Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
ein.
Mamas Abstinenz und mein Alkoholismus waren keine besonders erfolgreiche Kombination. Meine ganze Rumgammelei als ewig angetrunkener Arbeitsloser ging ihr ziemlich bald schon auf die Nerven. Als ich eines Morgens den Termin für ein Vorstellungsgespräch verschlief, schmiss sie mich raus.
Ich ließ mich daraufhin zurück zum Campus der Uni von Miami treiben und lebte eine Zeitlang wie früher, indem ich mich volllaufen ließ und irgendwo übernachtete. Mein häufigster Schlafplatz während dieser Phase war der Boden einer Wohnung, die sich die drei besten College-Kunstturmspringer der Nation teilten: Bryan Gillooly, Chris Mantilla und Tyce Routson.
Bryan hatte ich auf einer Party kennengelernt. Er hatte den Rekord geschafft, zehnmal hintereinander den Titel als bester Jugend-Kunstturmspringer des Landes zu gewinnen, und kam 1992 mit erst 16 Jahren in die Endausscheidung für die Olympia-Qualifikation. 1994 wurde er dann US-Meister bei den Erwachsenen und als Kunstturmspringer-Champion landesweit bekannt. Natürlich nötigte ich auch ihn dazu, sich mein Stunt-Video anzuschauen. Als er sah, wie ich von Wohnhausdächern in flache Pools sprang, meinte er nur, dass ich völlig durchgeknallt sei. Chris und Tyce ging es genauso. Diese Jungs konnten es in Sachen Sprünge ins Wasser mit jedem auf der Welt aufnehmen. Dass sie mir sagten, ich sei verrückt, gab mir das Gefühl, Fortschritte zu machen.
Monatelang gehörte ich praktisch zum Inventar ihres Wohnzimmers und nahm begierig jeden Rat und jedes Training an, das sie mir beiläufig zuteilwerden ließen. Mehr als zwei Jahre hatte ich mich bemüht, einen Rückwärtssalto aus dem Stand auf flachem Boden hinzubekommen – Bryan brachte mir bei, meine Arme in den Salto hineinzuschwingen, damit die Drehung beschleunigt wurde, und sah mir dabei zu, bis ich es ganz allein schaffte. Er zeigte mir auch, wie ich Treppen auf Händen rauf und runter gehen und im Handstand ganz ruhig stehen bleiben konnte, indem ich mein Gewicht zwischen den Fingern und den Ballen meiner Hände hin- und herverlagerte. Ich bin überzeugt davon, dass ich sie ganz schön nervte, doch irgendwie waren sie auch fasziniert von meiner Entschlossenheit. Und ich meinerseits war beeindruckt davon, dass es – zumindest bei Bryan und Chris – möglich war, Weltklasse-Athlet zu sein und sich gleichzeitig den Arsch abzufeiern.
Etwa um die Zeit von Thanksgiving war ich 1995 auf einer Bierparty, die ein paar meiner Skateboard-Kumpels schmissen. In ihrem Hof hatten sie eine Halfpipe, und nicht weit davon entfernt hockte ein Typ und verteilte kostenlose T-Shirts. Als ich ihn ansprach, erzählte er mir, dass er für eine brandneue Skater- und Surferausrüstungsfirma namens Bizo arbeitete.
Das war die Gelegenheit, mein Stunt-Video vorzubringen. Der Typ war tatsächlich beeindruckt und meinte, dass ich doch mit dem Besitzer der Firma reden solle, ob sie mich sponsern würden. Er war sich sicher, dass sie mich unterstützen würden.
Das waren großartige Neuigkeiten. Nachdem ich die letzten Jahre damit zugebracht hatte, immer entschlossener zu werden, mein Leben mit irrwitzigen Stunts zu verbringen, war dies der allererste kleine Hinweis darauf, dass mich vielleicht, nur vielleicht, tatsächlich jemand dafür bezahlen könnte, dass ich mich wie ein Wahnsinniger aufführte. Ich verließ die Party an jenem Abend nicht mehr nur als Alkoholanhänger mit Videokamera: Ich war drauf und dran, gesponsert zu werden.
Am nächsten Tag rief ich gleich Papa an und erzählte ihm die Neuigkeit.
»Was heißt das?«, fragte er. »Was hast du denn davon?«
Genauso gut hätte er Suaheli reden können.
»Papa, ich werde gesponsert!«
»Ja, ich verstehe dich schon«, meinte er. »Aber wie viel will Bizo dir denn bezahlen?«
Natürlich hatte ich davon keine Vorstellung. Mein Ziel war erst einmal nur, gesponsert zu werden. Was das de facto bedeutete, daran hatte ich noch kaum einen Gedanken verschwendet. Also schlugen Papa und Sophie mir vor, eine Kostenschätzung über meine jährlichen Ausgaben zu erstellen, die ich Bizo vorlegen könnte. Als wir alles beisammen hatten, was ich eventuell benötigte, waren 30 000 Dollar zusammengekommen. Für mich klang das nach einem unglaublichen Vermögen.
Ein paar Tage danach traf ich mich mit dem Inhaber der Firma, einem kleinen Typen in den Vierzigern, der langsam eine Glatze bekam und Mitchell Jamel hieß. Mitchell hatte mit dem Verkauf von Profisportartikeln eine Menge Kohle gemacht
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