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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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ab. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei ihr, um ein paar Sachen für mich einzupacken, brachte sie mich direkt zu »Pathways to Recovery«, einer Entzugsklinik für Drogen- und Alkoholsüchtige in Südflorida.
    Die Klinik wirkte wie ein abgetakeltes Mini-Sommerzeltlager mit Aussichtspavillon und einem Volleyball-Spielfeld in einem erbärmlichen Zustand. Mir war bewusst, dass ich ein Alkoholproblem hatte und theoretisch die Chance eines Entzugs nutzen sollte. Doch realistisch betrachtet war ich einfach noch nicht so weit. Ich hatte andere Prioritäten. Nachdem ich mich etwas umgesehen hatte, entdeckte ich im Gemeinschaftsraum einen Fernseher mit Videorekorder und legte erst einmal mein jüngstes Stunt-Video ein. Ich wollte sicherstellen, dass allen in dieser Klinik klar war, dass sie mit einem völlig verrückten Teufelskerl zusammenlebten. Das Video lief gerade mal zwei Minuten, als einer der Betreuer der Einrichtung kam, das Videoband herausnahm und es konfiszierte. Das ärgerte mich unglaublich und machte meinen Start dort nicht gerade einfacher, auch wenn sicherlich für niemanden der Anfang in einer Entzugsklinik einfach ist.
    Ich weiß noch, dass ich während meiner Zeit in der Klinik von einem der Betreuer von einer Statistik hörte: Nur 5 Prozent der Alkoholiker und Drogensüchtigen werden trocken oder clean und bleiben es auch. 95 Prozent von ihnen kommen betrunken oder high ums Leben. Daraufhin fragte ich mich eigentlich nur: Wenn die Erfolgschancen so niedrig sind, wozu sollte man es dann überhaupt probieren? Ich wusste doch schon, dass ich ein reinrassiger Alkoholiker war – das lag in meinen Genen, die mir von Mama und ihrer ganzen Familie vererbt worden waren. Nachdem ich auf diese Weise erfahren hatte, dass ich, selbst wenn ich mich wirklich bemühte, trocken zu bleiben, nur eine Erfolgschance von fünf zu hundert hatte, war mir genau das richtige Argument geliefert worden, um guten Gewissens sagen zu können: »Scheiß drauf!« Diese Statistik hielt mich jahrelang davon ab, auch nur zu versuchen, trocken zu werden. In meinen Augen war ich ein hoffnungsloser Fall.
    Trotz dieser Grundeinstellung lernte ich während der dreißig Tage, die ich im Pathways verbrachte, auch ein paar Dinge. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich genau diese Dinge nicht unbedingt hätte lernen sollen.
    Wir verbrachten einen Großteil unserer Zeit damit, in Gruppen im Kreis zusammenzusitzen und über unsere Probleme und Empfindungen zu reden. Jedes Mal, wenn neue Leute dazukamen, stellten sie sich vor und erzählten der ganzen Runde, an welchen Drogen sie festklebten. Das Maß an Respekt, das einem von der Gruppe entgegengebracht wurde, stand fast immer in direktem Zusammenhang mit Art und Quantität der Drogen, die man konsumierte. In dieser Klinik wurde stark angegeben im Stil von »Ich hab schon mehr verschüttet, als du je getrunken hast«. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dachte: Mit Entzug hat das nichts zu tun – das ist nur ein Gezanke darüber, wer in der größten Scheiße steckt . Wenn da so ein armes Würstchen ankam und was von Marihuana erzählte, schienen die anderen Süchtigen nur genervt darüber zu sein, dass der Typ sich überhaupt hertraute. Manchmal hatte ich das Gefühl, die würden solche Leute sogar am liebsten verprügeln. Alle waren sich einig, dass Leute, die in die Klinik kamen, nur weil sie Gras rauchten, eindeutig als Schlappschwänze zu bezeichnen waren.
    Es galt als cool, ein schwerer Fall zu sein, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Sich Koks reinzuziehen wurde akzeptiert, war jemand jedoch Crack-abhängig, überschritt das eine rote Linie. Alle waren der Ansicht, dass Cracksüchtige lebende Tote waren, die ständig klauen mussten. Gab jemand zu, ein Problem mit Crack zu haben, mied man jeden Augenkontakt mit ihm. Solche Typen wollte auch keiner als Zimmergenossen haben. Heroinabhängige neigten dazu, schon im Entzug wieder schwach zu werden. Jeder Einzelne von ihnen erklärte, dass er geschworen habe, sich nie wieder einen Schuss zu setzen, doch alle haben es wieder getan, weil es einfach unmöglich war, davon loszukommen, wenn man bei der Einnahme dieses Zeugs erst einmal eine bestimmte Schwelle überschritten hatte.
    Meine Lehre, die ich aus diesen Erfahrungen zog, war, dass mir nichts passieren konnte, solange ich mich von Heroin oder Crack fernhielt. Nach all diesen Geschichten erschien es mir sogar so, als habe ich gar kein echtes Problem. Natürlich betrank ich mich jeden Tag

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