Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
und rauchte Marihuana, ich stand auch ziemlich auf Acid und hatte schon Kokain probiert, Salpeteroxid und alle möglichen Aufputsch- und Beruhigungsmittel, doch verglichen mit den meisten dieser Leute spielte ich in der zweiten Liga.
Nach einem Monat in der Klinik wurde ich dann in einen Wohnkomplex für Trockene in Boca verlegt, in dem noch 18 andere genesende Alkoholiker untergebracht waren. In meinem Kopf hatte ich das Nüchternsein allerdings längst aufgegeben. Schon während meines Aufenthalts in diesem Wohnbereich für Trockene rauchte ich wieder Gras. Als ich einen Job als Kellner im »Ruby Tuesday« bekam, beschloss ich bald darauf, jenen Wohnkomplex zu verlassen und mir ein Zimmer bei einem Typen namens Joe zu mieten, mit dem ich im Restaurant zusammenarbeitete. Nach ungefähr 45 Tagen in dieser Wohnanlage packte ich also meine Sachen zusammen und kletterte über den Zaun des Geländes. Wahrscheinlich hätte ich genauso gut durch das Vordertor herausspazieren können, aber ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen oder mich irgendjemandem gegenüber rechtfertigen müssen. Und auch die Symbolik war mir wichtig: Ich überwand einen Wall, um der Abstinenz zu entkommen.
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Jetzt bin ich ein Profi
Während ich in der Wohnanlage für Trockene lebte, hatte ich mir ein bisschen Geld zusammengespart, das aber schnell weg war, als ich wieder mit dem Trinken anfing. Im »Ruby Tuesday« wurde ich bald gefeuert, weil ich zu verkatert war, um zur Arbeit zu gehen. Dann bekam ich einen Job im »T.G.I. Friday ’ s«, wurde aber, noch bevor meine Probezeit vorbei war, entlassen, weil ich total fertig, übermüdet und zugekokst zum Dienst erschienen war. Solche Jobs zu verlieren war nicht schön und ohne Geld leben zu müssen sicher auch nicht einfach. Aber das Einzige, was mir persönlich wirklich wichtig war, war, noch verrücktere, noch bessere Stunts zu machen, und dazu brauchte ich nicht angestellt zu sein.
Ich war damals ständig auf der Suche nach neuen Brücken oder Gebäuden, von denen ich herunterspringen konnte. Einen bestimmten Ort hatte ich schon lange im Auge – Mamas Haus. Um von ihrem Dach aus in den Pool zu springen, musste man eine Terrasse aus Beton überwinden, und dazu war ein ziemlicher Satz nötig. Von unten aus sah das gut machbar aus, doch das Ganze wirkte völlig anders, wenn man erst einmal am Rand des Dachs stand und in die Tiefe blickte. Schon mehrfach war ich da hochgeklettert, hatte dann aber jedes Mal den Schwanz wieder eingezogen und war heruntergegangen. Wenn ich auf der Terrasse stand, dann schien es mir so, dass ich dieses Hindernis aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem richtig weiten Sprung gut überwinden konnte. Aber der Teil unseres Hirns, der solche Berechnungen anstellt, ist nicht immer in der Lage jenen Teil auszuschalten, der warnend ruft, dass es nicht ratsam ist, auf eine Betonterrasse zu knallen. Ich hatte mir damals allerdings schon einen einfachen mentalen Trick angeeignet, der mir dabei half, meinen Überlebensinstinkt außer Kraft zu setzen: Ich spulte das ganze Vorhaben noch einmal in meinem Kopf ab und zählte dann an meinen Fingern bis drei. Hatte ich mich für irgendein bescheuertes Kunststück entschieden, das ich unbedingt ausprobieren wollte, und es visualisiert, dann streckte ich meinen ersten Finger aus. Beim zweiten Finger holte ich tief Luft und mit dem dritten Finger war mein Körper dann bereit, die Sache durchzuziehen. Über die Jahre hinweg gab es immer wieder Stunts, bei denen ich mich aus diesem oder jenem Grund letztlich dafür entschied, sie doch nicht auszuführen, aber hatte ich erst einmal den ersten Finger ausgestreckt, mich sozusagen schon verpflichtet, dann gab es kein Zurück mehr.
Da stand ich also oben auf Mamas Dach, stellte mir den Stunt vor, zählte und schaffte es tatsächlich, weit genug zu springen. Schon kurze Zeit danach vollführte ich den Stunt auch kopfüber mit einem schnuckligen Schwalbensprung, der später auf meiner DVD Steve-O: The Early Years dokumentiert wurde.
Ich wohnte nicht lange als Mieter in Joes Haus. Denn zu meinem 21. Geburtstag bekam ich 5000 Dollar, die ich von einem Verwandten geerbt hatte, dem ich nie begegnet war. Mama schuldete ich 3600 Dollar für Arztrechnungen, Darlehen und Kautionen, den Rest brauchte ich innerhalb weniger Wochen auf. Als nur noch 200 Dollar übrig waren, beschloss ich, dass mir eine neue Videokamera wichtiger war als Miete zu zahlen. Also zog ich bei Joe aus und bei Mama wieder
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