Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
herum, während mir das Blut aus dem Mund tropfte. Ein paar Jahre später, nachdem ich durch Jackass eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte, startete ich eine Live-Bühnenshow, die ich in der Regel mit diesem Kunststück eröffnete. Wenn das Blut zu fließen anfing, schmierte ich es mir übers Gesicht und ließ es auf meine gesamte Brust tropfen. Das gab schon mal den passenden Grundton für die Show vor.
Eine andere Sache, die Mike mir zeigte, wurde sogar zu einem noch festeren Bestandteil meiner Darbietungen. Eines Tages – wir schrieben im Büro des Schiffs gerade unseren wöchentlichen Bericht – packte Mike einen Bürohefter und tackerte sich eine Heftklammer in seinen Unterarm. Ich war baff. Auch in diesem Fall stellte sich heraus, dass das Ganze weniger schrecklich war, als es schien – es tat ein bisschen weh, aber die Klammer ließ sich ganz einfach wieder herauspulen und hinterließ kaum einen Kratzer.
Ich übernahm diese Idee und arbeitete das Ganze noch gehörig aus. Die Royal Caribbean zahlte unser Honorar alle zwei Wochen in bar. Als ich mich zum allerersten Mal tackerte, nahm ich dafür zehn 100-Dollar-Scheine aus meiner Lohntüte und heftete sie an meine Arme und an meine Brust. Den dazugehörigen Videoclip nannte ich »Der 1000-Dollar-Mann«.
Doch das war erst der Anfang. An meinem ersten Drehtag für Jackass tackerte ich mir die Buchstaben J, A, C, K, A, S und S quer über den Hintern. Alles, was man an seinem Arm anstellen kann, kommt sehr viel schräger rüber, wenn man es an seinem Hintern macht. Es dauerte nicht lange, da fand ich einen normalen Bürohefter nicht mehr aufregend genug, also schnappte ich mir einen professionellen Tacker. Der arbeitete mit deutlich dickeren und längeren Klammern, was natürlich sehr viel mehr wehtat, aber gleichzeitig war die Reaktion darauf auch viel besser. Nachdem ich das Ding ein paar Mal benutzt hatte, kam ich auf die Idee, meinen Hodensack an mein Bein zu tackern. Diese Sache wurde zu einem meiner Markenzeichen. Obwohl das manchmal mit entzündeten, blutunterlaufenen Verletzungen an meinem Skrotum endete, war ich doch überrascht, dass eine solche Aktion am Bein im Allgemeinen schmerzhafter war als am Hodensack.
Allerdings zog ich nichts von diesem Dingen vor dem Kreuzfahrt-Publikum ab. Meine Späße in den Shows mussten unbedingt jugendfrei bleiben. Aber bei den Passagieren kamen sie immer gut an. Meine Clown-Kollegen fanden das Ganze weniger amüsant. Ständig arbeiteten sie an neuen Sketchen und Überraschungen, die ich allerdings weder witzig noch cool fand. Meiner Meinung nach hatte ich schon ein eigenes Repertoire an Tricks aufgebaut, das den Leuten gefiel, deshalb sah ich es nicht ein, mich damit abzuplagen, bei den lahmen Nummern, die sie sich ausdachten, mitzumachen. Immer wenn sie an neuem Material arbeiteten, setzte ich mir einfach meine Kopfhörer auf und beschäftigte mich anderweitig. Aus welchen Gründen auch immer, in dieser Hinsicht führte ich mich wie ein echtes Arschloch auf.
So war es dann letztlich auch keine große Überraschung, dass sich die anderen drei Clowns der Truppe hinter meinem Rücken zusammentaten und dafür sorgten, dass ich gefeuert wurde. Ich hatte zwar einen Vertrag für sechs Monate, aber nach ungefähr vier Monaten gingen sie zu den Royal-Carribean-Oberen und drohten ihnen, zu kündigen, wenn sie meinen Vertrag verlängerten. Normalerweise hätte ich davon nichts erfahren, aber einem der Oberclowns des Unternehmens kam das zu Ohren, und er erzählte mir, dass ich demnächst keinen Job mehr hätte. Ich war froh, dass er es mir verraten hatte, durfte aber natürlich nicht zeigen, dass ich davon wusste – sonst wäre er gefeuert worden. Also musste ich noch zwei Monate lang mit diesen hinterhältigen Clowns zusammenarbeiten und so tun, als wäre alles ganz wunderbar. Das war insofern besonders bescheuert, weil wir praktisch während des gesamten letzten Monats ein Programm für die Jungfernfahrt der Voyager of the Seas einübten.
Die Voyager war damals das größte Kreuzfahrtschiff der Welt und das Juwel in der Krone der Royal Carribean. Für diesen Trip hatten wir eine aufwendige Show konzipiert, und so verbrachte ich zwei Monate mit Proben, lernte Texte auswendig und studierte neue Dinge ein, wußte aber die ganze Zeit über, dass ich von diesem ganzen Zeugs nie etwas vor richtigem Publikum vorführen sollte, weil ich vorher abserviert würde.
Da ich nun wusste, dass ich ab Ende November arbeitslos sein
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