Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
bedeutete der Umstand, dass ich noch zählen konnte, dass ich völlig in Ordnung und noch in der Lage war, Maschinen zu lenken.
Ich düste also los, hielt kurz an einem Fast-Food-Restaurant und fuhr dann in Schlangenlinien die Straße weiter, bis ich irgendwann endlich bemerkte, dass ein Polizeiwagen sich hinter mir befand und mit Blaulicht und heulender Sirene praktisch an meiner hinteren Stoßstange hing. Die Bullen versuchten so, meine Aufmerksamkeit zu erregen und mich an den Straßenrand zu geleiten. Ich hielt an, und noch bevor der Polizist überhaupt nach Führerschein und Ausweis fragen konnte, beugte ich mich aus dem Fenster und erklärte laut: »Okay, Sie haben mich erwischt. Ich bin offen und ehrlich. Ich werde mich total kooperativ verhalten.«
Als die Beamten mich anwiesen, eine gerade Linie zu laufen, scheiterte ich natürlich daran und lehnte es dann ab, noch auf der Straße einen Alkoholtest zu machen.
»Ist nicht nötig«, rief ich, »ich bin total dicht.«
Nachdem sie mich auf die Wache gebracht hatten, packten sie mich zunächst in eine Zelle zu all den anderen Typen, die an jenem Abend aufgelesen worden waren. Dann zog mich eine schlecht gelaunte Polizistin wieder heraus und erklärte mir, dass ich verlegt werden müsse. Ihrer Ansicht nach war der Gips an meinem Handgelenk eine potenzielle Waffe und würde mir, wenn ich in eine Schlägerei geriete, einen unfairen Vorteil verschaffen. Meiner Ansicht nach war ein gebrochenes Handgelenk bei einer Schlägerei zwar ein ausgesprochener Nachteil, doch das wollte sie sich von einem Burschen, der 2,3 Promille ins Röhrchen gepustet hatte, nicht sagen lassen.
Ich wurde daraufhin in einen anderen Trakt des Miami-Dade-County-Gefängnisses verlegt und in einer großen Zelle untergebracht, in der sich Typen aufhielten, die nicht auf ihren Prozess warteten, sondern schon längst verurteilt worden waren und ihre Haftstrafen absaßen. Warum mir mein Gips bei einer Schlägerei mit irgendeinem von diesen Typen keinen unfairen Vorteil verschaffen würde, wurde mir allerdings nicht erklärt. Die Zelle war ein langes, schmales Rechteck, an dessen beiden Seiten Doppelstockbetten standen, die bis zu einem Bad- und Toilettenbereich am hinteren Ende aufgereiht waren. Anders als die Typen in der Arrestzelle, in der vor allem Leute untergebracht waren, die für irgendeinen Mist zur Verantwortung gezogen wurden, den sie im Suff anzustellen versucht hatten, machten die Kerle in dieser Zelle sehr viel mehr den Eindruck, als wären sie im Knast zu Hause. Der Wachmann wies mich ein und erklärte mir, dass ich zunächst eine Dusche nehmen solle. Ich kann ganz klar sagen, dass mich nackt auszuziehen und zu duschen so ziemlich das Letzte war, was ich nach meinem Eintritt in diese Zelle, mitten unter diese hartgesottenen Kriminellen, tun wollte. Dennoch tat ich es und durfte anschließend einen Anruf tätigen.
Ich rief also meine Mutter an, die damals gerade eine längere nüchterne Phase durchmachte, und weiß noch genau, dass sie zunächst quietschfidel klang.
»Hallo Steve! Na, wie geht ’ s?«
»Nicht so gut, Mama. Ich bin im Gefängnis.«
Nach dieser Aussage veränderte sich ihre Stimmung komplett. Sie hatte wohl die Schnauze voll von mir, und das kann ich ihr nicht mal verdenken. Denn nachdem Mama und Papa geschieden worden waren, hatten sie sich abwechselnd als jeweils erster Ansprechpartner mit dem Mist befasst, den ich ausgefressen hatte, und beim letzten Mal war sie an der Reihe gewesen. Ich war aber mehr als nur eine außer Kontrolle geratene Nervensäge – ich war auch eine beträchtliche finanzielle Belastung. Im Verlauf der letzten zwölf Monate hatte ich intensive medizinische Versorgung für mein beschissenes Bein und mein zerfetztes Gesicht benötigt. Zweimal war ich auch schon festgenommen worden. Und Quell all dieser Übel war schlicht mein Bedürfnis, ständig besoffen zu sein. Zu jener Zeit war Mama gerade wirklich bemüht darum, trocken zu bleiben, und als sie nun hörte, dass ich im Gefängnis saß, platzte ihr der Kragen. Jetzt war liebevolle Strenge angesagt. Sie meinte zu mir: »Dann wünsche ich dir viel Spaß, denn da werde ich dich nur dann gegen Kaution rausholen, wenn du schnurstracks in eine Entzugsklinik gehst.« Ich blickte mich kurz um und antwortete ihr dann, dass ein Entzug eine ziemlich vernünftige Idee war.
Ein oder zwei Tage verbrachte ich, meist schlafend, im Knast, verpasste natürlich den Zahnarzttermin, und dann holte Mama mich
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