Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
alten Veteranen zugeteilt, der im Zweiten Weltkrieg als Major in der Armee gedient hatte. Wir nannten ihn »Maje«. Er war übergewichtig und konnte kaum laufen. Deshalb besuchten wir ihn einmal in der Woche, leisteten ihm Gesellschaft und packten ihn in seinen Rollstuhl, um ihn zur Post, auf den Markt oder wohin auch immer er musste zu bringen. Obwohl ich mich darauf eigentlich nur eingelassen hatte, um bei meiner College-Bewerbung etwas vorweisen zu können – und um Papa aus dem Nacken zu kriegen –, war es ein großartiges Gefühl, Maje zu helfen. Er verließ sich voll auf uns, und wir mochten ihn wirklich. Wir ließen ihn sogar in unserem zweiten Skater-Video I Hate Pebbles auftreten.
Im Sommer nach der zehnten Klasse zog Ryan dann fort, was bedeutete, dass ich nun allein die Verantwortung für Maje trug. Zu Beginn des elften Schuljahrs schaute ich noch immer einmal die Woche bei ihm vorbei, machte mit ihm gemeinsam Besorgungen und brachte ihn zu Arztterminen. Er sollte sich in Kürze einer Kataraktoperation unterziehen, die ihm das britische Gesundheitssystem auch bezahlt hätte – und er brauchte mich, um ihn hinzubringen. Seine Bedürfnisse kamen allerdings zunehmend dem in die Quere, was für mich bald schon am allerwichtigsten war – mich vollzudröhnen.
Ein paar Monate nachdem das Schuljahr begonnen hatte, ging ich einfach nicht mehr zu Maje. Ich weiß noch, dass ich eines Tages nach Hause kam und beim Abhören meines Anrufbeantworters in meinem Schlafzimmer eine Nachricht von Maje vorfand. Er hatte darauf gewartet, dass ich zu ihm kam. Er klang kraftlos und verzweifelt: »Steve, wo bist du? Ich brauche dich. Kommst du? Bitte …« Ich löschte die Nachricht. Auch die nächste Nachricht war von Maje und hatte ungefähr den gleichen Wortlaut. Löschtaste. Es müssen wohl ein Dutzend Nachrichten von Maje auf dem Gerät gewesen sein; in allen bettelte und flehte er mich an, zu kommen und ihm zu helfen. Jede einzelne dieser Nachrichten löschte ich. Bis heute habe ich keine Ahnung, wie es Maje dann weiterhin erging. Ich weiß nicht einmal, ob er je diese Kataraktoperation hinter sich bringen konnte. Auf diese Weise endete unsere Beziehung. Wenn ich heute darüber nachdenke, fühle ich mich entsetzlich elend: Ich habe Maje einfach gelöscht.
Und was geschah mit Doyle, dem kleinen Hamster, den ich meiner Mama abgetrotzt hatte? Er verdurstete. Ich verschwendete so viel Energie darauf, ein hoffnungsloser Fall zu werden, dass ich schlicht vergaß, seinen Wasserbehälter aufzufüllen. Eines Tages schaute ich in seinem Käfig nach, und da lag er zusammengerollt und steif in der Ecke. Es ist schon verblüffend, wenn man bedenkt, dass es nur ein paar Monate Saufen und Drogenkonsum brauchte, um mich in einen selbstsüchtigen, egozentrischen Scheißkerl zu verwandeln, der dazu fähig war, einen verzweifelten alten Mann im Stich zu lassen und einen Hamster zu töten.
Nachdem ich das Skateboarden aufgegeben hatte, wurde das Fahrrad zu meinem Hauptfortbewegungsmittel in London. Damit düste ich überallhin. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich nie hinter dem Steuer eines Autos saß, während ich sturzbetrunken war. Es reichte schon, dass ich mich bedenkenlos auf mein Fahrrad schwang, wenn ich zu viel getrunken hatte.
Ich weiß noch, dass ich mich eines Abends auf der Motorhaube eines parkenden Autos wiederfand, ohne recht zu wissen, wie ich da hingekommen war. Meine beiden Schneidezähne waren abgebrochen und mein Fahrrad lag wie ein Haufen Schrott in der Nähe. Offenbar war ich volle Pulle in einen geparkten Wagen gebrettert. Wie ich an jenem Abend nach Hause gekommen bin, weiß ich nicht mehr – ich muss mein Rad wohl geschoben haben, denn es war absolut nicht mehr fahrtauglich. Am nächsten Morgen gelang es meiner Mutter, einen Notfalltermin bei einem Zahnarzt zu bekommen, der meine Zähne reparierte.
Ich habe ziemlich oft bis zum Umfallen gesoffen. Bei einer anderen Gelegenheit besuchte ich meinen Kumpel Canyon DeVille, als seine Tante, bei der er lebte, einmal weg war. Wir beide schütteten aus Sherrygläsern Jack Daniel ’ s in uns rein und waren schon bald ziemlich weggetreten. Anscheinend krachte Canyon irgendwann durch eine geschlossene Glastür. Auf jeden Fall hörte ein Nachbar das Klirren und rief die Polizei, weil er dachte, dass wir Einbrecher seien. Als die Polizei eintraf, lagen Canyon und ich bewusstlos in einem Meer aus Blut. Ein Krankenwagen brachte uns sofort in ein Krankenhaus. Ich
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