tun als heimlich und so nur noch mehr in Schwierigkeiten zu geraten. Diese Strategie verhinderte allerdings nicht, dass ich Probleme bekam.
Selbst Marihuana schien Papa nicht allzu sehr zu beunruhigen. 1991, als ich in der elften Klasse war, entdeckte er in meinem Zimmer eine Zigarettenschachtel, in der zehn perfekt gerollte Joints
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