Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Gesicht durch all den Eiter, den es abgesondert hatte, buchstäblich am Kissen fest. Noch Wochen danach musste ich mein Gesicht jeden Morgen vorsichtig vom Kissenbezug ablösen und es danach sauber schaben.
Den Großteil dieses Tages lag ich schluchzend im Bett. Ich hatte höllische Schmerzen und war davon überzeugt, dass mein Gesicht auf immer und ewig wie das des verdammten Freddy Krueger aussehen würde. Ein paar Leute riefen an und erkundigten sich nach meinem Befinden, doch ich sagte Cindy, dass ich niemanden sehen oder sprechen wolle. Ryan kam natürlich vorbei.
»Kumpel, nimm es einfach als noch eine Kerbe in deinem Colt«, meinte er. »Du hast dir das Gesicht verbrannt, na und? Deine Knie sind nicht kaputt, nichts ist passiert, was dich daran hindern könnte, weiter waghalsige Dinge zu tun. Deine Gelenke sind allesamt noch funktionstüchtig. Bald wird es dir besser gehen. Das macht dich nur noch cooler.«
Ryan Simonetti (professioneller Skateboarder, Freund): Er stand viel zu lange in Flammen, doch dass es sich so schlimm auswirken würde, hätte ich nicht gedacht. Schon nach dem ersten Gespräch mit ihm war mir klar, dass er am Boden zerstört war. So deprimiert hatte ich ihn noch nie gesehen. Sonst war er immer supergut drauf. Er hatte mir gesagt, dass er wirklich niemanden sehen wolle, trotzdem platzte ich bei ihm rein. Ich wollte ihm wenigstens ein bisschen moralische Unterstützung geben. Wir waren echt gute Kumpels.
Ich kann mit Worten gar nicht beschreiben, wie wichtig es für mich war, dass Ryan vorbeikam und mich aufmunterte. Die Verbrennungen waren noch immer schrecklich, es tat irrsinnig weh, und es kotzte mich an, jeden Morgen mein Gesicht vom Kissen lösen und den Eiter abschaben zu müssen, doch er hatte recht: Bald würde es mir wieder gutgehen. Außerdem hatte ich mein Ziel erreicht. Denn ein paar Monate später erschien in Big Brother ein kurzer Artikel über meinen Stunt, dazu Fotos von mir vor, während und nach der Aktion. Als Titel stand darüber: »The Burning Boy Festival«.
Cindy wusste, wie ernst es mir damit war, Stuntman zu werden, war jedoch nicht der Ansicht, dass ich diesem Ziel schon irgendwie näher gekommen wäre. Daher versuchte sie immer wieder, einen vernünftigen Weg zu finden, wie ich meine total chaotischen Interessen für eine zukunftsfähige Karriere einsetzen konnte. Im März 1997, zwei Monate vor meinem Feuerunfall bei Big Brother und ein paar Wochen nachdem ich mir bei einem Zahnarzt in der Einkaufsmeile von Albuquerque endlich meine angebrochenen Zähne hatte richten lassen, las Cindy etwas über das Clown-College von Ringling Bros. and Barnum & Bailey. Unterrichtsgebühren wurden keine verlangt, doch prozentual gesehen war es schwieriger, an diesem College aufgenommen zu werden als in Harvard – gerade mal dreißig von rund zweitausend Bewerbern wurden pro Jahr akzeptiert. Sie ermutigte mich dazu, es wenigstens zu versuchen. Also rief ich an und erfuhr, dass nur ein paar Tage später ein Casting in Denver angesetzt war. Leider hatte ich kein Auto und wusste auch nicht, wie ich sonst nach Denver kommen sollte.
Doch an jenem Abend schlug sich das Schicksal auf meine Seite, denn ich lernte auf einer Party ein Mädchen aus Colorado kennen, das in Albuquerque die Frühlingsferien verbrachte. Sie konnte mich am nächsten Tag immerhin bis Colorado Springs mitnehmen. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Dort setzte sie mich vor einem Denny ’ s-Restaurant ab. Ausgerüstet mit einer Sammlung meiner besten Stuntfotos schaffte ich es, eine Kellnerin davon zu überzeugen, mich die restliche Strecke bis nach Denver mitzunehmen.
Bei diesem Vorspielen machte ich echt Eindruck. Ungefähr sechzig Leute gaben eine Kostprobe ihres Könnens ab, und das Erste, was wir tun mussten, war, vor die Kamera zu treten und uns vorzustellen. Das war für mich ein Klacks.
»Mein Name ist Steve Glover. Ich bin ein ehrgeiziger Stuntman aus Albuquerque, New Mexico, und bin gerade die ganze Strecke von Albuquerque nach Denver getrampt, weil ich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen wollte, mich zu fragen, ob ich sonst nicht die größte Gelegenheit meines Lebens verpasst hätte.« Okay, so richtig getrampt bin ich zwar nicht, aber ich wollte mich nicht mit unwichtigen Kleinigkeiten aufhalten. Nach meinem Geschwafel machte ich einen perfekten Rückwärtssalto.
Der Rest des Castings bestand aus ein paar Übungen, die dazu dienten herauszufinden, welche Kandidaten die
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